Sommer der Liebe
du denn, Fiona? Die kann man doch nicht als ›Gerümpel‹ bezeichnen, oder?«, fuhr Sian fort. »Das hier würde im Wintergarten hübsch aussehen.«
»Das stimmt. Ich nehme es.«
Während sie bezahlte, sah Gus sich sehr interessiert Sians übrige Stücke an. »Ja«, sagte er plötzlich. »Ich möchte ein Namensschild kaufen.«
»Oh, toll«, antwortete Sian ein bisschen überrascht. »Welchen Namen soll ich denn draufschreiben? Gus oder Angus? «
»Melissa «, erklärte er. »Das wird ein tolles Geschenk.«
»Ach«, sagte Sian, als sie die Sprache wiedergefunden hatte. »Hat sie Geburtstag?«
»Ja, und sie hilft mir im Moment sehr. Ich möchte ihr gern etwas Schönes schenken.«
»Nun, ich freue mich, dass dir wenigstens meine kleinen Tafeln gefallen«, entgegnete Sian und konnte nicht ganz verhindern, dass sie gereizt klang. »Nachdem du die Frisierkommode so schrecklich fandest …«, fügte sie hinzu, damit er nicht glaubte, sie wäre eifersüchtig auf Melissa.
»Ich glaube einfach nicht, dass wir sie brauchen«, beharrte er. »Könntest du vielleicht noch ein paar Ponys neben Lissas Namen malen? Ich stelle sie mir eigentlich immer auf einem Pony vor.«
»Weißt du was, ich werde das Schild zu Hause bemalen. Da habe ich dafür viel mehr Ruhe«, sagte sie. Ihr Stolz verlangte es, dass Melissas Name perfekt und die Ponys echte dicke Thelwells mit den charakteristischen abstehenden Schwänzen waren, so wie in den berühmten Kinderbüchern von Norman Thelwell. »Ich könnte es dir dann vorbeibringen. Wann brauchst du es?«
»Am Freitag, wenn das geht. Ich gehe an ihrem Geburtstag mit ihr aus.«
»Okay! Kein Problem.« Sian lächelte fröhlich, als wäre Gus nur irgendein Kunde.
»Großartig. Ich habe mich gefragt …«
»Oh, sieh doch«, rief sie erfreut. »da kommt Richard!«
Sie hatte ihn erst zu Rorys Geburtstag zurückerwartet – er hatte versprochen, da zu sein –, musste es jedoch geschafft haben, sich früher loszueisen. Und er kam gerade richtig!
»Hallo Mädels, Gus«, begann Richard. »Hätte irgendjemand etwas dagegen, wenn ich Sian entführe und mit ihr essen gehe?«
Mit Richard essen zu gehen war nicht besonders aufregend, obwohl er ein ganz amüsanter Begleiter war. Aber selbst wenn es die langweiligste Veranstaltung aller Zeiten gewesen wäre, hätte sie sich wegen des Ausdrucks auf Gus’ Gesicht gelohnt. Nachdem sie sich mit Jody besprochen hatte, ging Sian grinsend mit Richard auf ein nahe gelegenes Lokal zu.
Obwohl sie wusste, dass es viele Vorteile hatte, wünschte Sian jetzt, sie hätte Fionas Angebot, Rorys Geburtstagsfeier in ihrem Garten auszurichten, nicht angenommen. Sie erzählte ihrer Mutter von ihren Zweifeln.
»Das ist ein ganz schöner Aufwand für sie. Ich sollte ihr sagen, dass ich hier feiere.«
»Nein, lass das lieber! Sie wird furchtbar verletzt sein. Außerdem möchte ich sie kennenlernen. Warum willst du das Fest denn nicht in ihrem Haus veranstalten?«
Sian konnte ihrer Mutter den Grund nicht sagen. Sie wusste, dass sie es früher oder später hinter sich bringen musste, wahrscheinlich, wenn ihre Mum zu Rorys Geburtstagsfeier herkam, aber am Telefon brachte sie es nicht über sich. »Ich weiß es eigentlich nicht. Es erscheint mir einfach wie eine Zumutung.«
»Fiona hätte doch keinen Grund gehabt, dir das Angebot zu machen, wenn sie den Geburtstag nicht ausrichten wollte.«
Sian biss sich heftig auf die Lippe, um nicht zu sagen: Oh, sie hat durchaus einen Grund!
»Jedenfalls möchte ich ihr Haus sehen«, erklärte ihre Mutter. »Und wenn es regnet, ist deins ohnehin zu klein für die Feier. Kommt Richard eigentlich auch? Er ist ein so netter Mann.«
Das ist er, gestand sich Sian ein. Wenn sie doch nur halb so oft an ihn denken würde wie an Gus! Richard wäre der perfekte Ehemann: solide, verlässlich, liebevoll; all das war Gus nicht. Auch wenn er gut mit Rory umgehen konnte und der Junge ihn wirklich mochte …
Rory und Sian backten gerade für die Party, als Gus an der Hintertür klopfte und in die Küche trat.
Ihn zu sehen war ein Schock. Es war Sian in den letzten Tagen ganz gut gelungen, ihm aus dem Weg zu gehen, seit sie ihm das Schild für Melissa gebracht hatte. Und da hatte sie sich geweigert, noch reinzukommen, und das Namensschild nur abgegeben.
Jetzt stand er in ihrer Küche und erfüllte den Raum mit seiner Energie – und Sian erinnerte sich mit Schrecken wieder an Fionas »Deadline«. Der Tag der Wahrheit, an dem sie Gus von Rory
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