Sommer der Sehnsucht
Glück in seine Hände. Sie vertraute ihm darin, dass er nicht zerstörte, was sie so sehr liebte. „Du wirst es nicht bereuen, Bella“, sagte Jesse ernst.
„Ich weiß“, flüsterte sie und beugte sich zu ihm, um ihn zu küssen. „Ich glaube an dich, Jesse.“
Als der Wind sich drehte und den Duft des Meeres zu ihnen trug, keimte ein leiser Zweifel in Jesse auf. Doch er versuchte, nicht darauf zu achten. Schließlich hatte er nun, was er immer gewollt hatte. Und es lief verdammt noch mal besser, als er sich hatte erträumen können. Nicht nur, dass er bald ihr Geschäft übernehmen würde; er hatte auch sie, Bella .
Warum also sollte er sich Sorgen machen?
Drei Tage nach der Surfshow nahm in Morgan Beach das normale Leben wieder seinen Lauf. Alles blieb beim Alten. Bis auf eins. Jesse war nervös.
Das war nicht normal. Jedenfalls nicht für ihn.
Er dachte darüber nach, wie sich seine Beziehung zu Bella verändern würde, jetzt, da sie bald Geschäftspartner sein würden.
Was, wenn sie herausfand, dass er von vorneherein geplant hatte, sie zu verführen, um an ihr Geschäft zu kommen? Das würde Bella tief verletzen. Jesse hatte nicht damit gerechnet, dass er sich diese Gedanken machen würde. Doch genau das tat er jetzt.
Vor allem die Vorstellung, Bella zu verlieren, war ihm unerträglich.
Dennoch wollte er sich nicht hinter Lügen verstecken. Jedes Geheimnis kam früher oder später ans Tageslicht. Und dass das böse Folgen haben konnte, wusste er nur zu gut.
Was also konnte er ihr sagen? Er wusste ja noch nicht einmal, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte. Unbemerkt hatte sie seine sieben Sinne ausgetrickst und sich in sein Herz geschlichen. Himmel, er hatte ja vorher nicht einmal gewusst, dass er überhaupt zu solchen intensiven Gefühlen fähig war!
Jahrelang hatte er einen großen Bogen um Frauen gemacht, die ihn mit dem Wunsch nach ewiger Liebe hinterhergelaufen waren. Er hatte sich immer auf diejenigen eingelassen, die ebenfalls nur ein bisschen Spaß gesucht hatten.
Wie hatte es ihm nur passieren können, dass er sich verliebt hatte?
Im Prinzip spielte das gar keine Rolle mehr. Viel wichtiger war doch, sich darüber klar zu werden, wie er sich nun am besten verhielt.
Seit drei Tagen hielt er Abstand zu Bella, um in sich hineinzuhorchen und zu einer Lösung zu kommen. Die ganze Situation war für Jesse ungewohnt. Er hatte noch nie darüber nachgedacht, wie es wäre, sein Leben mit einer einzigen Frau zu verbringen. Er hatte es auch nicht gewollt . Doch plötzlich konnte er sich ein Leben ohne Bella an seiner Seite nicht mehr vorstellen.
Was für eine Ironie, dachte er. Nie im Traum habe ich daran gedacht, dass so etwas geschehen könnte. Ich habe mich schließlich in erster Linie auf sie eingelassen, weil ich Pipeline eins auswischen wollte.
Nun hatte sich das Ganze in eine völlig andere Richtung entwickelt.
Jesse stieß sich vom Schreibtisch ab, sah aus dem Fenster auf die Main Street und betrachtete gedankenverloren das Meer. Dunkle Wolken ballten sich am Himmel zusammen. Ein Sturm zog auf. Und das Wetter passte hervorragend zu Jesses Stimmung, denn in ihm tobte bereits ein Unwetter. Er hatte immer gedacht, er wäre kein Mann, der sich bindet. Bella hingegen war eine Frau, die genau das tat. Aber was genau bedeutete es eigentlich?
Weder sein Vater noch sein Bruder gaben in Beziehungsfragen besonders gute Vorbilder ab. Sein Vater hatte sich in Arbeit geflüchtet, und Justice hatte sich getrennt, ohne ein Wort über den Grund zu verlieren. Wie sollte Jesse es besser machen?
„Mr. King?“
„Ja?“ Abrupt warf er einen Blick über die Schulter und sah Dave Michaels an, der gerade das Büro betrat. „Was gibt’s, Dave?“
Dave war offenbar irritiert über Jesses Tonfall, reagierte jedoch nicht darauf. „Ich habe die Unterlagen und Verträge für Bella vorbereitet.“
„Danke. Legen Sie sie einfach auf meinen Schreibtisch.“
Er drehte sich um und starrte wieder aus dem Fenster. Er war völlig durcheinander. Natürlich war er derjenige, der Bella dazu bewegt hatte, bei King Beach zu unterschreiben und ihm zu vertrauen. Trotzdem fühlte Jesse sich irgendwie schuldig. Er hatte gesiegt und erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Er hatte Bella verführt und war dadurch an ihr Geschäft gekommen. Alles war nach Plan gelaufen.
Die Sache war nur die: Während er sie bloß hatte verführen wollen, hatte Bella ihm den Kopf verdreht.
Seufzend strich er sich durchs Haar. Das
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