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Sommer der Liebe

Sommer der Liebe

Titel: Sommer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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haben dann unsere Eltern hergeschleppt, wann immer wir konnten. Als wir alt genug waren, um allein auf unseren Rädern herzufahren, waren wir fast täglich hier.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, Rory ganz allein so weit mit dem Fahrrad fahren zu lassen«, sagte Sian. »Aber ich komme auch aus London. Ich bin sicher, auf dem Land ist das etwas anderes.« War es im ländlichen Bereich wirklich so viel anders? Sie hoffte es.
    »Unsere Eltern wussten immer, wo wir waren. Damals besaß noch nicht jedes Kind ein Handy, aber wir fühlten uns sicher.« Er lachte. »Obwohl ich einmal hinfiel und mir das Bein aufschlug. Mein Bruder half mir aus dem Wald hinaus. Wir humpelten neben unseren Rädern zurück, bis wir an ein Haus kamen. Die Leute ließen uns rein, als wir klopften. Sie waren großartig. Haben unsere Eltern angerufen, uns Saft und Plätzchen angeboten und mein Bein verarztet.« Plötzlich ernst geworden, sah er Sian an. »Ehrlich, die meisten Menschen sind nett, freundlich und hilfsbereit. Die Perversen, die, über die man in der Zeitung liest, sind die Ausnahme.«
    »Das weiß ich!«, sagte Sian leichthin.
    »Okay!«, meinte Gus, als sie den Teil des Waldes erreichten, den er für geeignet hielt. »Wir suchen nach langen Ästen, die oben eine Gabel bilden. Ich kann sie ein bisschen zurechtschneiden, wenn es nötig ist. Ah! Hab einen gefunden! Siehst du, Rory? Wir brauchen noch mehr Äste wie diesen. Ruf mich, wenn du ihn nicht allein tragen kannst! Und denk daran: Zieh ihn hinter dir her, wenn du kannst! Es lohnt sich nicht, mehr Gewicht zu schleppen als nötig. Wir suchen so viel zusammen, wie wir finden können, und sammeln sie hier, und dann bringen wir sie zum Land Rover.«
    Sian war erfreut und überrascht zu sehen, wie eifrig Rory Äste sammelte und wie hart er arbeitete, um dickere herbeizuschaffen. Sie selbst war ebenfalls begeistert bei der Sache und fand die Aufgabe unerwartet befriedigend.
    »Okay, das reicht fast. Sian, hast du Angst allein im Wald? Rory und ich holen jetzt nämlich den Wagen, und dann können wir aufladen. Hier …«, er griff in seine Hosentasche und zog zwei schwarze Müllsacke heraus, »… füll die mit Laub. Wir brauchen jede Menge davon. Ich habe noch mehr Säcke, die bringe ich mit.«
    Rory ging aufgeregt mit Gus davon. Er machte besonders große Schritte, um mit seinem neuen Freund mithalten zu können.
    Während sie den beiden nachsah, fragte Sian sich nicht zum ersten Mal, wie es werden würde, wenn Gus die Wahrheit über Rory wusste. Würde sich die Beziehung der beiden zueinander ändern? Sicher nicht, Gus mochte Rory. Alles würde gut werden. Es war die Tatsache, dass sie Gus die Vaterschaft bis jetzt verschwiegen hatte, die ihr Sorgen machte. Würde er ihre Gründe verstehen, oder würde er ihr Schweigen niemals verzeihen? Sie wusste nicht, wie nachtragend er war. Hoffentlich reagierte er so großartig wie Fiona!
    Für eine Weile beruhigt, sammelte Sian fröhlich Laub zusammen und versuchte, nicht daran zu denken, wie viele Insekten und anderes Getier mit in den Müllsack wanderten. Sie war froh über die Handschuhe. Sie füllte die beiden Säcke und war sehr zufrieden mit sich. Aus ihr würde noch mal eine echte Landfrau werden.
    Rory hatte offensichtlich so viel Spaß wie schon lange nicht mehr. Er saß – sicher angeschnallt, wie Sian erfreut bemerkte – vorne auf dem Beifahrersitz, während Gus und er mit dem Land Rover durch den Wald auf Sian zufuhren, und strahlte vor Freude und Begeisterung. Kein Geburtstagsgeschenk, das er jemals bekommen hatte, konnte da mithalten.
    »Okay, Leute, jetzt legen wir die Äste hinten rein!«, entschied Gus.
    Es war eine ermüdende Arbeit, vor allem, da Gus noch mehr schwarze Säcke dabeihatte, die Sian füllen musste. Weder Gus noch Rory hielten das Laubsammeln für ihre Aufgabe. Sian musste immer weiter in den Wald hineingehen, um noch welches zu finden. Von ferne konnte sie Rory lachen hören. Wahrscheinlich hatte Gus eine freche Bemerkung gemacht. Sian fand den Gedanken mit einem Mal tröstlich, dass Rory bald einen Vater haben würde, ohne dass sie einen Ehemann haben musste. Vielleicht war das die ideale Lösung. Sie, Sian, war so lange allein zurechtgekommen, dass sie das auch weiterhin schaffen würde. Aber Rory genoss das Zusammensein mit Gus so sehr; da konnte sie ihm den Vater nicht länger vorenthalten. Und es sah ja auch so aus, als bliebe Gus im Lande, zumindest auf absehbare Zeit – sein Bein und sein Buch würden

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