Sommer der Liebe
Sian. Setz dich doch, ich hole dir ein Glas. Du hast deinen Sohn nicht mitgebracht?«
»Nein, er ist schon im Bett. Er war nach der Spielgruppe müde. Eine Freundin passt auf ihn auf.« Sie ließ sich in einen der gemütlichen Sessel sinken, die aus dem Garten wieder hereingeholt worden waren. »Das ist auch gut so. Ich bin selbst ziemlich müde.«
»Hier, nimm das!« Er reichte ihr ein Glas Sekt und sah ihr lächelnd in die Augen. Sie wandte den Blick ab. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen herzukommen.
Fiona gesellte sich zu ihnen und nahm die Schürze ab. »Schenkst du mir auch Sekt ein, Schatz, danke.« Sie setzte sich neben Sian. »Hattest du viel zu tun?«
»Ja, aber ich habe auch ziemlich viel geschafft. Rory hatte Annabelle zum Spielen da, und nachdem wir Kuchen gebacken hatten, haben sie sich so gut allein beschäftigt, dass ich weiterarbeiten konnte. Übrigens«, sagte sie mit einem stolzen Lächeln, »würde ich dir gern etwas zeigen, was dir vielleicht gefällt.«
»Ja, schön! Hier, nimm dir eine Olive!« Fiona reichte Sian die Schale, nahm dann von ihrem Sohn ein volles Glas entgegen und trank einen großen Schluck.
Die drei saßen in kameradschaftlichem Schweigen da, als sie plötzlich jemanden rufen hörten.
»Hallo? Jemand zu Hause? Ich habe geklingelt, aber es hat mir niemand geöffnet.« Melissa kam in den Wintergarten und lächelte strahlend.
Fiona sprang auf. »Melissa! Wie schön, dich zu sehen!« Sian konnte erkennen, dass sie nicht wirklich so erfreut war, und fragte sich, ob Gus vergessen hatte, seiner Mutter zu erzählen, dass er Melissa auch eingeladen hatte. »Trink doch etwas mit uns!«
Gus stand auf und reichte Melissa ein Glas Sekt.
»Hey du«, sagte sie und gab ihm einen Kuss. Er küsste sie ebenfalls.
Mich hat er nicht geküsst, wurde Sian mit einem Stich klar. Die Tatsache, dass sie auf dem Platz, an dem sie saß, schwerer zu erreichen war, zählte nicht als Ausrede. Dann rief sie sich selbst zur Ordnung. Gus konnte küssen, wen er wollte.
»Hey Lissa«, sagte er. »Wie geht’s?«
»Niemand außer dir nennt mich noch Lissa. Aber ich liebe es«, bemerkte Melissa erfreut und schlang einen Arm um seine Taille.
»Also, Melissa, wie geht es deinen Eltern?«, fragte Fiona.
»Bestens! Mum organisiert wie immer gerade irgendetwas.« Sie lachte charmant. »Nach den vielen Köstlichkeiten, die du letztens auf den Tisch gezaubert hast, engagiert sie dich vielleicht!«
Sian spürte, dass sie nicht die Einzige war, die Melissa gern vors Schienbein getreten hätte. Diese Frau klammerte sich an Gus wie ein Betrunkener an einen Laternenpfahl. Und Gus hätte sie liebend gern abgeschüttelt, zumindest ließ sein Gesichtsausdruck das vermuten.
»Du schmeichelst mir, Melissa. Deine Mutter ist eine viel bessere Köchin als ich.«
»Darüber wollen wir uns nicht streiten«, erwiderte Melissa. »Jedenfalls bin ich hier, um euch diesmal selbst einzuladen. Ich fühle mich so erwachsen!«
Sie wäre am liebsten in die Luft gesprungen und hätte in die Hände geklatscht, wenn sie dafür Angus nicht hätte loslassen müssen, das konnte Sian sehen.
»Und was hast du mit uns vor?« Gus löste sich von ihr und schob Melissa sanft auf einen Stuhl.
»Ein Picknick! Das wird so ein Spaß! Es ist genau genommen eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der Kirche, so eine Art Reiterfest für Erwachsene, aber natürlich auch mit Aktivitäten für Kinder. Ich möchte, dass ihr alle mitkommt. Du auch, Sian.«
»Oh, das wird nicht gehen, meine Mutter wollte uns besuchen«, sagte Sian, der zu spät klar wurde, dass Melissa noch gar kein Datum genannt hatte und ihre Ausrede deshalb nicht wasserdicht sein würde. Obwohl ihre Mutter tatsächlich ihren Besuch angekündigt hatte.
»Du könntest sie doch mitbringen. Dann kann sie sich mit Fiona unterhalten. Ich bin nämlich nicht sicher, ob meine Eltern Zeit haben werden. Sie werden den ganzen Tag wie Fliegen herumschwirren und alles organisieren. Wir müssen dafür sorgen, dass viele Leute kommen, deshalb dachte ich, es würde Spaß machen, wenn wir alle zusammen hingehen.« Sie sah Gus auf eine Art an, die der Welt mitteilte, dass sie auch gern nur mit ihm allein an dem Picknick teilgenommen hätte.
»Das ist für Rory vielleicht nichts«, wandte Sian ein. Sie war überhaupt nicht sicher, welche Aktivitäten ein Reiterfest beinhaltete, und sie wollte es auch nicht herausfinden.
»Doch, doch, Rory hätte da viel Spaß«, widersprach Gus.
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