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Sommer in Ephesos

Sommer in Ephesos

Titel: Sommer in Ephesos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Schmidauer
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Straße, die zum Grabungshaus führte, das Artemision, Anastasia, sagte jemand hinter mir, Ana.
    So verrückt schlug mein Herz, als ich mich zu Hubert umdrehte, so ganz aus dem Takt gekommen.
    Seid ihr nicht am Strand heute?
    Früher hatte er sich zu mir herunterbeugen müssen, er war in die Knie gegangen und ich hatte ihm in die Augen gesehen, doch, sagte ich, waren wir, und du? Grau und braun und ein Strahlenkranz darin.
    Hubert hatte sich mit einem Kollegen getroffen, die Amerikaner graben hier, sagte er, ich habe einen Experten für Spolien gebraucht, das halbe Artemision ist ja hier rundum verbaut.
    Dann waren wir schon am Ende angekommen von dem, was zu sagen war. Über der Ebene kreisten die Störche, er würde gehen und für immer würde das unser Gespräch gewesen sein. Bist du nicht, seid ihr nicht, wo wart ihr, und du?
    Hubert bückte sich. Alles Gute zum Geburtstag, Ana, sagte er. In seiner Hand lag ein Zapfen vom Ayasoluk, harzig duftend, Abendgabe. Ich möchte, sagte Hubert und sah mir in die Augen, gerne mit dir reden, wie früher. Es geht aber nicht. Immer habe ich das Gefühl, im Grabungshaus geht das nicht.
    Wir könnten es ja versuchen, sagte ich.
    Die Lautsprecher auf dem Minarett der Moschee unter uns knackten und Wolken kleiner schwarzer Vögel stoben auf, als der Muezzin sang.
    Du warst noch nicht im Artemision, sagte er.
    Möchtest du das denn?
    Ich möchte dir gerne zeigen, was wir dort machen, sagte er.
    Bis jetzt hat das nicht so ausgesehen, als würdest du mich gerne bei euch sehen wollen.
    Eine Röte schoss ihm ins Gesicht, er hielt meinen Blick. Ich bin unmöglich gewesen, sagte er. Kannst du das nicht einfach vergessen?
    Der Muezzin verstummte und der Schwarm Vögel ließ sich wieder auf dem Minarett nieder.
    Ich möchte aber zuerst mit dem Vater gehen, sagte ich. Verstehst du das?
    Etwas pochte an seiner Schläfe. Er wird es nicht tun, sagte er und sah mich an, mir in die Augen, er wird mit dir nicht ins Artemision kommen.
    Warum nicht?, fragte ich.
    Weil er, Hubert hieb die Fäuste aneinander, seit er mir das Projekt übergeben hat, er war nie mehr da. Ich habe ihn eingeladen, so und so oft, er ist immer noch der offizielle Leiter. Er wird im Herbst wieder die Leitung übernehmen, also wollte ich ihn auf dem Laufenden halten, ich wollte es, dass er weiß, was wir tun und warum. Es gab ein paar Abweichungen von seinen Plänen, das kann sich bei der Arbeit ergeben, er hat mir noch nicht einmal zugehört. Wie einen Schulbuben hat er mich stehen lassen vor den Kollegen.
    Wieder hieb er die Fäuste aneinander. Aber das soll dich nicht kümmern, sagte er, vielleicht irre ich mich auch, vielleicht ist es anders. Und wenn nicht, dann kommst du eben allein, ja?
    Am Abend aß ich mit dem Vater, Ilse war im Zimmer geblieben, sie hatte Fieber und wollte niemanden sehen. Der Vater war verstört. Das wird doch wieder, sagte er, es bleibt ihr ja nichts zurück, als wäre sie entstellt für ihr Leben, so tut sie, sagte er. Dass er woanders schlafen würde für eine Nacht. Sie will nicht, dass ich im selben Zimmer bin, ich verstehe es nicht.
    Als ich am Abend ins Hotel ging, war ich müde und ein wenig traurig. Es machte mich traurig, was kommen würde und dass es nicht zu ändern war.

    Ein bisschen stockte mir schon der Atem, als sich Hubert am nächsten Morgen zu mir setzte. Was machst du heute?, fragte er, zeichnen, sagte ich, du zeichnest?, nicht wirklich, aber ich hab vom Vater Zeichensachen bekommen, voriges Jahr schon, ich habe sie noch nicht einmal ausgepackt, ich wusste gar nicht mehr, dass ich sie mitgenommen hatte. Heute beim Aufwachen habe ich mich erinnert, also werde ich zeichnen, sagte ich, und du?
    Das ist schön, sagte er, zeichnen. Wo fängst du an?
    Ich weiß noch nicht, sagte ich, wo keine Leute sind jedenfalls, und du, was machst du?
    Wir haben, sagte er und stürzte sich in eine Erklärung, aber da kam der Vater in den Speisesaal und ich hörte nicht mehr richtig, was Hubert sagte. Der Vater sah müde aus, nicht böse sein, dachte ich, sei nicht böse. Er ging mit einem gefüllten Tablett wieder aus dem Saal, Kleinfunde, sagte Hubert, damit war zu rechnen, das ist noch nicht unüblich, aber, ist was?, fragte er. Ich musste lachen, weil er mich wie besorgt musterte.
    Später kam der Vater an den Tisch, Richard, sagte Hubert, der Vater beachtete ihn nicht. Kannst du heute dableiben?, sagte der Vater zu mir, kannst du bei Ilse bleiben, das wäre mir eine große Hilfe, wenn du hin

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