Sommer der Sehnsucht
schlechter? Bella entschied sich für Letzteres. „Wie heldenhaft, einer verheirateten Frau Schmuck zu schenken.“
„Ihr Mann wird es verstehen.“
„Oh, ganz bestimmt.“
„Du glaubst mir nicht, oder?“, fragte er lächelnd. „Aber mein Cousin Travis weiß, dass ich ganz vernarrt in seine Frau Julia bin.“
„Klar, ich wette …“ Bella brach mitten im Satz ab, als sie den Sinn seiner Worte erfasste. Ihre Empörung verflüchtigte sich sofort, als sie Jesses amüsiertem Blick begegnete. „ Was ?“, flüsterte sie erstaunt.
Er nahm ihre Hand und fuhr mit dem Daumen über ihren Handrücken. Bei dieser Geste, die eigentlich tröstlich gemeint war, durchrauschte ein aufregendes Prickeln ihren Körper. Ach, dachte Bella, warum muss ausgerechnet Jesse King es schaffen, mich mit einer Berührung derart zu erregen?
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lächelte er sie verschmitzt an. Aber in seinem Blick lag noch etwas anderes als Belustigung. Etwas … Persönliches. „Die Kette und die Ohrringe sind ein Geschenk für die Frau meines Cousins.“
Blinzelnd sah Bella ihn an und wiederholte langsam, was er gesagt hatte. „Die Frau deines Cousins?“
„Genau.“ Er lächelte und konnte dabei nicht verhehlen, wie sehr er sich amüsierte. „Sie ist vor einem Monat zum zweiten Mal Mutter geworden. Diesmal ist es ein kleiner Junge.“
„Deswegen hast du also die Smaragde gekauft.“ Bella fühlte, wie ihre Wut allmählich verrauchte. Stattdessen stieg ein Gefühl des Wohlwollens in ihr auf, das womöglich noch viel gefährlicher war.
„Richtig“, sagte er. „Julia hat grüne Augen, und Travis schenkt ihr deswegen immer Smaragde. Als ich diese hier gesehen habe, konnte ich einfach nicht widerstehen.“
Er kaufte also teuren Schmuck für die Frau seines Cousins. Und warum bekam Bella plötzlich ein weiches Herz? Weil es ihr zeigte, dass seine Familie ihm wichtig war, dass er sich um seine Verwandten kümmerte.
Zeit ihres Lebens war sie allein gewesen, Familie war für Bella immer schon ein unerreichbarer Traum gewesen. Als sie jetzt an Julie King dachte, wurde sie fast etwas neidisch. Nicht nur, weil sie die Mutter von zwei Kindern war und einen Mann hatte, der sie liebte, sondern auch, weil ihre Cousins ihr als Zeichen der familiären Verbundenheit ein Geschenk zur Geburt ihres Sohnes machten.
„Also“, fragte er leise. „Bin ich immer noch ein mieser Hund?“
„Wahrscheinlich schon“, erwiderte Bella seufzend. „Aber nicht, was das hier angeht.“
„Klingt irgendwie enttäuscht.“
„Nein“, entgegnete sie. „Ich bin nur etwas durcheinander.“
„Na, dann“, sagte Jesse und bedachte sie immer noch mit diesem unwiderstehlichen Lächeln, „werte ich das als Schritt in die richtige Richtung.“
„Wieso?“
„Weil es mir zeigt, dass ich für dich nicht mehr nur die Reinkarnation des Teufels bin. Vielleicht bist du ja sogar bereit, mir eine Chance zu geben.“
Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, und ihr wurde beinah schwindelig. Verflixt, dachte Bella, ich muss meine körperlichen Reaktionen besser im Griff haben. Vom Verstand her wusste sie ganz genau, dass es besser war, sich von Jesse King fernzuhalten. Denn sie hatte sich schon einmal die Finger verbrannt, indem sie eine Nacht mit ihm verbracht hatte. Daher wäre es nicht nur dumm, sondern auch gefährlich, sich wieder auf das Spiel mit dem Feuer einzulassen.
Trotzdem. Er machte der Frau seines Cousins ein Geschenk, das von ganzem Herzen kam. Sagte das nicht auch etwas über ihn aus?
„Welche Chance?“, hakte sie schließlich nach.
Jesses Lächeln wurde noch breiter. „Wie wäre es, wenn du mir die Möglichkeit gibst, dir mein Büro zu zeigen? Dann könnte ich dir beweisen, dass ich nicht der böse Chef eines bösen Unternehmens bin, für den du mich hältst.“
„Wieso machst du dir Gedanken darüber, was ich von dir halte?“, fragte sie, anstatt zu antworten.
Er sah sie kritisch an, bevor er weitersprach: „Ich weiß es nicht genau, aber ich tue es.“
„Wenigstens ist das eine ehrliche Antwort.“
„Ich bin eben ein ehrlicher Typ.“
„Hm. Das wird sich noch zeigen“, erwiderte sie. „Aber gut, ich bin bereit, mir King Beach anzusehen.“
„Wunderbar“, sagte er. „Wie wäre es in einer Stunde?“
„Okay“, antwortete Bella und gab den Gefühlen, die in ihr tobten, nach. Der neue Eindruck, den sie von Jesse King gewonnen hatte, stimmte sie etwas zuversichtlicher.
„Okay. Dann bis später.“
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