Sommer in Maine: Roman (German Edition)
sah überrascht aus: »Um mir das zu sagen, bist du die weite Strecke hergereist?«
»Ich bin hergekommen, um dich davon abzuhalten, den Fehler deines Lebens zu machen.«
Maggie schüttelte den Kopf: »Es mag ja sein, dass du Chris und mich so siehst, aber in diesem Punkt bin ich mal anderer Meinung, okay? Ich will dieses Kind. Im Gegensatz zu dir betrachte ich mein Baby nicht als Fehler.«
Es war, als hätte ihre Tochter sie harpuniert, mitten ins Herz.
»Das ist nicht wahr, Maggie«, sagte sie. »Ihr seid beide Wunschkinder.«
Himmel, das klang ja wie aus einer schlechten Seifenoper. Ihr seid Wunschkinder? Da wird einem ja ganz warm ums Herz, Kathleen. Warum stickst du das nicht auf ein Mustertuch?
Sie versuchte es noch einmal: »Ich kann mir ein Leben ohne dich überhaupt nicht vorstellen, das weißt du ganz genau, Maggie. Und ich will es mir auch gar nicht vorstellen. Aber du hast ja keine Ahnung, was es bedeutet, ein Kind ganz alleine zu versorgen.«
»Wir waren immer gut versorgt«, entgegnete Maggie erregt.
»Ich spreche nicht von finanzieller Sorge. Ich spreche davon, dass ich dich jeden Abend ins Bett bringen musste, vor dem Abendessen musstest du gebadet werden, aber erstmal musste das Abendessen ja gekocht werden. Ich spreche davon, dass ich dich an verschneiten Wintertagen aus dem Bett und zur Schule jagen musste, wenn Schule das Letzte war, für das du dich gerade interessiertest. Ich spreche davon, was es wirklich bedeutet, alleinerziehende Mutter zu sein. Aber ja, die Finanzen waren auch eines meiner Probleme. Ich habe mir für dich etwas Besseres gewünscht.«
»Du bist damit nicht klargekommen, weil du dich von Anfang an nicht auf die Mutterschaft eingelassen hast«, sagte Maggie.
Kathleen blinzelte. Mensch, das hätten auch ihre Worte sein können, und zwar als Anklage an ihre eigene Mutter. Sie hatte alles versucht, immer das Gegenteil von dem zu tun, was ihre Mutter getan hatte, und jetzt sollte ihre Tochter sie als dieselbe Art von Mutter wahrnehmen?
»Wie konnte das überhaupt passieren?«, wollte sie wissen. »Nimmst du nicht die Pille?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Bitte sag jetzt nicht, dass du das mit Absicht gemacht hast.«
»Du sagst doch immer, die Wege des Universums sind unergründlich.«
Kathleen hob eine Braue.
»Ich hab alles unter Kontrolle«, sagte Maggie. »Und ich hab dich auch nicht um Erlaubnis gebeten. Ich wollte es dir nur mitteilen.«
»Na, dann vielen Dank. Und Gabe ist natürlich an deiner Seite und bereitet sich schon eifrig auf die Vaterschaft vor? Das hast du auch alles unter Kontrolle, ja?«
Maggie stöhnte: »Halt die Klappe, Mama!«
»Halt die Klappe? Ich habe die weite Reise bestimmt nicht gemacht, um so mit mir reden zu lassen.«
»Es hat dich niemand hergebeten.«
So hatte Maggie noch nie mit ihr gesprochen. Nicht einmal in der Pubertät.
»Alices Benehmen scheint ansteckend zu sein«, sagte Kathleen in dem Versuch, das Gespräch etwas aufzulockern. Warum war Maggie so gemein zu ihr? Sie wollte doch nur helfen.
Maggie lächelte matt.
»Dir muss doch klar sein, wie schwer das für mich ist«, sagte Kathleen. »Irgendwann will ich gerne Großmutter werden, aber doch nicht jetzt.«
Das war gelogen. Sie hatte überhaupt keine Lust, je Großmutter zu werden.
Maggies Miene verfinsterte sich: »Es geht aber nicht um dich. Verdammt, man könnte ja fast denken, du wärst hier die Schwangere.«
Kathleen seufzte: »Irgendwie kommt nichts so raus, wie ich es meine. Lass uns nochmal von vorne anfangen. Ich möchte, dass du zu Arlo und mir ziehst. Ich habe viel darüber nachgedacht, und ich glaube, das könnte klappen.«
Maggie lachte auf: »Auf keinen Fall.«
Das überraschte Kathleen. Sie hatte erwartet, dass Maggie erleichtert sein würde.
»Also jetzt warte mal. Lass mich das erklären.«
»Nimm’s mir nicht übel, Mama, aber euer Haus ist einfach nicht babysicher. Ich müsste einen kleinen rosafarbenen oder hellblauen Chemikalienschutzanzug anfertigen lassen.«
»Was soll das denn heißen?«
»Ich bleibe in New York«, sagte Maggie.
»Für den Fall, dass Gabe doch nochmal ins Vater-Mutter-Kind-Spiel einsteigen will?«
»Oh nein!«, sagte Maggie. »Aber gut zu wissen, dass du mir das zutraust. Ich bin schwanger, nicht blöd. Ich bin noch dieselbe wie zuvor.«
Keine von beiden hatte gehört, dass die Haustür sich geöffnet hatte, aber jetzt kam von dort eine Stimme: »Du bist schwanger?«
Als sie sich umdrehten, stand Ann Marie
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