Sommer der Liebe
hinten noch anbauen. Aber mit ein bisschen Arbeit und Geld könnte dieses Haus richtig schön werden.«
»Ich finde es jetzt schon sehr schön«, erklärte Sian und ging ihnen auf dem Flur entgegen. Im Stillen gab sie Melissa recht, was die Küche anging.
»Natürlich ist es das«, versicherte ihr Melissa. »Es könnte nur noch viel schöner sein. Ist das hier dein Schlafzimmer?« Sie ging hinein, ohne Sian zu fragen. »Kein angrenzendes Bad? Obwohl man da einen Durchbruch machen könnte. Dann wäre das Schlafzimmer viel größer, und Platz für ein Bad wäre auch, denke ich.« Melissa blickte in den Nebenraum und stellte sich offenbar schon vor, wie sie hier residieren würde.
»Das ist Rorys Zimmer. Ich räume nur schnell den Boden frei, damit ihr es betreten könnt. Bleibt draußen!«
Sian sammelte einige Spielzeuge auf und stopfte einen Stapel sauberer Wäsche in den Schrank mit Vorhang, in dem Rorys Kleidung untergebracht war. Sie richtete gerade das »Thomas, die Lokomotive«-Oberbett, als Melissa und Gus hereinkamen.
»Ja! Perfekt als Bad mit Ankleidezimmer!«, rief Melissa.
»Aber dann hättest du ein Schlafzimmer weniger«, gab Sian zu bedenken, die nicht darüber nachdenken wollte, dass Rorys Schlafzimmer zu einem Bad werden könnte. »Das ist nie gut. Es mindert den Wert eines Hauses.«
»Ach was, es gibt doch noch ein Zimmer«, sagte Melissa, die wieder auf den Flur getreten war und die nächste Tür öffnete. »Oh.«
»Wow!«, rief Gus, der Melissa über die Schulter blickte. »Das ist wundervoll!«
Der Raum – das Arbeitszimmer – war leer, abgesehen von der Kommode, die Fiona Sian geschenkt hatte. Das Möbelstück stand auf ausgebreiteten Zeitungen und trocknete. Sian trat zu Gus und Melissa.
»Bitte nichts anfassen«, sagte sie, weil sie Angst um ihre Arbeit hatte. Doch sie freute sich auch über die Reaktion der beiden auf ihr noch nicht vollendetes Stück.
Sie hatte die Kommode abgeschliffen, weiß gestrichen und Blumen darauf gemalt, die sehr an Van Goghs Iris-Darstellungen erinnerten. Die Oberseite war einfarbig, aber Sian fand, dass die Kommode ein kleines Kunstwerk geworden war, und hatte vor, sie Fiona als Dankeschön für die herzliche Aufnahme hier zu schenken.
»Das machst du also beruflich?«, fragte Gus. »Das ist unglaublich.«
»Finde ich auch!«, rief Melissa. »Ich bin wirklich beeindruckt! Du bist eine Künstlerin, nicht bloß eine Dekorateurin.«
»Danke für das Kompliment«, sagte Sian und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Ich habe Kunst studiert.«
»Würdest du auch etwas für mich bemalen?«, fragte Melissa und wandte sich begeistert zu ihr um. »Ich habe ein paar scheußliche Einbauschränke. Die könntest du für mich neu gestalten.«
»Nicht, wenn du vorhast, dein Haus zu verkaufen.«
»Schon gut. Ich lebe bei meinen Eltern!«
Sian lächelte. »Dann solltest du sie vielleicht erst fragen. Schließlich müssten sie ziemlich viel Geld für ein Zimmer ausgeben, aus dem du ausziehst.« Sian wollte den Auftrag nicht verlieren, aber sie sprach diese Warnung immer aus, wenn sie etwas bemalen sollte, das fest eingebaut war.
»Natürlich frage ich nach, doch ich glaube, du solltest ein geschmackvolles Motiv auswählen, Rosen vielleicht, die sich nach oben ranken. Mummy würde das lieben «, erklärte Melissa.
Sian sah auf die Uhr. »Äh – möchtet ihr noch irgendetwas sehen? Ich muss jetzt nämlich gleich Rory abholen.«
Das war glatt gelogen, doch die beiden würden gezwungen sein zu gehen.
»Ich glaube, ich habe erst mal genug gesehen«, sagte Melissa. »Das Obergeschoss ist größer, als ich gedacht hatte. Das Haus ist wirklich schön.«
»Ja«, stimmte Sian zu und war zu nachsichtig, um hinzuzufügen: Aber noch wohne ich hier.
»Weißt du was? Komm doch nachher mal vorbei«, meinte Gus, der aus dem Fenster gesehen hatte. »Und bring Rory mit. Ich möchte ihn gern kennenlernen.«
»Ich weiß nicht …«, antwortete Sian.
»Und du auch, Lissa«, fügte er mit einem lässigen Lächeln hinzu, dem kaum eine Frau hätte widerstehen können.
»Ja, gern«, erklärte Melissa mit einem kleinen Seufzen. Sie hakte sich bei Gus unter. »Um wie viel Uhr?«
»Gegen sechs?«, sagte er. »Sian? Wäre das okay wegen Rorys Schlafenszeit und so?«
»Vielleicht. Kann ich dir noch Bescheid geben?« Auf gar keinen Fall würde Sian Rory mit zu Gus nehmen, wenn sie es verhindern konnte – und ganz sicher nicht, wenn Melissa auch dort war. Auf der anderen Seite
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