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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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dass sie eigentlich wirklich kein kleines Kind im Haus haben wollte.
    »Tante Ann Marie?«, fragte sie jetzt. »Frühstück im Diner?«
    »Ach nein, ich nicht, Süße. Vielen Dank«, antwortete sie. »Ich will bis zum Independence Day noch ein bisschen abnehmen.«
    »Warum das denn?«, fragte Kathleen. »Du willst wohl Patrick mit einer sexy Bikinifigur beeindrucken?«
    Ann Marie konzentrierte sich wieder auf ihre Knöpfe.
    »Was machst du da eigentlich?«, fragte Kathleen.
    »Ich nähe einen Schonbezug.«
    »Und wofür?«
    »Für ein Sofa.«
    »Sie ist im Finale von diesem super renommierten Wettbewerb für Raumgestaltung«, sagte Maggie.
    »Genau«, sagte Ann Marie. »Pat und ich sind zur Endausscheidung nach London eingeladen.«
    Kathleen streckte sich ausgiebig. »Raumgestaltung?«
    »Kunst und Design an Gebäudemodellen.« Ann Marie wirkte nervös, und Maggie dachte, dass sie sich die Bezeichnung gerade ausgedacht haben musste.
    »Puppenhäuser«, sagte Maggie, und fuhr, bevor ihre Mutter ihren Senf dazugeben konnte, fort: »Ziemlich cool. Das Brooklyn Museum hat dem Puppenhaus letztens eine Ausstellung gewidmet. Echt beeindruckend.«
    Kathleen sah Maggie ungläubig an und sagte dann: »Jetzt aber los. Zieh dir was über, und wir gehen frühstücken, nur du und ich.«
    »Ich würde gerne mitkommen, aber die Arbeit ruft«, sagte Maggie.
    »Gehst du mir aus dem Weg?«, fragte Kathleen wie im Scherz, aber Maggie kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie es ernst meinte. Es war auch nicht das erste Mal seit ihrer Ankunft vor kaum vierundzwanzig Stunden, dass sie diese Vermutung aussprach.
    Am Abend zuvor war sie mit Kathleen essen gegangen, und danach war sie ihr bis zum Schlafengehen im Sommerhaus ausgeliefert gewesen.
    Ihre Mutter hatte jede Menge Zeit gehabt, Maggie ihren absurden Plan vorzustellen: Maggie sollte ins Weinbaugebiet ziehen und ihr Kind im gesunden Umfeld der Wurmfarm eines Abstinenzlerpärchens aufziehen. Na wunderbar! Maggie sagte nicht, dass sie Kathleens Lebensweise befremdlich fand, oder dass sie schon nach einer Woche mit ihr genug hatte. Sie sagte auch nicht, dass Kathleens Haus so versifft war, dass sie darin nicht einmal einen Hamster großziehen würde, schon gar nicht ein Kind. Maggie wusste ja schließlich, wie man sich beherrschte.
    Im Gegensatz dazu hatte Kathleen ihr ganzes Arsenal auf Maggie abgeschossen, Gabe niedergemacht und ihm alles Mögliche vorgeworfen. Sie hatte ja recht, aber es tat trotzdem weh. Niemand konnte Maggie so wehtun wie ihre eigene Mutter. Maggie hätte das alles lieber nicht gehört, und nach Gabes E-Mail war es auch wirklich nicht mehr nötig.
    »Wo ist Alice?«, fragte sie jetzt.
    »Das haben wir uns auch schon gefragt«, sagte Kathleen.
    »Was ist denn jetzt mit dem Haus?«, fragte Maggie ihre Tante.
    Ann Marie schüttelte den Kopf: »Ich bin so geladen. Eigentlich kann ich noch gar nicht darüber sprechen.«
    Dabei wirkte sie gar nicht wütend. Eigentlich war sie so munter wie immer.
    Sie fuhr fort: »Alice hat testamentarisch verfügt, dass nach ihrem Tod alles hier an St. Michael geht.«
    Maggie war fassungslos: »Wann ist das denn passiert?«
    »Soweit ich weiß, hat sie die Papiere vor einem halben Jahr unterschrieben. Aber Pat erkundigt sich noch, ob wir das nicht anfechten können. Immerhin haben wir den Neubau gebaut.«
    »Ach, tatsächlich? Das wussten wir gar nicht«, sagte Kathleen.
    Ann Marie ignorierte den Kommentar: »Wir haben auch Rechte. Jetzt hat Pat mir jedenfalls erstmal geraten ruhig zu bleiben und abzuwarten, bis er das mit seinen Anwälten geklärt hat. Und genau das versuche ich jetzt.«
    Ann Marie lächelte, und Maggie war überzeugt, dass diese Art extremer Liebenswürdigkeit nur durch die Einnahme gewisser kleinen Pillen zu erklären sei.
    »Das Ganze ist doch typisch Alice«, sagte Kathleen. »Wenn mein Vater das nur sehen könnte.«
    Die Erinnerung an die Beerdigung ihres Großvaters tat weh. Onkel Patrick hatte die Trauerrede gehalten, und Chris und Daniel Junior hatten am Altar unsicher die Fürbitte vorgelesen. Chris’ Stimme hatte gezittert, als er sagte:
    »Mögen wir einander in Zeiten der Trauer Kon sol ation spenden, denn auch Jesus brauchte nach dem Tode Lazarus Kon sol ation.«
    »Wir bitten Dich, erhöre uns«, antwortete die Gemeinde mechanisch, und Maggie dachte, dass Chris das veraltete Wort Konsolation ausgesprochen hatte, als wäre es ein elektronisches Gerät und Jesus der dazugehörige

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