Sommer der Liebe
ist oder nicht, legt es euch an die Lippen.« Er sagte das mit einem provokativen Grinsen, als wäre er überzeugt, dass Sian lieber sterben würde, als sich ein Stück Holz an den Mund zu legen.
»Kein Problem«, meinte sie und strengte sich an, sich nicht länger wegen Luella aufzuregen.
»Okay, dann kommt ihr beiden klar?«, fragte Gus. »Ich muss zurück zum Land Rover und ein paar Sachen holen. Ich bin sofort zurück.«
Sian sah ihm nach und bemerkte, dass er etwas merkwürdig lief. Er hatte von einer Verletzung am Bein gesprochen; sie musste ziemlich schwer gewesen sein.
Gus kam schnell zurück und fing an, die Äste, die Sian und Rory gesammelt hatten, auf eine, wie Sian fand, sehr brutale Weise zu sortieren.
»Wenn ein Ast nicht sofort bricht, ist er vermutlich zu feucht. Es ist wichtig, das Feuer richtig vorzubereiten, sonst raucht es nur, und wir blamieren uns. Und wir möchten doch, dass deine Mum ihre Tasse Tee bekommt, oder, Rory?«
»Frauen mögen Tee«, sagte Rory. »Die Mütter von all meinen Freunden trinken ganz viel davon. Wenn sie nicht Wein trinken.«
»Rory!« Sian keuchte entsetzt auf. »So ist das nicht. Wir trinken nur Wein, wenn wir auf einer Party sind oder nett essen gehen. Und dann nehmen wir uns auch ein Taxi nach Hause. Außerdem wollte Luella doch unbedingt kochendes Wasser für einen guten Tee. Sie hätte auch Wein trinken können.«
Gus zerbrach weiter die Äste und ignorierte ihren Protest. Die, die er für gut befand, steckte er in eine Plastiktüte, die zu den Sachen gehörte, die er aus dem Land Rover geholt hatte. Die anderen Gegenstände lagen verborgen in einem grünen Rucksack.
»Ich hoffe, du hast ein paar Streichhölzer oder vielleicht ein Feuerzeug da drin«, sagte Sian misstrauisch und wies auf den Rucksack. »Ich möchte nicht, dass mein Tee von deiner Fähigkeit abhängt, Hölzer aneinanderzureiben, um ein Feuer zu entfachen.«
»Natürlich kann ich so ein Feuer machen – na ja, irgendwie –, aber das ist heute nicht nötig.«
Rory ließ gerade ein weiteres Bündel Äste fallen. »Kannst du wirklich Feuer machen, indem du Hölzer aneinanderreibst?«, wollte er staunend wissen.
»Es ist ein bisschen komplizierter, aber im Grunde kann ich es, ja.«
»Das würde ich gern sehen«, sagte Rory aufgeregt.
»Ich zeige es dir«, versprach Gus, und sein Gesicht spiegelte die gleiche Begeisterung wie Rorys. »Irgendwann bauen wir eine Hütte, schlafen darin und bereiten uns das Frühstück über dem Feuer zu. Wenn deine Mutter es erlaubt.«
Eine Million Gedanken flogen durch Sians Kopf. »Na ja, vielleicht möchtest du nicht gern in einer Hütte schlafen, Rory«, wandte sie vorsichtig ein. »Aber wenn Gus eine bauen kann, dann könntest du darin spielen.«
Gus rümpfte die Nase. »Madam, nur, damit Sie es wissen: Die Hütten, die ich baue, sind nicht zum Spielen gedacht.«
»Nein?« Sian grinste ihn an. Sie stellte fest, dass sie sich trotz ihrer Nervosität amüsierte. »Ich glaube, du wirst feststellen, dass sie es doch sind.« Rory, der von dem Geplänkel der Erwachsenen gelangweilt war, rannte weg, um noch mehr Äste zu sammeln. »Und obwohl es ein nettes Angebot ist, bin ich nicht sicher, ob es Rory wirklich gefallen würde, draußen zu schlafen. Er würde vermutlich sein Bett vermissen und seinen Teddy und müsste dann doch wieder ins Haus gehen. Du weißt ja, wie Kinder sind. Na ja … ich meine …«
»Ich kann mich erinnern, wie ich beim Zelten im Garten Angst bekam und wieder reinlief«, stimmte Gus ihr zu.
»Dann verstehst du es ja.«
»Ich glaube, dass Rory eine solche Nacht in einer Hütte toll fände, wenn du auch in der Hütte schlafen würdest. Wir bauen eine Zwei-Mann-Hütte, und Rory kann in der Mitte liegen. Aus Gründen des Anstands.«
Zum Glück war es unter den dicht belaubten Bäumen dämmrig. Deshalb bemerkte Gus vielleicht nicht, wie rot sie wurde. Sie würde ihre Gedanken so trainieren müssen, dass sie sich nicht ständig um die Zeit drehten, die sie zusammen verbracht hatten. Das war zu beunruhigend. Sian musste allerdings zugeben, dass es schön war, mit Gus zusammen zu sein. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Richard sich im Wald herumtreiben würde. Aber dieser Vergleich war jetzt einfach nicht fair. Richard hatte viele gute Seiten; sie fielen ihr nur gerade nicht ein.
»Also gut. Haben wir genug Feuerholz zusammen, um den Damen ihren Tee zu kochen?«
»Ich glaube ja«, meinte Sian. »Es scheint eine ganze Menge zu
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