Sommer der Sehnsucht
machst einen Rückzieher und willst unsere Verabredung absagen“, fügte sie hinzu und merkte, dass sie eine Spur zu hoffnungsvoll klang.
Als sich sein Lächeln daraufhin vertiefte, war Bella froh, hinter ihrem Tresen zu stehen. So konnte er wenigstens nicht sehen, dass ihr die Knie zitterten.
„Wieso sollte ich, jetzt, da ich dich endlich dahin gebracht habe, wo ich dich haben wollte?“, entgegnete er.
Mein Gott, dieser Mann raubt mir den Verstand.
„Keine Chance“, fuhr Jesse fort. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich um sieben Uhr abhole, falls dir das recht ist.“
„Das musst du nicht“, entgegnete sie schnell. „Sag mir einfach, wo ich hinkommen soll.“
„Kommt gar nicht infrage.“ Fest sah er sie an.
„Na gut.“ Sie gab schließlich nach, weil sie wusste, dass er seinen Willen sowieso durchsetzen würde. „Ich schreibe dir meine Adresse auf.“
„Nicht nötig, ich weiß, wo du wohnst.“
„Woher?“ Natürlich. Der Mietvertrag.
„Du weißt doch, ich finde alles heraus“, meinte er vergnügt und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. „Dann also sieben Uhr.“
„Okay“, brachte sie nur hervor.
Er klopfte kurz auf die Glasplatte. „Bis später.“
Bella war ziemlich sicher, eine ihrer Kundinnen seufzen zu hören.
Jesse drehte sich um, winkte den Frauen lächelnd zu und verabschiedete sich mit einem kurzen „Ladies …“
Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, ertönte leises Getuschel, das Bella höflich überhörte. Stattdessen widmete sie sich wieder ihrer Arbeit und versuchte, nicht an den bevorstehenden Abend zu denken.
Nachdem Jesse Bellas Laden verlassen hatte, lief er die Main Street hinunter und schlug den Pacific Coast Highway ein. Er schlenderte zu dem kleinen Café, von dem aus man eine hervorragende Aussicht auf den Strand und den Pier hatte. Einige Männer waren gerade dabei, ein Plakat aufzuhängen.
Wellenreiten der Weltmeister. Die Show. Die Idee zu der Veranstaltung stammte von ihm. Er dachte, dass es nett wäre, einige alte Freunde zusammenzutrommeln und gemeinsam etwas Spaß zu haben. Gleichzeitig könnte er ein bisschen Werbung für seine Firma zu machen, und das Ganze würde sicherlich viele spendierfreudige Touristen in die Stadt locken. Außerdem hatte Jesse dadurch endlich eine Gelegenheit, wieder ein Stück ins Rampenlicht zu rücken. Er vermisste die Wettbewerbe, die Siege, Interviews und die Fototermine.
Lächelnd setzte er sich an einen der Tische draußen und wartete. Wenig später kam eine junge blonde Kellnerin zu ihm, um seine Bestellung aufzunehmen.
„Nur einen Kaffee, bitte.“
„Geht klar, Mr. King“, sagte das Mädchen überfreundlich. „Äh, Sie nehmen doch auch an der Show teil, oder?“
„Ja“, sagte Jesse und stellte sich unwillkürlich vor, wie eine bestimmte Frau am Strand stehen und ihm zusehen würde.
„Das ist echt abgefahren. Ich kann’s kaum erwarten, Sie auf dem Brett zu sehen!“ Mit einer Kopfbewegung schwang sie ihren langen Pferdeschwanz, sodass ihr das Haar auf den Rücken fiel, und streckte die Brust – offenbar für den Fall, dass er ihre schöne Oberweite noch nicht bemerkt hatte.
Jesse nickte gleichgültig. Er sah sie, hatte jedoch kein Interesse. Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte er zurückgelächelt, das erwartungsvolle Glänzen ihren Augen genutzt und mitgespielt. In dem Blick der Frau, an die er gerade dachte, lag bestimmt mehr Kampfgeist als Faszination. Trotzdem war sie, verglichen mit der kleinen Blonden, die größere Herausforderung.
Die Kellnerin lächelte hoffnungsvoll und verschwand dann im Café. Abgesehen von ein paar Nachzüglern, die die Tische besetzten, war Jesse allein. Die bewundernden Blicke, die ihm zugeworfen wurden, ignorierte er. Die Kehrseite des Lebens eines Prominenten war eben, dass man überall erkannt wurde.
„Also“, hörte er eine tiefe Stimme hinter sich sagen. „Ich dachte, wir sollten vielleicht mal miteinander reden.“
Jesse drehte den Kopf und sah Bellas Freund Kevin, der kurz darauf prompt ihm gegenüber Platz nahm. Bevor Jesse überhaupt etwas sagen konnte, war die Kellnerin zurück und brachte ihm den Kaffee.
„Hi, Kevin“, sagte sie. „Das Übliche?“
„Ja, das wäre toll“, antwortete Kevin, ohne Jesse aus den Augen zu lassen.
Als sie wieder weg war, musterte Jesse den Mann, der ihn wie ein Wachhund fixierte. Jesse fragte sich, was Bella an Kevin fand. Auch wenn er nicht glaubte, dass Männer und Frauen „nur“ Freunde
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