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Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition)

Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition)

Titel: Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maria Scarfò
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um Schulden zu bezahlen.
    Den ganzen Tag habe ich den Stierkampf immer wieder neu durchlebt.
    Wie ist das abgelaufen?
    Er ruft mich an. Ich komme mit zu ihm. Treffpunkt vor meiner Schule, wie immer. Ich sehe schon von Weitem einen Wagen mit laufendem Motor. Neben Iannello sitzt ein Mann. Er wird so um die dreißig sein. Kräftig. Mit etwas ausgeprägten Geheimratsecken. Ich starre ihn von Weitem an, um herauszufinden, wer das ist. Er starrt zurück. Ich komme nicht auf seinen Namen, aber mir fällt sofort ein, dass er verheiratet ist und dass ich ihn schon oft in einem Lancia Thema habe herumfahren sehen.
    Iannello steigt aus und kommt mir entgegen.
    »Anna, heute gehst du mit ihm. Das ist Vincenzo La Torre. Du kennst ihn doch, oder? Ich schulde ihm einen Gefallen. Sei ein braves Mädchen und blamier mich nicht.«
    Ich antworte nicht. Iannello bringt mich zu dem Mann.
    Ich bin also die Bezahlung für seinen »Gefallen«. Ich betrete die Arena und weiß nicht, was ich tun soll.
    »Hallo«, begrüßt La Torre mich leise. Seine Stimme klingt wie die eines kleinen Jungen.
    Ich antworte nicht und setze mich auf die Rückbank. Er bedeutet mir, dass ich mich zwischen den Sitzen hinkauern soll. Ich gehorche.
    Iannello muss ihn informiert haben, wie es abläuft. Ich weiß es.
    Wir reden kein Wort mehr. Er fährt mit mir vors Dorf. Zu einer abgelegenen Hütte. Er sagt mehrfach etwas zu mir. Da ich nicht weiß, was ich antworten soll, verharre ich in zähem Schweigen.
    Er wird gereizt. Dreht sich immer wieder zu mir um und sagt etwas zu mir.
    »Wenn du dich wehrst, verprügele ich dich.« Nun klingt er wie ein wütender kleiner Junge und verschluckt dabei die Worte. Mein trotziges Schweigen macht ihn wütend. Ich antworte ihm wieder nicht.
    Wir kommen zu der Hütte im Girello. Er hält den Wagen an. Sagt, ich soll aussteigen und mich neben ihn setzen, dann klappt er die Sitze nach hinten.
    Er beginnt, mich anzugrabschen.
    Ich weiche zurück.
    Er weiß nicht, was er machen soll. Diesmal spricht er nicht mit mir. Er nimmt sein Handy und wählt eine Nummer, ruft Domenico Iannello an und sagt ihm, dass ich nicht mitmache, dass es ein Reinfall ist. Er redet ziemlich lange, ist erst sehr aufgeregt, dann nickt er nur noch. Ich sitze neben ihm und höre alles mit.
    Ich habe keine Idee. Ich weiß nur, dass ich nicht mit ihm zusammen sein möchte. Und ich hoffe, dass sich alles zerschlägt.
    La Torre legt das Handy weg. Er wirft sich auf mich und hält mir die Hände fest.
    »Er hat gesagt, wenn du nicht mitmachst, bekommst du es mit ihnen zu tun. Und das bedeutet große Schwierigkeiten. Deshalb solltest du dich lieber nicht mehr so anstellen.«
    Ich denke an den Stier.
    Ich kann meine Handgelenke nicht bewegen. Und jetzt liegt er mit seinem gesamten Körper auf mir.
    »Hast du Angst?« Seine Hände bewegen sich aufgeregt und schnell.
    Ich antworte nicht. Ich schaue ihn nicht an. Ich bewege mich nicht. Ich atme und warte.
    »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn«, sage ich zum ersten Mal etwas zu ihm.
    »Du bist sehr hübsch für dein Alter.«
    Ich atme langsamer. Ich habe keine Idee, und daher bezahle ich Iannellos Schulden. Ich bezahle alles.
    Als wir fertig sind, telefoniert Vincenzo La Torre wieder, und kurz darauf kommen Cutrupi und Domenico Iannello.
    Der Stier ist erschöpft. Seine Vorderbeine geben nach, aber der Torero ist noch nicht zufrieden. Die ganze Arena ist aufgesprungen. Die wollen mich. Alle beide. Noch einmal. Einer nach dem anderen, während die anderen zuschauen.
    Ich drehe die letzte Runde in der Arena. Dann fahren sie mich nach Hause.
    La Torre ruft mich ein paar Mal auf dem Handy an und verlangt, dass ich mich noch einmal mit ihm treffe. Er bedroht mich. Aber ich sehe ihn nicht wieder.
    Ihn nicht. Die anderen schon. Ich weiß nicht, was da vor sich geht.
    Der Stier stirbt nicht, und die Arena bekommt nie genug.
    Nach La Torre ist in den nächsten Tagen Saverio Trinci dran. Bei La Torre ging es um die Bezahlung von Schulden, bei Trinci ist es eine Abmachung. Er stellt ein Haus im Umland zur Verfügung, damit es alle bequemer haben, und dafür darf er an unseren Treffen teilnehmen.
    Die erklären mir alles.
    »So ist es besser, wir müssen es nicht mehr im Auto oder draußen machen, sondern haben ein Bett und ein Badezimmer.«
    So ist es besser. Sagen sie.
    Trinci ist ein Freund unserer Familie und kommt oft zu uns nach Hause, zum Beispiel um das Futter für die Schweine abzuholen, und dann bleibt er eine Weile und

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