Sommer der Liebe
»Es sei denn, er hasst Pferde.«
»Er hat noch gar keine aus nächster Nähe kennengelernt«, gestand Sian.
»Ich bin sicher, dass er sie lieben wird«, erklärte Fiona. »Außerdem wird da jede Menge los sein.«
»Oh, bestimmt«, sagte Melissa. »Meine Eltern planen das Fest seit Monaten.«
»Ich bin überrascht, dass ich noch gar nichts davon gehört habe«, meinte Fiona, und ihre Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln.
»Wahrscheinlich sind Mum und Dad gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass du helfen könntest. Aber wir brauchen ja auch nicht nur Helfer, sondern auch Gäste!«
»Da wird es sicher auch einige Stände geben, oder, Melissa?«, erkundigte sich Fiona.
»Oh, jede Menge! Wolle, Kunsthandwerk, Schmuck – alles Mögliche. Mum hat die verschiedensten Bekannten um einen Gefallen gebeten. Das Fest findet vor dem Schloss statt.«
»Ach«, sagte Fiona und wirkte plötzlich sehr viel interessierter. »Wird es für die Öffentlichkeit zugänglich sein?«
»Leider nein. Wir haben angefragt, doch sie erlauben es nicht. Kann ich ihnen nicht verübeln. Sie wollen nicht, dass da Fremde herumschnüffeln, selbst wenn es für einen guten Zweck ist.«
»Ich glaube, das wird lustig!«, verkündete Gus entschlossen. »Ich finde, wir sollten alle hingehen.«
»Mein Süßer!«, sagte Melissa, sprang von ihrem Stuhl auf und küsste ihn erneut. »Du bist ein Schatz!«
Sian trank von ihrem Sekt und war plötzlich niedergeschlagen. Bald danach beschloss sie, nach Hause zu gehen. Gus und Melissa schwelgten in Erinnerungen an ihre glückliche Kindheit, und Fiona war verschwunden, um das Abendessen vorzubereiten. Ob es ein Essen à deux (Mutter und Sohn) oder à trois (Mutter, Sohn und Melissa) werden würde, wusste Sian nicht, und es war ihr auch egal. Sie hatte kein Recht, eifersüchtig zu sein, aber wie es schien, ließ dieses nagende Gefühl sich nicht einfach verdrängen. Mit Jody einen Frauenfilm zu gucken, schien ihr die wesentlich bessere Alternative zu sein.
9
Nachdem sich Sian und schließlich auch Melissa verabschiedet hatten, ging Fiona nach oben und ließ Angus vor dem Fernseher allein. Sie las ihre E-Mails; es war eine von Robert darunter. Fiona öffnete sie aus purer Höflichkeit, aber da es darin um ein Möbelstück ging, an dem er interessiert war und das ein echtes Schnäppchen zu sein schien, fühlte sie sich nicht verpflichtet zu antworten. Wenn sie bei ihrem ersten Treffen noch nicht sicher gewesen war, dass sie ihn nicht wiedersehen wollte, dann hatte die Dinnerparty das endgültig entschieden.
Deshalb ging sie erneut auf die Dating-Webseite. Luella hatte ihr (per Mail) geraten, es weiter zu versuchen. Fiona nickte in Gedanken an ihre Freundin. Luella hatte recht, es wurde Zeit, wieder »in den Ring zu steigen«.
Zu ihrer Überraschung und Freude schien noch jemand Interesse an ihr zu haben. Sie klickte sich zu dem Profil des Mannes durch. Er sah wirklich gut aus. Auf jeden Fall war er attraktiver als Robert.
Fiona hinterließ eine Nachricht, dass sie ebenfalls an einem Treffen interessiert sei, und ging wieder zu Angus hinunter. Das Leben macht wirklich sehr viel mehr Spaß, wenn man ein paar Risiken eingeht, dachte sie. Vielleicht hatte sie die ersten gut vierzig Jahre ihres Lebens damit vergeudet, nach Sicherheit zu streben. Möglicherweise wurde es langsam Zeit auszubrechen.
Fiona sah am nächsten Tag auf der Dating-Webseite nach. Da war eine Nachricht von »Mister Attraktiv«:
Schöne Fiona, würden Sie mich in ein Gartencenter begleiten? Ich brauche einen Rat, und ich bin sicher, dass Sie genau die Frau sind, die ihn mir geben kann. Am Sonntag? Erwartungsvolle Grüße, Evan.
Am Sonntag, dachte Fiona, das wäre schön – etwas, auf das sie sich freuen konnte. Anderen Leuten dabei zu helfen, Geld auszugeben, machte immer Spaß!
Sie tippte eine begeisterte Antwort und verabredete sich mit Evan.
Fiona war aufgeregt bei dem Gedanken an eine weitere Verabredung. Es würde ihr guttun, sich wieder auf ihr eigenes Leben zu konzentrieren. In letzter Zeit hatte sie oft daran gedacht, Sian und Angus miteinander zu verkuppeln, trotz der überschwänglichen Melissa, die Fiona an einen fröhlichen Welpen erinnerte, der an jedem hochsprang und ihm durch das Gesicht leckte. Doch da war auch Richard, obwohl Fiona nicht sicher war, wie Sian und er zueinander standen. Sian redete nicht so über ihn, wie man normalerweise über einen Freund redete, aber er mochte Sian sehr, das war
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