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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nicht?«
    Mike nickte. Er entschied, daß er fürs erste genug gelernt hatte; Pater C. würde ihn für plemplem halten, wenn er nach den ganzen Ausführungen über Dämonen und Vampire jetzt von dem Soldaten erzählen würde. Pater C. lud Mike zu einem >Junggesellendin-ner< am Freitag im Pfarrhaus ein, was er etwa einmal im Monat tat, aber Mike mußte ablehnen. Dale hatte ihn für Freitag zur Farm von Onkel Henry eingeladen, um nach der Schmugglerhöhle zu suchen, die sie finden wollten, seit er die Familie Stewart kennengelernt hatte. Mike argwöhnte, daß es gar keine Schmugglerhöhle gab, aber es hatte ihm immer Spaß gemacht, auf den Feldern von Onkel Henry zu spielen. Dazu kam das Abendessen bei Onkel Henry, das stets besondere Köstlichkeiten versprach - auch wenn Mike das Steak am Freitag nicht essen konnte -und jede Menge frisches Gemüse direkt aus dem Garten.
    Mike verabschiedete sich, holte sein Rad und fuhr eilig nach Hause, weil er am frühen Nachmittag den Rasen gemäht und alle anderen Arbeiten im Haushalt erledigt haben wollte, damit er spielen konnte. Als er an Old Central vorbeiradelte, fiel ihm ein, daß Jim Harlen seit ein paar Tagen wieder zu Hause war und weder er noch einer der anderen Jungs, überlegte er sich schuldbewußt, hatten ihn bisher besucht. Dieser Gedanke führte zu der Erinnerung, daß Duanes Onkel heute in Peoria beerdigt wurde.
    Als er an den Tod dachte, mußte Mike an Memo denken, die um diese Tageszeit wahrscheinlich allein zu Hause war, natürlich abgesehen von Kathleen.
    Mike strampelte schneller, an der Schule vorbei nach Hause.
    Dale rief Duane McBride am Mittwochabend an, aber die Unterhaltung war kurz und gequält. Duane hörte sich unvorstellbar müde an, und Dales Beileidsbezeigung war ihnen beiden peinlich. Dale erzählte dem anderen Jungen vom Treffen bei Onkel Henry am Freitagabend und setzte ihm so lange zu, bis Duane versprach, er würde zusehen, ob er kommen konnte. Dale ging deprimiert ins Bett.
    »Glaubst du, das Ding ist noch unter dem Bett?« flüsterte Lawrence eine Stunde später. Sie hatten die Nacht-tischlämpchen angelassen.
    »Wir haben doch nachgesehen«, flüsterte Dale zurück. »Du hast gesehen, daß nichts dort ist.« Lawrence hatte darauf bestanden, seine Hand zu halten. Dale war einen Kompromiß eingegangen und hatte zugelassen, daß sein kleiner Bruder sich am Ärmel seines Pyjamas festhielt.
    »Aber wir haben es gesehen ...«
    »Mom hat gesagt, wir haben einen Schatten gesehen, der sich bewegt hat.«
    Lawrence gab ein furzendes Geräusch von sich. »Hat dieser Schatten auch gegen die Tür gedrückt?«
    Dale fröstelte. Er erinnerte sich an den unbarmherzigen, beharrlichen Druck der Schranktür. Was da drinnen gewesen war, hatte sich nicht einsperren lassen wollen. »Was es auch war«, flüsterte er und hörte die Nervosität in seiner Stimme, »jetzt ist es fort.«
    »Ist es nicht.« Lawrences Stimme war kaum zu hören.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Na gut, und wo ist es dann?«
    »Es wartet.«
    »Wo?« Dale sah über den schmalen Spalt zwischen den Betten und stellte fest, daß sein Bruder ihn ansah. Ohne Brille sahen Lawrences Augen sehr groß und dunkel aus.
    »Es ist immer noch unter dem Bett«, flüsterte sein Bruder verschlafen. Er machte die Augen zu. Dale ließ zu, daß er seine Hand hielt, nicht nur den Ärmel. »Es wartet«, murmelte Lawrence und schlief ein.
    Dale betrachtete den zwanzig Zentimeter breiten Spalt, der übriggeblieben war, als sie die Betten zusammengeschoben hatten. Sie hatten sie ganz zusammenschieben wollen, aber ihre Mutter hatte gesagt, dann wäre zu schwer staubzusaugen. Zwanzig Zentimeter war so schmal, daß man mühelos hinübergreifen konnte, und schmal genug, daß nichts Großes heraufkommen konnte.
    Aber ein Arm könnte hochgreifen. Eine Hand mit Krallen. Vielleicht ein Kopf an einem langen Hals.
    Dale fröstelte wieder. Es war albern. Mom hatte recht, sie hatten sich alles eingebildet so wie vor ein paar Jahren die Schritte der Mumie. Oder den Besuch von UFOs.
    Aber das alles haben wir nicht gesehen.
    Dale machte die Augen zu. Aber ein letzter Gedanke vor dem Eindösen machte ihn wieder wach, er blinzelte und sah in den dunklen Spalt zwischen den Betten, wo seine ungeschützte Hand immer noch die von Lawrence hielt.
    Verdammt, wenn unsere Betten so dicht beisammen sind, kann es unter meirts, ohne daß ich es sehe. Es könnte die schwarzen Beine rechts und links von unseren Betten

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