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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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war doch offensichtlich, dass sie Linkshänderin war.
    Aber dennoch: Eine Enkelin im Orden würde Alice unter den Mitgliedern der Legion Mariens Ehre machen. Der Sohn von Mary Daley war nur Diakon, aber sie erhielt deswegen so viel Aufmerksamkeit, dass man glauben könnte, er sei der Papst höchstpersönlich.
    Patty, Ann Marie und Patricks Zweitgeborene, hatte Jura studiert und arbeitete trotz der drei kleinen Kinder viel. Sie hatte einen Juden geheiratet, was Ann Marie das Herz gebrochen hatte. Das hatte sie Alice gegenüber zwar nie ausgesprochen, aber sie wusste es auch so.
    Ann Marie und Pats drei Kinder waren ihre Lieblinge und würden es immer sein, ganz besonders Daniel Junior.
    Für Alice war Maggie das schwierigste Enkelkind. Wenn sie ein bisschen was getrunken hatte und aus ihrem Schneckenhaus kam, konnte man mit ihr eine Menge Spaß haben. Ihr Sinn für Humor ähnelte Daniels. Aber meistens war sie irgendwie steif und auf eine Weise förmlich, die Alice einfach in den Wahnsinn trieb. Maggie war wie besessen von dem Bedürfnis, jeden Konflikt restlos aufzulösen. Das war vermutlich Kathleen zu verdanken, die Maggie, kaum war sie aus der Grundschule raus, auf ein Therapeutensofa gezerrt hatte. Als Alice nach Daniels Tod weder an ihn noch an Kathleen hatte denken wollen, ließ Maggie sie nicht in Ruhe und rief gnadenlos alle zwei Tage an. Alice bat Gott um Geduld und um die Einsicht, dass ihre Enkelin es sicher nur gut meinte, aber es brachte sie trotzdem auf die Palme.
    Daniel war in das Mädchen vernarrt gewesen, genau wie in Kathleen.
    Als Maggie sechs oder sieben Jahre alt war, war Alice einmal nachts aufgestanden, um sich ein Glas Wasser zu holen und hatte Maggie weinend in der Küche des alten Sommerhauses gefunden.
    »Was ist denn los?«
    »Da war ein unheimliches Geräusch«, antwortete Maggie. »Ich bin davon aufgewacht.«
    »Und Mama und Papa?«, Alice sah sich nach ihnen um, aber es war niemand zu sehen.
    »Die schlafen«, sagte Maggie und hörte nicht auf zu weinen.
    »Meinst du, es war der Geist eines Toten?«, fragte Alice, um ihre Enkelin zum Lachen zu bringen, aber Maggies Ausdruck wurde plötzlich sehr ernst.
    »Ach Oma, ich wünschte, ich könnte mal einen Geist sehen«, sagte sie. »Dann müsste ich keine Angst mehr vor dem Tod haben. Wenn wir Geister werden, dann leben wir doch eigentlich irgendwie weiter, stimmt’s?«
    Alice war erstaunt: Was ging in dem Kind nur vor?
    »Ab ins Bett«, sagte sie streng. »Alles ist gut. Das war nur der Wind.«
    Als sie sich wieder neben Daniel ins Bett legte (das Glas Wasser hatte sie vollkommen vergessen), war sie noch so beunruhigt, dass sie Daniel wachrüttelte, um ihm davon zu erzählen.
    Daniel lachte nur verschlafen: »Gar nicht dumm, die Kleine«, sagte er und schlief augenblicklich wieder ein.
    Nach dem Telefonat mit Ann Marie ging Alice in die Küche, schenkte sich ein Glas Wein ein und machte sich an den Abwasch.
    Vielleicht sollte sie netter zu Maggie sein. Schließlich machte sie gerade eine Trennung durch und stand offensichtlich ein bisschen neben sich. Aber warum hatte sie auch ohne Bescheid zu sagen diese Freundin mitgebracht? Und sie vor dieser fremden Schottin dann auch noch über Daniel ausgefragt?
    Alice betrachtete ihre Enkelkinder als Erweiterung der jeweiligen Eltern. Deshalb betete sie, wenn sie an Ryans Ehrgeiz und mögliche Enttäuschungen dachte, für Clare und zündete wegen Chris’ Rauhheit für Kathleen Kerzen an. Allerdings gab sie im Umkehrschluss ihren Töchtern auch die Schuld daran, was aus den Enkeln geworden war. Natürlich waren sie dafür verantwortlich. Kathleen hatte keinerlei Sinn für Anstand, also setzte ihre Tochter sich sorglos an Alices Tisch und fragte sie über ihre schmerzhaftesten Erlebnisse aus.
    Maggie hatte gesagt, dass Daniel sich freuen würde, wenn sie das Malen wieder aufnähme. Für diesen Kommentar allein hätte Alice sie ohrfeigen können. Was wusste diese Göre schon? Daniel war ein wundervoller Ehemann, und sie hatte ihn sehr geliebt, aber es hatte ihm nichts daran gelegen, dass aus ihr mehr als eine ordentliche Mutter und Hausfrau wurde. Ihrer Mutter- und Hausfrauenrolle wegen hatte er darauf bestanden, dass sie das Trinken aufgab. Und als er krank wurde, hatte er vorgezogen ihre Tochter zu konsultierten, anstatt Alices hübsches kleines Köpfchen zu überanstrengen.
    Meinst du nicht, es könnte uns gut tun, über ihn zu reden? , hatte sich ihre Enkelin tatsächlich zu fragen erlaubt. Und

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