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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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darauf, ihn zu sehen.«
    »Kommen wir im August noch mal hierher zu Onkel Henry«, sagte Dale. »Wir veranstalten eine Ec/zo-Beobach-tungsparty und graben wieder nach der Schmugglerhöhle.«
    Ein zustimmender Chor antwortete. Dann sagte Lawrence: »Seht mal! Er verschwindet.«
    Das Leuchten des Satelliten wurde schwächer. Sie verfolgten seine Bahn einen Moment schweigend. Dann sagte Mike: »Ich frage mich, ob wir je einen Menschen da hochschießen werden.«
    »Die Russen arbeiten daran«, sagte Duane aus der Tiefe der Schaukel, die er für sich allein hatte. Dale und Harlen saßen ihm gegenüber.
    »Ha ... die Russen!« schnaubte Kevin. »Die schlagen wir um eine Meile!«
    Duanes dunkler Umriß bewegte sich, seine Turnschuhe tapsten auf den Boden. »Ich weiß nicht. Mit dem Sputnik haben sie uns überrascht. Wißt ihr noch?«
    Dale wußte es noch. Er erinnerte sich wie er an einem Oktoberabend vor drei Jahren im Garten gestanden hatte - er hatte den Müll hinausgebracht, und seine Eltern waren auch hinausgekommen, als sie im Radio gehört hatten, wann der Satellit über ihnen hinwegziehen sollte. Lawrence, damals noch ein kleiner Erstkläßler, hatte oben geschlafen. Gemeinsam hatten die drei durch die fast kahlen Zweige gesehen, bis sich das winzige Lichtchen zwischen den Sternen bewegt hatte. »Unglaublich«, hatte Dales Dad geflüstert, aber Dale erfuhr nie, ob es unglaublich war, daß die Menschheit endlich etwas ins All geschossen hatte, oder unglaublich, daß die Russen das geschafft hatten.
    Sie beobachteten eine Weile den Himmel. Duane brach das Schweigen. »Ihr habt euch doch um Van Syke und Roon und die anderen gekümmert, oder nicht?«
    Mike und Kevin und Dale wechselten Blicke. Dale stellte zu seinem Erstaunen fest, daß er sich schuldig fühlte, als wäre er schlampig gewesen oder hätte ein Versprechen nicht eingehalten. »Nun, wir haben angefangen, aber...«
    »Schon gut«, sagte Duane. »Es war sowieso ein bißchen albern. Aber ich muß über Verschiedenes reden. Können wir uns morgen treffen... bei Tage?«
    »Wie wäre es mit der Höhle?« fragte Harlen.
    Die anderen brüllten ihn nieder.
    »Dahin geh' ich nicht mehr«, sagte Kev. »Wie wäre es mit Mikes Hühnerhaus?«
    Mike nickte. Duane sagte okay.
    »Zehn Uhr?« sagte Dale. Die Zeichentrickfilme, die er und Lawrence samstagvormittags gerne ansahen - Heckle und Jeckle, Ruff und Reddy - würden bis dahin vorbei sein.
    »Lieber später«, sagte Duane. »Ich muß morgens ein paar Arbeiten erledigen. Wie wäre es mit ein Uhr? Nach dem Mittagessen.«
    Alle willigten ein, zur Stelle zu sein, außer Harlen. »Ich hab' was Besseres zu tun«, sagte er.
    »Kann ich mir denken«, sagte Kevin. »Zum Beispiel bei Michelle Staffney ein Autogramm für deinen Gips holen?«
    Diesmal hörte das Lachen und Knuffen erst auf, als die Erwachsenen zu ihnen kamen.
    Duane genoß den Rest des Abends. Er war froh, daß er erst später über seine Recherchen hinsichtlich der Borgia-Glocke sprechen mußte - besonders Mrs. Moons Enthüllungen -, da die Kinder und Erwachsenen sich über die Sterne und Raumfahrt und wie es sein würde, da draußen zu leben, unterhielten, und die Stunden vergingen, während sie schwatzten und den Himmel beobachteten. Dale hatte seinem Vater von ihrem Einfall erzählt, eine Party zu veranstalten, um Echo zu sehen, wenn der große Satellit im August sichtbar sein würde, und Onkel Henry und Tante Lena hatten dem Vorschlag sofort zugestimmt. Kevin versprach, er würde ein Teleskop mitbringen, und Duane hörte sich sagen, er würde auch sein selbstgebautes mitbringen.
    Gegen elf löste sich die Party auf, und Duane bereitete sich auf den Fußmarsch nach Hause vor - er wußte, der Alte würde nicht vor den frühen Morgenstunden heimkommen -, aber Dales Dad bestand darauf, daß sie ihn die anderthalb Meilen fuhren. Es war ein überfüllter Kombi, der Duane vor seiner Küchentür absetzte.
    »Sieht reichlich dunkel aus«, hatte Mrs. Stewart gesagt. »Glaubst du, dein Vater ist schon zu Bett gegangen?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Duane. Er gab sich in Gedanken einen Tritt, weil er vergessen hatte, ein Licht anzulassen. Mr. Stewart wartete, bis Duane das Küchenlicht angemacht hatte und ihnen vom Fenster zuwinkte. Duane sah den roten Heckleuchten nach, die die Einfahrt hinabfuhren.
    Duane wußte, er war paranoid, dennoch durchsuchte er das ganze Erdgeschoß und schloß die Hintertür ab, ehe er in sein Kellerzimmer hinunterging. Er zog die guten Sachen

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