Sommer der Liebe
sie zu Hause sein, und dann würde sie herausfinden, ob Sian berechnend war oder einfach nur auf merkwürdige Weise Glück gehabt hatte – oder Pech. Sie blickte ihre Freundin prüfend von der Seite an. Nein, Sian war nicht berechnend. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass sie Angus wiedersehen könnte, das hatte ihre Reaktion auf der Dinnerparty deutlich gezeigt, und sie hatte offensichtlich keine Ahnung gehabt, dass sie, Fiona, die Mutter ihres Exfreundes war.
Diese Erkenntnis erfüllte Fiona mit einer großen Erleichterung. Sie hatte Sian sehr gern und wollte nicht glauben, dass sie Hintergedanken gehabt hatte, als sie ihre Freundschaft gesucht hatte. Sian würde Angus jetzt jedoch die Wahrheit sagen. Es wäre falsch, ihm seinen Sohn länger vorzuenthalten.
»Fiona …« Sian unterbrach ihre Gedanken. »Ich weiß, wir wollten zu dir fahren, aber würde es dir etwas ausmachen, wenn wir stattdessen zu uns gingen? Dann kann ich Rory ins Bett bringen, wenn er müde wird.« Sian erschien der Gedanke, ein unangenehmes Gespräch führen zu müssen, auf vertrautem Boden weniger beängstigend.
»In Ordnung«, sagte Fiona. »Aber hast du Eis da?«
»Ja. Und Wein und etwas zum Knabbern. Ich könnte uns sogar noch schnell Nudeln und einen Salat zubereiten, wenn wir Hunger bekommen.«
»Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder etwas essen kann!«, erwiderte Fiona seufzend.
Später, nachdem Rory mit einem Schüsselchen Eis und zwei Waffeln am Tisch saß, fragte Sian: »Wo ist Gus eigentlich jetzt? Isst er zu Hause etwas?«
»Ich habe ihn eben vom Handy aus angerufen, als du mit Rory im Bad warst. Er muss Luella noch zurück ins Hotel fahren, und dann erwähnte er noch, dass er mit Melissa etwas trinken gehen wollte.« Fiona sah Sian an und wollte sich entschuldigen, doch dann schalt sie sich selbst dafür. Ihr Sohn hatte jedes Recht, etwas mit einer anderen Frau zu unternehmen. »Sie sind ja beide ungebunden.«
»Natürlich.« Sian nickte, doch sie sah betroffen aus. »Und, was möchtest du haben, abgesehen von einem großen Glas Wein?«
»Wir sollten keinen Alkohol mehr trinken.«
»Ich sollte das nicht, weil ich schon so viel hatte, aber du hast doch nur ein Glas Sekt getrunken, oder? Mir hatte Veronica ja einen dieser antiken Becher gegeben, um daraus zu trinken.«
»Typisch Veronica, dass sie diese faltbaren Dinger dabeihatte. Zweifellos für Jagdgesellschaften.«
»Sie sind ziemlich vornehm, die Lewis-Jones, oder?«
»Ja, aber lustig.« Fiona hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, über die beiden zu reden. Sie waren so großzügige Gastgeber gewesen, und sie fühlte sich noch schlechter, weil sie bei sich gedacht hatte, dass sie nicht wirklich vornehm waren, sondern nur reich. »Und sehr nett«, fügte sie deshalb schnell hinzu.
»Definitiv. Und sie sind Organisationsgenies. Denk doch nur an die vielen Vorbereitungen, die für das Picknick notwendig waren!«
Fiona stimmte Sian von ganzem Herzen zu. »Beim letzten Picknick, das ich veranstaltet habe, gab es eine Flasche Sprudel für die Kinder und ein paar trockene Sandwiches.«
Sian lachte. »Solche Picknicks kenne ich. Möchtest du also einen Schluck Pinot?«, erkundigte sie sich.
Fiona war entschlossen, es Sian leicht zu machen. Sie sah schrecklich angespannt aus.
Rory kratzte den letzten Rest aus seiner Eisschale. »Darf ich draußen im Garten spielen?«, fragte er. »Ich tue so, als würde ich Feuer machen und im Kessel Wasser kochen.«
»Solange du nur so tust, als ob«, sagte Sian und öffnete dann den Kühlschrank.
Fiona sah zu, wie sie darin nach Oliven und Wein suchte. Es ist meine Schuld, dass sie so nervös ist, dachte sie. Sie weiß, dass ich sie darauf ansprechen werde, und sie will nicht darüber reden. Aber das muss sie! Fiona war sich da sehr sicher. Sie konnten die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen.
Sian stellte eine Flasche Wein, Gläser, eine kleine Schale mit Oliven und eine Schüssel mit Kettle Chips auf ein Tablett. »Gehen wir ins Wohnzimmer. Von dort können wir Rory hören, und es ist gemütlicher.« Sie zögerte. »Ich sollte es genießen, solange ich das Haus noch habe.«
Beide Frauen setzten sich. Sian füllte die Gläser und reichte eines Fiona. »Prost«, sagte sie einen Augenblick später. Beide Frauen tranken einen großen Schluck Wein.
»Okay«, meinte Fiona. »Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Wie ist es passiert?«
Sian seufzte. »Wir lernten uns auf einer Party kennen – auf Richards
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