Sommer, Sonne, Ferienglück
übers Glas zog. Und da sahen sie sich beide zur selben Sekunde, sahen sich mit ihren komischen Leinentüchern um die Schultern und prusteten auch zur gleichen Zeit los.
Ja, sie lachten.
Und ihr Lachen dröhnte durch das leere Treppenhaus, von oben nach unten, und hallte von unten wieder nach oben zurück.
Das Lachen tat gut. Es war wie eine Befreiung.
Sie sahen sich nicht an, sie starrten ja in den Spiegel, aber als sich ihre Augen dann einander zuwandten, strahlten die blauen Gatsby-Augen wie Leuchtkerzen.
Christa ging schnell weiter.
»Vieni, Christina!« hörte sie hinter sich. »Jetzt gehn wir mal runter, dorthin, wo die Flasche steht. Und dann … das heißt, ich weiß noch was viel Besseres: Fahren wir zu Giulietta!«
»Wer ist denn das schon wieder?«
»Giulietta? – Oh, die kann man gar nicht beschreiben. Giulietta ist die Königin der Großzügigkeit. Und ich liebe sie über alles.«
»Die Villa liebst du ja auch. Mußt du eigentlich immer übertreiben?«
Das Du war heraus, und es fiel ihr ganz leicht. Sie hatte auch keine Lust, es zurückzunehmen, obwohl die Bedingungen ja nicht gerade zutrafen: Weder stammten sie aus derselben Gesellschaftsklasse, noch fand sie ihn besonders sympathisch.
»Ich übertreibe nicht. In diesem Fall wirklich nicht. Ohne Giulietta wäre ich wahrscheinlich verhungert. Und sicher hätte niemand meine Hemden gebügelt. Die bekam ich sogar nach Mailand, als ich studierte. Pünktlich, immer am Freitag. Und frisch gestärkt. Außerdem kenne ich niemand, der besser kochen könnte als Giulietta. Sie ist einfach ein Traum. Oder hast du keinen Hunger?«
Den hatte sie schon. Nur an seine Art, wie sollte man sich daran gewöhnen? Und Giulietta …
»Aber wir können doch nicht einfach reinschneien?«
»Und ob wir können! Dann kocht sie nämlich am besten. Dann fängt sie an zu zaubern. Und noch etwas, sicher hat sie für dich auch ein Zimmer. Klar hat sie das. Der Bauernhof ist ein Paradies. Du wirst schon sehen … Also komm!«
Also komm? …
Christa schwirrte der Kopf, sie suchte Argumente, dies alles ging ihr viel zu schnell, und außerdem, was war denn mit der geschäftlichen Besprechung?
Aber schließlich, sagte sie sich, bist du auch nur ein Mensch. Und hast einen Riesenhunger!
***
»Theo, also so geht's nicht, das sag' ich dir. So wirklich nicht.«
»Mal langsam, Kleine. Wo steckst du überhaupt?«
»Ich? – Wo ich stecke? Auf einem Bauernhof.«
»Auf einem was?«
»Also hör doch, das kann ich dir jetzt nicht alles erklären, würde wirklich zu weit führen. Schließlich telefonieren wir nicht in Kirchberg.«
Das taten sie nicht. Christa stand auf Holzbohlen in einem dunklen Korridor, der Apparat war an die Wand montiert, und wenn sie den Blick wandte, sah sie zur Tür hinaus über einen Garten und Wiesen und grüne Nässe. Ja, und das Dunkle gleich in der Nähe war wohl ein Misthaufen.
Sie war so nervös, daß sie das Kabel um den Zeigefinger wickelte. Theos Stimme war klar gewesen, als antwortete er aus dem Nebenraum, eine Satelliten-Verbindung, dabei waren es ja nicht mehr als ein paar hundert Kilometer zu ihm. – Warum sagte er nichts? Sie hörte ihn nur schnaufen.
»Also Theo, ich war da gestern abend in diesem Laden …«
»Wo? In welchem Laden?«
»Na, deiner Villa.«
»Wieso denn meiner? Warum …«
Weiter kam er nicht, weiter hörte sie ihn auch nicht, es machte ›m-a-u-h‹ …
Mauh? – Die Kuh.
»Was ist denn das?«
»Ich sag' doch, das ist ein Bauernhof … Also diese Leute, ich meine, Michele …«
»Welcher Michele?«
»D'Alessio, der Anwalt. Also er wäre sofort bereit, den Vertrag abzuschließen. Aber Theo, ich sag' dir: Das können wir nicht! Wirklich nicht.«
Jetzt war es ein klares ›Muuuuh‹, so laut, daß es das Gebäude erschütterte. Christa zerrte noch heftiger an der Schnur.
»Das geht wirklich nicht.«
»Was?«
»Mein Gott, was? Alles … Also ich war dort, es hat geregnet, fürchterlich geregnet. Aus diesem Typ aber, diesem Michele, aus dem soll jemand anders schlau werden. Ich schaff es nicht. Und mein Fall ist er auch nicht. Fängt gleich an, mich zu duzen, also ich finde ihn …«
»Was geht nicht? Das Wesentliche.«
»Das Wesentliche? Das Wesentliche ist, daß wir nicht auf die Nase fallen. So, wie ich es sehe, kostet es uns ein Vermögen, das Geschäft aufs Geleise zu setzen. So viel können wir gar nicht aufbringen. Und selbst wenn Staudinger noch etwas zuschießen wollte …«
»Das
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