Sommer der Liebe
leise, nachdem Rory eingeschlafen war.
Gus nahm das Lob mit einem Grinsen zur Kenntnis.
»Und es liegt sicher nicht daran, dass du sein Vater bist«, fuhr Sian fort. »Du hast einfach ein Händchen für Kinder. Das ist mir auf Rorys Geburtstagsparty aufgefallen. Du bist ein Naturtalent.«
»Ich fühle mich Rory sehr nah, aber ich mag Kinder generell.« Er seufzte. »Ich habe da einen Traum …«
Sian hatte das Bedürfnis, ihre Unterhaltung leicht zu halten. »Was, willst du eine ganze Horde Kinder in der Wildnis großziehen?«
Gus lachte verlegen. »Na ja, das auch, aber mein ganz konkreter Traum ist, Überlebenstrainings-Kurse für Kinder anzubieten. Vor allem Stadtkinder wissen nicht, dass man spannendere Sachen mit einem Messer machen kann, als seine Kumpel damit abzustechen.«
»Wären Kinder in Rorys Alter nicht ein bisschen zu jung für solche Kurse?«
»Wahrscheinlich. Einem Kind allein kann man sehr viel beibringen. Aber ich möchte gern Kurse für Kinder von vielleicht neun oder zehn Jahren anbieten – bevor sie sich zu schade sind, um im Wald zu spielen.«
»Ich finde, das ist ein großartiger Plan. Du könntest das tun, was du am liebsten machst, und würdest der Welt gleichzeitig einen Dienst erweisen.« Sian zuckte mit den Schultern. »Na ja, du weißt schon, wie ich das meine. Dass du den Kindern beibringst, die Natur und die Tiere zu respektieren und keinen Müll in den Wald zu werfen – das ist wichtig.«
»Das finde ich auch.«
»Und was hält dich davon ab?«, fragte sie. In seiner Stimme hatte so viel Leidenschaft gelegen, als er von seinem Plan gesprochen hatte. Sian war geschmeichelt, dass er ihr davon erzählt hatte, und sie war sicher, dass er erreichen würde, was er sich vornahm. Sie erinnerte sich plötzlich an die vielen Gerätschaften in der Scheune und lächelte. »Du hast jedenfalls genug Jurten, um alle Teilnehmer unterzubringen.«
»Das stimmt.« Gus streckte sich und veränderte seine Position. »Leider sind die Jurten nicht alles, was ich brauchen würde. Zuerst bräuchte ich ein Stück Land. Ich könnte es am Anfang vielleicht pachten, aber ohne Kapital kann man sich nicht selbstständig machen. Deshalb scheitern so viele.«
Sie dachte eine Minute nach. »Ich bin sicher, dass Felicity Andrews von der Fillhollow School dir helfen würde. Vielleicht könntest du mit den ältesten Schülern einen Ausflug unternehmen. Dann kannst du üben. Du könntest sehen, wie so ein Kurs bei Kindern ankommt und was sie schon können und was nicht. Felicity würde den anderen Schulleitern davon erzählen, und dann kämen noch mehr Kinder zu dir.«
»Das ist eine tolle Idee! Ich bräuchte die Unterstützung vieler Eltern, aber ich denke, das wäre kein Problem.«
»Wo würdest du den Kurs abhalten?«
»Am liebsten in dem Wald, in dem ich mit dir und Rory gewesen bin. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wem er gehört.«
Sian kicherte. »Dann bitte meine Mutter, es für dich herauszufinden. Sie ist ein Internet-Genie. Gib ihr eine Ortsbezeichnung, und sie wird es herausfinden, da bin ich sicher.«
»Also«, sagte Gus, »das wäre zumindest ein guter Anfang. Wenn ich diesen Wald für ein Wochenende pachten oder wenigstens nutzten könnte, dann könnte ich alles ausprobieren. Aber ich brauche immer noch Kapital.«
»Würde Fiona dir denn nicht helfen?«
»Sicher, doch ich bin jetzt in einem Alter, in dem es nicht mehr akzeptabel ist, Almosen von seiner Mutter anzunehmen.«
Sian seufzte. »Aber es wären doch nicht wirklich Almosen! Du würdest es ihr zurückzahlen. Ich wäre ohne meine Eltern nicht zurechtgekommen, als ich Rory bekam. Sie haben mich auf jede erdenkliche Weise unterstützt.«
»Das ist etwas anderes«, sagte Gus, der offenbar immer noch verärgert war, wenn es um Sians Leben als Alleinerziehende ging. »Du bist eine junge Frau, und ein Baby war unterwegs. Ich habe solche besonderen Umstände nicht aufzuweisen, und ich muss ohne Hilfe an Geld kommen.«
»Okay«, meinte Sian nach einem Moment des Schweigens und versuchte, sich in Gus’ Lage zu versetzen. »Denken wir mal nach. Hast du irgendetwas, das du verkaufen kannst? All diese Jurten, das Kanu, die Gerätschaften, die du von deinen Reisen mitgebracht hast? Musst du das wirklich alles behalten?«
»Eigentlich nicht. Aber ich würde nicht viel dafür bekommen, und das Kanu habe ich selbst gebaut. Ich habe dafür eine verdammte Ewigkeit gebraucht. Das verkaufe ich nicht.«
»In Ordnung. Was ist mit dem Buch,
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