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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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wollen.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte Maggie und versuchte zu ignorieren, wie sehr sie dieser Kommentar verletzte. Sie vermied den Blickkontakt mit Rhiannon. »Natürlich hat ihn niemand so geliebt wie du. Aber genau darum geht es mir: Du sprichst nie von ihm.«
    »Was willst du denn hören?«
    »Irgendwas! Wie hat er um deine Hand angehalten? Wo hat eure erste Verabredung stattgefunden? Ich weiß nicht einmal, wie ihr euch kennengelernt habt!«
    »Wie wir uns kennengelernt haben?«, sagte Alice entsetzt, als hätte Maggie sie nach ihrer Lieblingsposition gefragt.
    »Ja, wie hast du Opa kennengelernt? Ich habe die Geschichte nie gehört.«
    »Weil es da auch keine Geschichte gibt«, sagte Alice.
    »Aber es muss doch –«
    »Keine Geschichte«, wiederholte Alice nachdrücklich. »Mein Bruder Timmy hat uns einander vorgestellt, mehr nicht.«
    »Und wie war dein erster Eindruck? War es Liebe auf den ersten Blick?«
    »Vielleicht ist das nicht der richtige Augenblick, Maggie«, sagte Rhiannon.
    Maggie wusste, dass es kindisch war, aber sie fühlte sich trotzdem von Rhiannon verraten.
    »Okay, kann schon sein«, sagte sie zu ihrer Großmutter, »aber hast du denn nie das Verlangen, es rauszulassen?«
    Alices Augen weiteten sich. Sie blickte zu Rhiannon. »Ich halte das wirklich nicht für ein angemessenes Thema beim Abendessen.« Das musste gerade die sagen, die mindestens anderthalb Flaschen Wein getrunken hatte und in den ersten zehn Minuten des Abends den billigen mexikanischen Handwerker und Kathleens nacheheliche Gewichtszunahme erwähnt hatte.
    »Seid ihr nicht müde?«, sagte Alice. »Ich für meinen Teil bin fix und fertig.«
    Genau auf diese Art hatte sie auch im letzten Sommer, als Gabe da war, zugemacht. Vielleicht würde es zwischen ihnen immer diese Mauer geben, egal, wie sehr sich Maggie wünschte es wäre anders oder wie oft sie vergessen mochte, dass ihre Familie einfach nicht so war, wie sie es sich erträumte.
    Rhiannon stand auf und stapelte das Geschirr.
    »Ich mach das später«, sagte Alice.
    »Das ist doch das Mindeste«, sagte Rhiannon. Sie nahm die ordentlich gestapelten Teller und Untertassen auf.
    Alice und Maggie folgten ihr wortlos in die Küche.
    Auf der Arbeitsfläche lag die Wachspapiertüte mit den Muffins, die Alice für Gabe gekauft hatte. Einen Moment lang vermisste Maggie ihn. Es tat weh.
    »Soll ich die mit rübernehmen?«, fragte sie.
    »Nein, lass nur«, sagte Alice. »Sie werden hart werden, aber vielleicht merke ich es nicht so, wenn ich sie toaste.«
    Es nieselte und Maggie und Rhiannon waren vom Abendessen ziemlich voll, also entschieden sie sich schließlich doch gegen einen Spaziergang am Strand. Aber Maggie wollte nicht, dass Rhiannon schon abreiste. Sie wollte mit ihren Gedanken an ihre Großmutter und ihre Mutter nicht alleine sein. Die beiden waren egoistisch und dickköpfig, aber als Eltern war jede von ihnen durch einen gutmütigen, sanften Mann ausgeglichen worden: Daniel, in beiden Fällen. Sie selbst würde als Mutter kein derartiges Gegengewicht haben. Jedenfalls nicht ohne Gabe.
    »Trink doch noch einen Tee mit mir, bevor du losfährst«, sagte sie. Vielleicht würde Maggie die Gegenwart einer anderen Person beruhigen.
    »Gute Idee«, sagte Rhiannon. »Deine Großmutter hat mich ganz schön abgefüllt.« Sie schüttelte den Kopf: »Also den Satz hab ich wirklich noch nie gesagt.«
    Kurze Zeit später standen sie am Küchenfenster. Von hier aus konnte Maggie ihre Großmutter mit dem Telefon in der Hand auf der Veranda des Neubaus sitzen sehen. Mit wem sie wohl telefonierte? Vermutlich mit Ann Marie.
    »Vielleicht hätte ich nicht kommen sollen«, sagte Maggie. »Ich werde mich einsam fühlen, wenn du weg bist. Und meine Großmutter – ich weiß einfach nicht, ob ich sie ertrage.«
    »So schlimm ist sie doch nicht«, sagte Rhiannon.
    »Vielleicht sollte ich Gabe anrufen.«
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Rhiannon.
    »Nein. Oder doch? Ich weiß doch auch nicht. Ich kann einfach nicht fassen, dass er sich noch immer nicht gemeldet hat.«
    »Wenn ich dir jetzt etwas erzähle, versprichst du mir dann, es mir nicht übel zu nehmen und an meine guten Absichten zu glauben?«
    »Klar«, sagte Maggie.
    »Weißt du noch, als du mit Gabe zum Abendessen zu mir ins Restaurant gekommen bist?«
    Maggie nickte. Sie ahnte nichts Gutes.
    »Tja, also als du auf der Toilette warst, hat er mir an den Hintern gegrapscht. Ich glaube, er wollte mich

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