Sommer der Liebe
wie in diesem Moment. Sie rannte förmlich zur Haustür, obwohl sie sich bewusst war, dass sie sich völlig kindisch verhielt.
»Melissa! Wie schön!«, sagte sie ungewöhnlich freundlich, wenn man bedachte, dass sie Melissa Lewis-Jones nicht besonders mochte. »Komm doch rein!«
Melissa sah toll aus in ihrem schicken kurzen Kleid mit Blumenmuster und tiefem Ausschnitt. Sians Freude, sie zu sehen, erhielt gleich einen Dämpfer.
»Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Nein, nein. Gus ist auch hier.«
»Du meinst Angus? Wie schön!«
Die beiden Frauen gingen ins Wohnzimmer.
Gus stand auf. »Hi Lissa. Nett, dich zu sehen.«
»Ich war bei dir zu Hause, um mich bei deiner Mutter für die schöne Dinnerparty zu bedanken«, erklärte Melissa. »Ich dachte, du wolltest joggen gehen? Fiona hat mir das jedenfalls erzählt.«
»Ich war joggen. Ich habe auf dem Rückweg nur kurz Sian besucht, um etwas zu trinken.«
Melissa runzelte leicht die Stirn.
»Möchtest du vielleicht auch eine Tasse Tee?«, fragte Sian.
»Ja, bitte«, antwortete Melissa ungewöhnlich hastig. Es war offensichtlich, dass sie vorhatte zu bleiben. »Hast du grünen Tee? Ich versuche gerade, meinen Koffeinkonsum zu reduzieren.«
»Vielleicht«, erwiderte Sian und ging in die Küche, um nachzusehen.
»Ich liebe dieses kleine Haus einfach!«, hörte sie Melissa zu Gus sagen. »Ich möchte es kaufen. Sian hat es nur gemietet.« Ein Kichern erklang. »Es wäre doch lustig, wenn wir Nachbarn wären, oder nicht?«
»Ich bin sicher, das wäre es«, stimmte Gus zu. »Aber Sian und Rory leben hier.«
»Ach, sie haben das Haus doch nur gemietet«, beharrte Melissa.
Von der Küche aus konnte Sian nicht wirklich beurteilen, wie genau Gus darauf reagierte. Jetzt war nur ein beunruhigendes Schweigen zu hören. Umarmten sie sich gerade leidenschaftlich? Oder war Melissa schon dabei, die Vorhänge auszumessen? Sian goss den Tee so schnell auf, wie sie konnte.
Als sie ihn zusammen mit ein paar Plätzchen auf einem Tablett ins Wohnzimmer trug, fand sie, dass Gus und Melissa nicht unbedingt schuldbewusst auseinandersprangen. Doch sie schienen sich miteinander wohlzufühlen.
»Lissa hat mir erzählt, dass sie gern dieses Haus kaufen möchte«, bemerkte Gus.
Sian zwang sich zu lächeln, als sie Melissa ihren Becher reichte. »Und ich hoffe, dass Luella es nicht verkaufen möchte. Ich wohne nämlich sehr gern hier.«
»Aber du könntest doch auch etwas anderes mieten, oder nicht?«, meinte Melissa.
»Ich werde nichts Vergleichbares finden mit einem großen Garten, in dem ich mein eigenes Gemüse ziehen kann, genug Platz für Rory zum Spielen und so nah zu seiner späteren Schule.«
»Oh«, sagte Melissa. »Ich möchte aber in der Nähe meiner Eltern wohnen.«
Weil sie nicht streiten wollte, bot Sian Gus einen Keks an.
»Ich bin gekommen, um mir jetzt das Haus anzusehen«, fuhr Melissa fort. »Wenn es dir gerade passt, Sian.« Sie lächelte zuckersüß. »Obwohl du natürlich einen Gast hast.«
»Deshalb kommt das gerade ein bisschen ungelegen«, erklärte Sian und lächelte schwach.
»Aber ich bin sicher, Angus würde es nichts ausmachen, oder? Übrigens war die Dinnerparty deiner Mutter toll! So elegant!«
Es lag so viel Überraschung in ihrer Stimme, dass Sian stellvertretend für Fiona wütend wurde.
»Ich weiß, ich war auch dort«, sagte Gus lächelnd.
»Ja, das warst du. Das war mal ein wirklich großer Auftritt!« Melissa hielt seinen Blick fest, und Sian wandte den Kopf ab, sodass sie nicht mitbekam, wie lange sie sich in die Augen sahen.
»Dann wäre es okay, wenn ich mich umsehe?«, fragte Melissa. »Ich bin sicher, Angus würde das Haus auch gern besichtigen.«
»Und ich bin sicher, das möchte er nicht! Warum sollte er?«, erwiderte Sian und sah Gus in der Hoffnung an, dass er ihr zustimmen würde.
»Tja, es interessiert mich wirklich«, meinte er. »Ich habe mich schon immer gefragt, wie es in diesem kleinen Haus aussieht.«
»Großartig!«, rief Melissa und stand auf. »Sollen wir dann gehen?«
»Gebt mir oben zwei Minuten«, bat Sian und fügte sich in das Unvermeidliche. »Ihr könnt euch ja hier unten schon ein bisschen umsehen.«
Sian hatte kaum Zeit, die Unterwäsche vom Vortag in den Wäschesack zu räumen und ihr Bett zu machen, da hörte sie die beiden auch schon die Treppe raufkommen.
»Natürlich würde ich eine Kernsanierung vornehmen lassen«, sagte Melissa gerade. »Die Küche ist furchtbar, und ich würde wahrscheinlich
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