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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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anonyme Flecken und weit genug von der Briarwood Road entfernt, so dass Alice von den peinlichen Szenen am Tag zuvor Abstand gewinnen konnte. Sie hatte sich in den letzten Monaten an Pfarrer Donnellys Gesellschaft gewöhnt und war entsetzt, dass sie sich in seiner Gegenwart so hatte gehen lassen, dass sie sich alle hatten gehen lassen.
    Ann Marie hatte so getan, als habe Alice sie ihres Familienbesitzes beraubt, und Alice hatte an Pfarrer Donnellys Gesichtsausdruck abgelesen, dass er Mitleid mit ihrer Schwiegertochter hatte. Hoffentlich würde sie ihm die Gründe für ihre Entscheidung vermitteln können.
    Sie waren für acht Uhr verabredet, aber Alice war absichtlich etwas früher gekommen. Mit der Teetasse in der Hand suchte sie ihn in der Menschenmenge, die auf dem Gehweg an ihr vorbeizog, und hoffte, ihn zuerst zu sehen. Er war so ein herzensguter und verständnisvoller junger Mann. Was sich am Tag zuvor abgespielt hatte, musste ihn ziemlich schockiert haben. Was auch immer er ihr sagen wollte: Es war eine willkommene Ablenkung von ihren Familienproblemen.
    Maggie war schwanger, und Kathleen hatte Alice Desinteresse vorgeworfen: Das Mädchen sei ihr ganz egal. Aber darum ging es gar nicht. Es ging ihr darum, dass Maggie sich in ihrem Haus breitgemacht, Alice freche Fragen gestellt und alte Geschichten aufgewirbelt und bei alledem ihre eigenen Umstände nicht einmal angedeutet hatte. Aber zugegeben: Es hätte sie mehr erstaunt, wenn die Neuigkeiten von Fiona oder Patty gekommen wären. Schließlich war Maggie Kathleens Sprössling und musste sich schon etwas mehr anstrengen, um Alice mit einer schlechten Entscheidung zu überraschen.
    Alice hatte die Wochen mit ihrer Enkelin genossen. Sie ein Flittchen zu nennen war vielleicht etwas übertrieben gewesen, und dann auch noch in Gegenwart Pfarrer Donnellys. Das war einer dieser Momente, in denen sie Daniels missbilligenden Blick vom Jenseits spürte.
    Ann Marie schien wirklich zu glauben, dass Kathleen gekommen war, um Maggie von einer Abtreibung zu überzeugen. Wenn das stimmte, würde Alice sich vielleicht ein für alle Mal von ihrer Tochter abwenden. Es machte sie krank, dass Kathleen an so etwas überhaupt denken konnte. Der einzig vernünftige Weg, der Maggie jetzt noch offen stand, war doch, Gabe zu heiraten. Und letzten Endes war er doch gar nicht so schlimm. Er sah gut aus und kam aus einer reichen Familie. Und er brachte Maggie sogar manchmal zum Lachen.
    Alice nahm einen Schluck Tee. Nach dem langen, anstrengenden Abend mit ihrer Schweigertochter war sie ziemlich erschöpft und hatte es schwer bereut, Ann Marie in den Neubau eingeladen zu haben und sie nach dem Streit auch noch gebeten zu haben zurückzukommen.
    Und danach hatte sie wach gelegen und darüber nachgedacht, was sie jetzt bei diesem Treffen Pfarrer Donnelly sagen würde.
    Nachdem Ann Marie davongebraust war, hatte Alice Pfarrer Donnelly zum Auto begleitet und war dabei extra gelassen aufgetreten, um Ann Maries wahnsinnigem Verhalten etwas entgegenzusetzen. Sie hatte sich entschuldigt und gar kein Ende finden können, denn sie wollte doch vermeiden, dass die Begegnung einen bitteren Nachgeschmack bei ihm hinterließ. Als er die Einfahrt hinausgefahren war, hatte sie sich Maggie vornehmen wollen, aber das Haus war leer. Maggie und Kathleen waren verschwunden. Kurze Zeit später sah sie die beiden in den Mietwagen steigen und davonfahren. Eine Weile saß Alice nachdenklich und ein bisschen beleidigt da.
    Ann Marie hatte die Verantwortung für Alice an Kathleen übergeben, als wäre Alice irgendeine sabbernde Alte. Das war absolut unverzeihlich, und es passte auch gar nicht zu ihrer Schwiegertochter. Mit Ann Marie gab es Ärger, so viel war klar. Aber wie lange konnte ihre weichliche Schwiegertochter ihr schon böse sein? Alice brauchte sie, besonders jetzt, da Kathleen hier ihr Unwesen trieb.
    Irgendwann wählte sie Ann Maries Mobiltelefonnummer.
    »Wo steckst du?«, fragte sie.
    »In Portsmouth. Aber ich hab nur kurz angehalten. Ich fahre jetzt nach Hause zu Patrick.«
    »Fahr nicht«, sagte Alice. »Komm wieder zurück, und wir trinken ein Gläschen zur Beruhigung. Können wir das nicht mit Humor nehmen?«
    »Nein, können wir nicht«, erwiderte Ann Marie.
    »Ach bitte, meine Liebe. Ich ertrage es nicht, wenn du mir böse bist. Ganz besonders nicht, wenn Kathleen auftaucht und furchtbare Neuigkeiten über Maggie zu Tage kommen. Ich drehe hier bald durch. Wenn du nicht zurückkommst, wird etwas

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