Sommer der Liebe
Es ist viel einfacher, wenn wir mit einem Wagen fahren.«
Fiona zögerte. Sie machte sich keine Sorgen, weil sie die Regeln des Internet-Datings brach. Solche Vorsichtsmaßnahmen waren bei diesem höflichen, aber langweiligen Mann kaum erforderlich. Doch sie war nicht gern von anderen abhängig. Sie wollte sich verabschieden können, wann immer sie wollte. »Ich glaube, ich fahre lieber mit meinem eigenen Auto.« Sie wollte Evan gerade anbieten, ihn mitzunehmen, überlegte es sich jedoch anders. Sie wäre genauso gebunden, wenn er in ihrem Wagen mitfuhr.
»Ich denke, Sie werden feststellen, dass es einfacher ist, wenn Sie mit mir mitkommen. Es ist ein bisschen schwer zu finden, und wenn Sie mich verlieren, dann sehen wir uns vielleicht nicht mehr wieder.« Evan lächelte, und Fiona fragte sich, was die Nachteile wären, wenn sie ihn nie mehr wiedersah. Es fielen ihr keine ein.
»Bitte, meine Liebe«, fuhr er fort. »Sonst glaube ich noch, dass Sie mir nicht trauen.«
Fiona seufzte und gab nach. »Also gut, aber ich möchte nicht zu spät zurück sein. Mein Sohn lebt bei mir, und er ist ein hoffnungsloser Koch.« Eine bessere Ausrede war ihr beim besten Willen nicht eingefallen.
»Ich verstehe. Ich koche selbst leidenschaftlich gern, doch um die Wahrheit zu sagen, kann nicht jedes Mitglied des starken Geschlechtes das von sich behaupten.«
»Sollen wir fahren?«, fragte Fiona. Sie verlor langsam die Geduld.
Sie setzte sich auf den Beifahrersitz des Volvo, und nachdem Evan ihr die Tür aufgehalten, ihr den Sicherheitsgurt zurechtgerückt und die Tür dann fest zugeschlagen hatte, stieg er neben ihr ein.
»Und hat sich die Gärtnerei auf etwas Besonderes spezialisiert?«, fragte sie.«
»Elfenblumen, Hundszahn und Farne«, erklärte Evan.
Obwohl sie eine recht erfahrene Gärtnerin war, sagten Fiona nur die Farne etwas. »Ich mag Farne sehr gern«, erklärte sie und hoffte, dass ihre Unwissenheit nicht auffallen würde. Wenn die Chemie zwischen Evan und ihr gestimmt hätte, hätte sie einfach nach Elfenblumen und Hundszahn gefragt. Doch sie hatte keine Lust, Evans langatmigen Erklärungen weiter zu lauschen, und hoffte einfach darauf, dass sie die Pflanzen erkennen würde, wenn sie sie sah.
Der Weg zu der Gärtnerei war weit und kompliziert. Sie sah ein, dass Evan vorgeschlagen hatte, besser nur mit einem Auto zu fahren. Doch je länger sie unterwegs waren, desto mehr wünschte sie, sie säße in ihrem eigenen Wagen und könnte einfach umkehren. Sie fühlte sich hilflos. Konnte sie ihn bitten zurückzufahren? Je länger sie fuhren, desto länger würden sie für den Rückweg brauchen.
»Suchen Sie nach bestimmten Pflanzen?«, erkundigte sie sich.
»Eigentlich nicht«, sagte Evan. »Ich finde es schöner, einfach zu sehen, was da ist, obwohl auf meinem sorgfältig durchkomponierten Grundstück nur die zartesten Pflanzen willkommen sind.«
»Vielleicht sollten wir nicht so weit fahren, wenn Sie gar nichts kaufen wollen. Mein Garten ist eigentlich auch voll.«
»Ich nehme an, sie haben den Vorteil, ein viel größeres Grundstück zu besitzen als ich, aber ich finde, mein Garten ist eine kleine grüne Oase.«
»Hm.« Fiona hatte wie selbstverständlich angenommen, dass Evan wie sie auf dem Land lebte. »Ist es dort, wo Sie wohnen, sehr verbaut?«
»Ich bin von Feldern umgeben«, erklärte Evan. »Aber ich mag Ordnung. Natur ist schön und gut, doch sie muss kontrolliert werden. Wie steht es mit Ihnen selbst?«
Fiona sah ihn irritiert an und fragte sich, warum er nicht einfach »Ihnen« gesagt hatte. »Ich persönlich mag es ein bisschen wilder.«
Es entstand eine Pause. »Das konnte ich Ihren Mails entnehmen«, sagte Evan.
Fiona begann sich unwohl zu fühlen, obwohl sie nicht sagen konnte, woran es lag. Schließlich lief sie nur Gefahr, einen schier endlosen, langweiligen Nachmittag zu verleben. Evan war ein Mann, der von seinem Garten besessen war und es mit Internet-Dating versuchte. Das hieß nicht zwangsläufig, dass er nicht normal war.
Endlich bog das Auto in eine schmale Einfahrt mit einem verwitterten Schild, auf dem Squirrels Gärtnerei stand, und Fiona fühlte sich sofort besser. Ihre überbordende Fantasie hatte ein finsteres Szenario entworfen, und sosehr sie auch versuchte, sich davon abzuhalten, stellte sie sich doch immer vor, dieser komische – oder vielleicht auch nur altmodische – Mann würde sie an einen schlimmen Ort bringen. Aber es war tatsächlich nur eine Gärtnerei. Sie
Weitere Kostenlose Bücher