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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Syke. Wahrscheinlich Old Double-Butt. Wer diese Sachen eben macht.«
    »Und der Soldat«, sagte Dale.
    Duane räusperte sich. »Die Uniform ist die, wie die Landser sie damals im Ersten Weltkrieg getragen haben.«
    »Was ist ein Landser?« fragte Mike.
    Dale und Duane setzten gleichzeitig zu einer Erklärung an. Duane nickte, worauf Dale zu Ende erklärte.
    »Und wann war dieser Krieg?« fragte Mike, obwohl er es von Memos Geschichten wußte.
    Duane sagte es ihm.
    Mike drehte sich unter der Tür herum und schlug gegen den Türrahmen. »Toll. Was hat der Typ, der wie ein Soldat aus dem Ersten Weltkrieg angezogen ist, hier her-umzuschleichen?«
    »Vielleicht geht er in der Nähe seines Wohnorts spazieren«, sagte Kevin in seinem spöttischen Tonfall.
    »Und wo soll das sein?« fragte Dale.
    »Auf dem Friedhof.«
    Kevin hatte einen Scherz machen wollen, aber es war zu dunkel und der Tod von Duanes Hund noch zu frisch. Eine Weile sagte niemand etwas.
    Mike brach das Schweigen. »Hat jemand was von Har-len gehört?«
    »Ja«, sagte Kevin. »Ma war heute nachmittag droben in Oak Hill und hat seine Ma dort getroffen. Sie hat im Drugstore auf dem Platz gegenüber vom Krankenhaus etwas gegessen, und sie hat Ma gesagt, daß Harlen immer noch bewußtlos ist. Sein Arm ist total im Eimer. Mehrfacher Bruch.«
    »Ist das schlimm?« fragte Dale und merkte noch während er sprach, wie dumm die Frage war.
    Mike nickte. Er hatte mehr Pfadfinderabzeichen in Erster Hilfe als alle anderen, die Dale kannte. »Mehrfach bedeutet eben, daß er nicht nur an einer Stelle gebrochen ist. Wahrscheinlich ist auch der Knochen durch die Haut gestoßen.«
    »Igitt«, sagte Kevin. Dale wurde auch ein wenig übel bei der Vorstellung.
    »Am schlimmsten ist wahrscheinlich die Gehirnerschütterung«, fuhr Mike fort. »Wenn Harlen immer noch weg ist, ist sie wahrscheinlich ziemlich übel.«
    Wieder folgte Schweigen. Eine Maus oder Spitzmaus wuselte unter den Dielenbrettern dahin.
    Es war inzwischen so dunkel in dem Zimmer, daß Dale nur die Umrisse der anderen Kinder sehen konnte - Kevins Hemd leuchtete am hellsten, Duanes dunkles Flanellhemd war lediglich ein Schatten zwischen Schatten -, und jetzt waren noch mehr Glühwürmchen vor Tür und Fenstern zu sehen, die wie Glut im Dunkeln leuchteten. Wie Augen.
    »Ich gehe morgen nach Oak Hill«, sagte Duane schließlich. »Ich sehe nach Jim und lasse euch wissen, wie es ihm geht.«
    Kevins T-Shirt bewegte sich im Halbdunkel. »Vielleicht könnten wir alle gehen.«
    »Nn-nnn«, sagte Duane. »Ihr Jungs habt hier Aufträge zu erledigen, wißt ihr noch? Bist du Roon schon gefolgt?« Die Frage war an Kev in der Dunkelheit gerichtet.
    Grumbacher grunzte. »Ich war beschäftigt.«
    »Ja«, sagte Duane. »Das waren wir alle. Aber ich glaube, wir sollten lieber machen, was wir uns am Samstag in der Höhle vorgenommen haben. Etwas Unheimliches geht hier vor.«
    »Vielleicht hat Harlen etwas gesehen«, sagte Dale. »Sie haben ihn im Müllcontainer hinter Old Central gefunden. Vielleicht ist er Old Double-Butt gefolgt oder so.«
    »Vielleicht«, stimmte Duane zu. »Ich versuche, es morgen raus-zufinden. Derweil könnte es nicht schaden, wenn sich jemand anders um Mrs. Doubbet kümmert, bis Jim wieder da ist.«
    »Das mach' ich«, sagte Dale, der erstaunt zur Kenntnis nahm, daß er sich freiwillig meldete.
    Mikes Schatten unter der Tür sagte: »Ich hab' Van Syke auf dem Friedhof nicht gefunden, aber morgen erwische ich ihn.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Duane. »Ich habe ihn nicht mit Sicherheit in dem Lastwagen gesehen, aber ich war irgendwie sicher, daß er ihn fuhr.«
    Die Jungs bedrängten ihn nach weiteren Einzelheiten des Hergangs.
    Duane faßte so kurz er konnte zusammen. »Ich muß gehen«, sagte er schließlich. »Ich will nicht, daß mein Alter bei Carl's zuviel säuft.«
    Die drei anderen räkelten sich verlegen und waren froh um die Dunkelheit. »Kann ich Lawrence davon erzählen?« fragte Dale.
    »Klar«, sagte Mike. »Aber erschreck ihn nicht zu Tode.«
    Dale nickte. Das Treffen war vorbei, jeder wurde anderswo erwartet, aber keiner schien gehen zu wollen. Eine der Katzen der O'Rourkes kam herein, sprang Dale auf den Schoß und rollte sich schnurrend zusammen.
    Kevin seufzte. »Diese ganze Scheiße ergibt einfach keinen Sinn.« Kevin fluchte fast nie.
    Die anderen sagten nichts, sondern verweilten nur noch einen Augenblick gemeinsam in der Dunkelheit. Ihr Schweigen drückte Übereinstimmung aus.
    In dieser

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