Sommer der Sehnsucht
Jesses? Kapierst du es denn nicht? Ich hätte sonst wer sein können!“, erklärte Bella verärgert.
„Ich bin dein bester Freund. Und deswegen sage ich dir die Wahrheit. Auch wenn du sie nicht hören willst. Du warst nicht irgendwer für ihn. Du bist du. Und an dich erinnert er sich. Sei doch nicht so streng mit ihm.“
„Ich kann’s nicht glauben! Du bist immer noch auf seiner Seite.“ Bella konnte es nicht fassen.
„Die Frage ist doch, warum du gegen ihn bist.“ Kevin lehnte sich lächelnd gegen die Vitrine. „Wenn du mich fragst … Du scheinst völlig verrückt nach Jesse zu sein.“
„Das bin ich nicht. Ich bin nur … vorsichtig“, sagte Bella zögernd.
„Hm-hm.“
Bella warf ihm einen düsteren Blick zu. „Ich dachte, wir wären einer Meinung. Warst du nicht derjenige, der mich beim Protestmarsch unterstützt hat?“
Er grinste. „Du bist die Einzige, die immer noch ein Problem mit ihm hat.“
Als die Türglocke läutete, entschuldigte er sich. „Bin gleich wieder zurück. Kundschaft.“
„Sie müssen sich unbedingt die neuen Silberohrringe ansehen, Mrs. Latimer“, rief er quer durch den Laden und eilte der vornehmen Dame entgegen, die gerade das Geschäft betreten hatte.
„Toll, wenn der beste Freund gegen einen ist“, murmelte Bella, während sie am Tresen vorbeischlenderte und sich die Auswahl ansah.
Kevin verkaufte in seinem Laden ausschließlich Schmuck, den Künstlern aus der Region gestaltet hatten. Hier konnte man alles finden. Von exklusivem Diadem bis hin zu Totenkopfringen und Pentagrammen. Das Sortiment war sehr abwechslungsreich – so wie die Stadt es auch einmal gewesen war. Gedankenverloren strich Bella über das Glas. „Jade. Smaragde. Diamanten.“
„Welche gefallen dir am besten?“
Bella spürte, dass ihr vor Schreck der Atem stockte. „Was machst du denn hier?“
Jesse lächelte sie an und schob sanft einen Finger unter ihr Kinn, um vorsichtig ihren Mund zu schließen. „Ich bin vorbeigekommen, weil ich dachte, Kevin hat vielleicht die passenden Ohrringe zu einer Kette, die ich neulich gekauft habe.“
„Ah, die Smaragde.“ Klang das zu wissend?
„Hast du etwas dagegen?“
„Aber nein“, sagte Bella und versuchte zu lächeln. „Ich hoffe nur, die Frau, der du sie schenkst, weiß die Geste zu schätzen.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Ich frage mich gerade, ob du überhaupt noch ihren Namen weißt.“
In seinen Augen blitzte es kurz auf, und einen Moment lang presste er die Lippen aufeinander. Ihre Bemerkung hatte ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt.
„Natürlich weiß ich, wie sie heißt“, antwortete er. „Ich frage mich allerdings, warum dich das so interessiert. Eifersüchtig?“
„Ich bitte dich!“ Nervös sah sie sich nach Kevin um, doch der kümmerte sich in aller Seelenruhe um seine Kundin. Großartig.
Ich bin nicht eifersüchtig, dachte Bella wütend. Sie sah in Jesses wunderschöne blaue Augen und sagte sich dabei, dass er ihr nichts bedeutete. Ihm in die Augen zu schauen löste nichts in ihr aus. Er war nur eine verschwommene Erinnerung an eine Nacht. Und das war alles.
Gut, dachte sie. Allmählich fühlten sich ihre Knie nicht mehr so verwirrend weich an. „Wer immer diesen Schmuck bekommt, es geht mich nichts an. Ich hoffe nur für diese arme Frau, dass sie weiß, worauf sie sich eingelassen hat.“
„Oh, ich denke schon“, erwiderte er lächelnd.
„Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Frauen sich in deine Umlaufbahn ziehen lassen“, entgegnete sie.
„Soweit ich mich erinnere, hast du dich gerne dort aufgehalten.“
Sie sah ihn finster an. „Hattest du nicht gesagt, dein Erinnerungsvermögen wäre nicht so gut?“
„Oh, meine Erinnerungen sind verschwommen, aber sie sind da.“ Er trat auf sie zu und senkte die Stimme, bis seine Worte nur noch ein erotisches Raunen waren, das ihr unter die Haut ging und sie elektrisierte. „Leicht gebräunte Haut im Mondlicht. Das Knistern, als wir uns berührt haben. Deine Küsse, deine Seufzer.“
Er schwieg kurz. Bella spürte, wie sie vor Anspannung fast das Atmen vergaß.
„Na, Lust, meinem Erinnerungsvermögen weiter auf die Sprünge zu helfen?“
Seine Frage empörte sie maßlos. Er mochte der attraktivste Mann im ganzen Universum sein. Er mochte sexy und atemberaubend sein. Aber sein Mangel an Anstand und Respekt war himmelschreiend.
„Sicher“, presste Bella wütend hervor. „Das ergibt Sinn. Du stehst hier, um Smaragde für eine deiner
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