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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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Websites für Schwangere. Dabei wusste sie auch jetzt im dritten Monat schon viel zu viel. Angeblich würde sich das Baby im letzten Schwangerschaftsdrittel alle zwei Minuten merklich bewegen, und sie würde Schläge und Tritte spüren. Ihre Brüste würden voller werden und auf ihrem blassen Bauch würden Schwangerschaftsstreifen entstehen. Ihr Körper würde sich für immer verändern. Und sie könnte sich auf eine mindestens zwölf- bis vierzehnstündige, qualvolle Geburt vorbereiten.
    Und das war nur der Anfang. Eines Abends saß sie mit Alice vor dem Fernseher, und es lief ein Bericht darüber, dass eine Firma zwei Millionen Gitterbettchen hatte zurückrufen müssen, weil darin Babys im Schlaf zerquetscht worden seien. Wenn ihr Kind nicht einmal in seinem Bettchen sicher war, wie würde sie dann je wieder auch nur für einen Augenblick sorglos sein können?
    In New York wartete so vieles auf Maggie, aber sie konnte sich dem einfach noch nicht stellen. Maine hingegen blieb immer gleich: Dieselben Gesichter, dieselben Häuser und der weite, blaue Ozean. Hier schwebte sie wie in Bernstein eingeschlossen, als könnte sie das Leben anhalten.
    Sie musste es jetzt Kathleen sagen. Tag für Tag arbeitete Maggie gedanklich an einem Brief an ihre Mutter, und hatte auch schon um die sieben Versuche gestartet, ihn zu schreiben. Nachdem sie in einer regnerischen Nacht den Sturm draußen auf dem Meer beobachtet hatte, setzte sie sich schließlich an ihr Notebook und tippte.

    Liebe Mama,
    wie lange ist es her, dass ich dir einen Brief geschrieben habe? Nicht bloß eine Geburtstagskarte oder eine dumme kleine Notiz am Kühlschrank, sondern einen richtigen Brief? Ich glaube, es muss in jenem Sommer gewesen sein, als du mich ins Ferienlager geschickt hast und ich so schreckliches Heimweh nach dir hatte. Damals habe ich dir täglich geschrieben und fast genauso oft einen Antwortbrief von dir bekommen. Als ich dir schrieb, dass ich mich alleine fühlte und mich keiner leiden könne, hast du geantwortet, dass wissenschaftlich bewiesen sei: Alleinsein sei mir unmöglich, denn du seist immer für mich da.
    Ich habe in letzter Zeit oft darüber nachgedacht, dir einen Brief zu schreiben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich am Ende doch den Schwanz einziehen würde und der Brief es nie in den Postkasten schaffen würde. E-Mails sind in solchen Situationen besser. Man klickt einfach schnell SENDEN, noch bevor das Muffensausen überhaupt weiß, was los ist.
    Du fehlst mir hier in Maine. Ja, wir können telefonieren, aber du weißt ja, wie der Handyempfang hier ist, und wenn ich drüben bei Alice das Festnetz benutze, hört sie natürlich mit. Ich bin schon seit über zwei Wochen hier und die Tage vergehen wie im Flug. Erinnerst du dich noch daran, dass die Zeit hier anders vergeht? Der Tag dauert höchstens eine Stunde, und die Nächte sind endlos. (Ich stelle fest, dass ich mich noch immer ein bisschen vor der Dunkelheit fürchte. Hier fällt mir auf, dass es in New York nie richtig dunkel wird. Vielleicht lebe ich deshalb so gerne dort.) Ich genieße den schlichten Alltag des Sommerhauslebens – mir bleiben noch zwölf Tage, bis ich hier meine Sachen packen muss, aber ich habe schon jetzt Angst vor dem Abschied. Morgens stehe ich früh auf und gehe an den Strand. Von dort spaziere ich zu Rubys, kaufe Tee, eine Zeitung und mache die Einkäufe für den Tag. Ich bin gefährlich oft im Café Amore. (Schon mehrmals hat nur ein Bissen gefehlt, und ich hätte eine Überdosis Arme Ritter mit Heidelbeersoße erwischt.) Dann gehe ich nach Hause, schreibe ein paar Stunden und esse manchmal mit Alice zu Mittag. Abends setzen wir uns öfters zusammen vor den Fernseher. Es ist nett mit ihr. Sie ist natürlich immer noch verrückt, aber wir haben schöne gemeinsame Augenblicke gehabt. Die meiste Zeit verbringe ich aber allein, und das ist auch gut so, denn ich muss über vieles nachdenken.
    Da ist etwas, das ich dir schon in den letzten Wochen habe sagen wollen. Und zugleich eben nicht sagen wollte. Jedenfalls habe ich die Worte irgendwie nicht rausgekriegt. Das ist seltsam, denn ich weiß ja, dass ich dir immer alles sagen kann und du mich unterstützen wirst und mir hilfst, alles in Ordnung zu bringen. Ich weiß, dass ich dir gegenüber so sein kann, wie ich wirklich bin, was immer das auch heißen mag.
    Was ich dir habe sagen wollen (meine Güte, ich kann es ja nicht einmal schreiben) ist Folgendes: Ich bin schwanger. Ich muss wohl nicht

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