Sommer der Liebe
möglich. Aber ich möchte es Gus nicht sagen. Ich finde, mein Leben ist im Moment schon kompliziert genug. Ich muss Auftraggeber finden, ich muss mir eine neue Bleibe suchen – all das.«
Fiona verstand das, doch sie blieb hart. »Hör zu, Rory hat doch bald Geburtstag, oder?«
Sian nickte.
»Ich gebe dir ein bisschen Zeit, um dir zu überlegen, wie du vorgehen willst, aber spätestens dann musst du es Angus sagen.« Als sie sah, dass Sian erneut protestieren wollte, meinte sie: »Liebes, er wird sonst von allein drauf kommen. Er kann rechnen. Es wäre viel besser, wenn du es ihm erzählst, als wenn er es selbst herausfindet. Ich weiß, dass es dir schwerfällt, doch ich kann nicht zulassen, dass du es ihm verschweigst, und je länger du es hinausschiebst, desto schwerer wird es.«
»Okay«, sagte Sian nach ein paar Augenblicken kleinlaut.
Zufrieden, dass Sian zur Vernunft gekommen war, sagte Fiona: »Wann hast du erfahren, dass Angus für eine so lange Zeit weggeht?« Fiona erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem Angus ihr von seinen Plänen fortzugehen erzählt hatte. Natürlich hatte sie als gute Mutter so getan, als freute sie sich für ihn. Aber in ihrem Herzen hatte sie sich gefragt, wie sie ohne ihn zurechtkommen sollte. Es hatte zwar Postkarten und hin und wieder ein kurzes Telefonat und E-Mail-Kontakte gegeben, doch sie hatte ihn schrecklich vermisst.
»Er hat es mir irgendwann in der Nacht erzählt. Ich weiß nicht mehr genau, wann.«
Fiona nickte. »Nur um sicherzugehen, wie gut mein Sohn aufpasst … Darf ich dich fragen, wie du …«
»Wie ich schwanger geworden bin?« Sian runzelte die Stirn, während sie darüber nachdachte, wie sie es am besten ausdrücken sollte. »Man kann es nicht wirklich einen ›Unfall‹ nennen, aber …«
»Geplatztes Kondom?«
»Geplatztes Kondom.«
Fiona lachte, froh darüber, die Stimmung aufgeheitert zu haben.
»Hallo Mum, hallo Fona«, sagte Rory, der in diesem Moment im Zimmer erschien und sich offensichtlich fragte, worüber seine Mutter und ihre Freundin lachten. »Hier sind Blumen für dich.« Er reichte Fiona einen kleinen Strauß, in dem auch zwei Löwenzahnblüten und eine Gartenwicke steckten. Dann rannte er gleich wieder raus, um noch mehr Äste auf sein imaginäres Feuer zu legen.
Fiona sagte: »Wenn Rory ganz offiziell mein Enkelkind ist – und ich bestehe darauf, dass das bald offiziell wird –, dann bestehe ich darauf, dass er mich weiter Fona nennt.«
Sian stand aus ihrem Sessel auf und gab ihr einen Kuss.
13
Sian hatte eines Morgens in der folgenden Woche gerade angefangen zu arbeiten, als das Telefon klingelte. Sie war nicht erfreut, am anderen Ende der Leitung Melissas Stimme zu hören.
»Hi Melissa. Ich hatte mir heute vorgenommen deiner Mutter zu schreiben, um mich für den wunderschönen Tag zu bedanken.«
»Es war lustig, nicht wahr?« Melissa zögerte. »Angus hat allerdings ziemlich mit mir geschimpft.«
»Oh? Warum das denn?«
»Er sagte, es sei unfair von mir gewesen, Luella einzuladen und dich damit zu überfallen, dass sie mir ihr Haus verkaufen wird. Es tut mir leid. Ich habe einfach nicht nachgedacht.«
»Es war ein Schock, das muss ich zugeben, doch es kam ja nicht völlig unerwartet.« Es überraschte sie, dass Melissa anrief, um sich zu entschuldigen.
»Angus war sogar ziemlich wütend auf mich.« Melissa kicherte. »Er kann ziemlich … streng werden, wenn er will. Ist bei einem Mann nichts Schlechtes.«
Sian fühlte sich nicht in der Lage, das zu kommentieren. »Ich hoffe, ihr habt euch meinetwegen nicht gestritten.«
»Nein, nein, es war sehr lustig, von dem süßen Angus ausgeschimpft zu werden. Aber um meinen Fehler wiedergutzumachen, wollte ich dich fragen, ob du Zeit hättest, bei meiner Mum vorbeizukommen, um dir die Einbauschränke anzusehen? Ich ziehe zwar aus, würde jedoch trotzdem gern ein bisschen renovieren. Was meinst du?«
Sian konnte nicht wirklich Nein sagen. Veronica Lewis-Jones kannte einflussreiche Leute. Sian wollte sie auf keinen Fall vor den Kopf stoßen; außerdem war Veronica nicht verantwortlich für das Verhalten ihrer Tochter. »Okay. Wann würde es dir passen? Morgens ist es besser, weil ich nachmittags ja auf Rory aufpassen muss.«
»Das ist noch so eine Sache. Angus hat geschwärmt, was für ein nettes Kind Rory ist. Und das ist er wirklich! Ich bin sicher, Angus würde einen Nachmittag auf ihn aufpassen, während du bei uns bist. Mummy hat morgens immer viel um die
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