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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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Finale!«
    Jetzt fühlte sie sich besser. Sie ging nochmal zum Puppenhaus. Dann wählte sie die Nummer von Pattys Büro, und Amy, die fröhliche Sekretärin ihrer Tochter, ging ans Telefon.
    »Sekretariat Patricia Weinstein, was kann ich für Sie tun?«, sagte sie.
    Es war jedes Mal das Gleiche: Ann Marie erkannte den Namen ihrer Tochter erst nicht, obwohl Patty seit acht Jahren verheiratet war. Sie musste es sich dann erst in Erinnerung rufen: Meine Tochter Patty Kelleher ist jetzt diese Person mit Namen Patricia Weinstein.
    »Guten Tag, ihre Mutter hier«, sagte Ann Marie. »Ist sie zu sprechen?«
    »Einen Moment, bitte.«
    Dann ging Patty ran. Sie klang müde.
    »Wie geht es Foster?«, fragte Ann Marie, ohne erst Guten Tag zu sagen. Er hatte am Wochenende eine schlimme Erkältung mit Halsentzündung und Husten gehabt. Patty hatte sie am Freitagabend besorgt angerufen, und Ann Marie hatte sie beruhigt und ihr geraten, ihm eine heiße Zitrone mit Honig und einem Schuss Whiskey zu verabreichen. Ein altes Hausmittel ihrer Mutter.
    »Auf dem Weg der Besserung«, sagte Patty.
    »Achtest du auch darauf, dass er genug trinkt?«
    »Ja.«
    »Fein. Ist er wieder in der Schule?«
    »Klar.«
    »Hm.« Ann Marie hätte ihn noch einen Tag zuhause behalten, damit er sich ganz erholte.
    »Es gibt Neuigkeiten«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Ich hab dir doch von diesem renommierten Wettbewerb erzählt, an dem ich mit meinem Puppenhaus teilgenommen habe.«
    »Ja, da war was.«
    »Ich bin im Finale! Und Papa und ich fahren im September zur Endausscheidung nach England. Aber bis dahin muss ich ein ganzes Haus einrichten, und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie ich das schaffen soll.«
    »Aber dir ist schon klar, dass das Haus, das du einrichten sollst, nur neunzig Zentimeter groß ist, ja?«
    »Was?«
    »Lass dich nicht ärgern, Mama. Das ist super. Herzlichen Glückwunsch.«
    Ann Marie hätte ihr gerne mehr erzählt, aber Patty ging schon zum nächsten Thema über. Am Dienstag und Donnerstag würde Joshs Mutter auf die Kinder aufpassen, weil Ann Marie ja in Maine war, und Patty überlegte, wie sie ihr höflich beibrachte, das Fluchen in Gegenwart der Kinder bleiben zu lassen.
    »Josh meint, dass sie schon immer so ist. Mama, die Frau redet wie ein Lastwagenfahrer. Ich möchte Maisy eigentlich nicht erklären müssen, warum Omi Scheiße sagt, sie es aber im Kindergarten nicht wiederholen darf.«
    »Patty!«, rief Ann Marie instinktiv. Dergleichen Obszönitäten hörte sie sonst nicht von ihren Kindern.
    »Was denn? Ich hab doch nur zitiert.«
    Kurze Zeit später nahm Ann Marie die Autoschlüssel vom Haken neben der Hintertür und eilte aus dem Haus, um die Erledigungen in Angriff zu nehmen. Sie fühlte sich wieder voller Elan, und das Gefühl hielt den Rest des Tages an, überlebte Staus, Kaufhausschlangen und die langen Minuten im Delikatessenladen, während derer die Frau vor ihr sich am Handy lauthals über den Haarausfall ihres Nachbarn ausließ.
    Mithilfe dieser Energie überstand sie auch den Nachmittag in der Wohnung ihrer Mutter, deren dunkle Teppiche und dicke, alte Tapeten einem sonst jede Lebenslust nahmen. Überall hingen verstaubte Fotorahmen: Hier sah man Ann Marie und ihre Schwestern bei der Erstkommunion, hier waren sie am Strand. Und im Hintergrund, wie ein Gespenst, ihr kleiner Bruder Brendan. Er war jetzt fünfzig, wenn er noch lebte, und das fragte Ann Marie sich oft.
    In dieser Wohnung war ihr Vater geboren. Damals betrug die Miete dreißig Dollar im Monat. Er hatte sein Leben lang nie woanders gewohnt.
    Sie verabschiedete sich von ihrer Mutter und stieg ins Auto. Die Vertrautheit der Straßen, durch die sie fuhr, wärmte ihr das Herz. Gleichzeitig schämte sie sich aber auch dafür. Die dreistöckigen Holzhäuser sahen noch genauso schäbig aus wie in ihrer Kindheit. Sie hatte ihre Kinder oft hierher mitgenommen, und sie hatten es genossen, so nah am Strand zu sein. Aber die dunklen Gestalten an jeder Ecke hatten ihnen auch Angst gemacht. Ihre Kinder waren für eine solche Gegend nicht geschaffen. Vor dem Eingang der Schwimmhalle auf der L-Street standen plaudernd und lachend ein paar alte Iren mit Schiebermützen auf den Köpfen. Zu Neujahr sprangen sie, angefeuert von der gesamten Nachbarschaft, am Hafen ins Eiswasser. Ann Marie winkte ihnen aus dem Auto zu und freute sich, wieder nach Hause fahren zu können.
    Schon den ganzen Tag lang entwarf sie gedanklich das neue Puppenhaus: Das Haus, das den großen

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