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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Christa.«
    »Ach nein?«
    »Ach ja«, konterte ihr Vater entschlossen und endgültig: »So ist es!«
    Was Karl Plascheks Auftritt in der ›Villa‹ anging, gab es noch andere Standpunkte. Zur Vollständigkeit seien sie hier angedeutet:
    Da wäre zu nennen, was Giulietta, die Herrin des Bauernhofes ›Borgo di Mirtillo‹, Christa berichtete.
    »… also dieser Typ, dieser Carlo aus Mannheim, das ist vielleicht noch einer. Zuerst wollte Marco wegen ihm den ganzen Krempel hinschmeißen. Und weißt du, was dann passierte? Gestern abend kam er mit ihm auf den Hof, da haben sie Räucheraal gegessen, den von meinem Bruder in Val Dagno, dann jeder drei Schweinekoteletts, dann – was noch, – ah ja, Camoscio-Schinken natürlich, ein halbes Kilo Käse und schließlich noch meinen Heidelbeerkuchen. Anschließend haben sie mir den halben Keller ausgesoffen. Und weißt du, was dann passierte? Dann haben sie Lieder gesungen, deutsche Lieder, mußt du dir mal vorstellen, und als ich sie rausschmiß, waren sie so blau, daß ich dem Marco den Autoschlüssel wegnehmen mußte. Aber die zwei sind nach Collano gelaufen. Sieben Kilometer. Und als die dicksten Freunde. Wo hast du den bloß her, Christina, madre madonna?!«
    Und auch Michele d'Alessio soll noch zitiert werden: »Das richtige Monster zur rechten Zeit …«
    Nun, von welcher Seite man Karl Plaschek auch betrachten wollte, eins stand fest: Wenn die ›Villa Caruso‹ trotz aller Hindernisse und Wirrungen am Ende tatsächlich noch pünktlich ihre Pforten öffnen konnte, war es in großem Maße ihm zu verdanken.
    Aber es ergaben sich noch einige Schwierigkeiten …
    ***
    Die Zeit, wie sie doch fliegt und alles, alles ändert! Wer in Collano dachte noch daran, wie es vor zehn Jahren war, damals, als der Verkehr am Seeufer entlangdröhnte und sogar die alte Stadtmauer abgerissen werden mußte, um dem Ansturm der Touristenautos Platz zu schaffen?
    Nur sekundenweise war von den Kaffeehausstühlen an der Uferpromenade ein Blick auf den See zu erhaschen. Der lag unschuldig glitzernd wie immer, doch die Abgaswolken zogen dunkle Schleier über die Wellen, und der Lärm der Motoren war lauter als alle ›Canzoni‹ aus den Musikautomaten. Wer auf die andere Straßenseite wollte, wurde zum Selbstmordkandidaten und diejenigen, die, wie sie es ein Leben lang taten, unter den Arkaden ihren Espresso oder Campari trinken und die Zeitung lesen wollten, riskierten ihre Gesundheit.
    Auf der Uferpromenade verlief die Katastrophe von Norden nach Süden. Im Stadtkern wiederholte sie sich in umgekehrter Richtung. Schließlich wollten ja all die fremden Völkerschaften eines Tages wieder zurück, über die Alpen nach Hause.
    Die mittelalterlichen Bleifenster von San Giovanni verätzte der Smog, den Heiligen fielen die Nasen aus den Gesichtern, die Geschäftsleute am Marktplatz schickten ihre Mädchen erst mal zum Fensterputzen, wenn sie die Ladentüren aufschlossen, die Hausfrauen konnten nicht länger ihre Wäsche über den Gassen trocknen lassen, und die Preise der Lokale schossen in schwindelerregende Höhen.
    Viele glaubten, daß sie durch die Touristen zu Millionären würden, verkauften ›original deutschen Filterkaffee‹, Eisbein, Frankfurter Würstchen und Hamburger – und machten dann im nächsten Winter Pleite.
    Es war ein Grauen.
    Nun hatte die Geschichte jedoch die Leute von Collano an vieles gewöhnt, sie nahmen das Grauen mit Gelassenheit.
    Barbaren waren schon immer aus dem Norden gekommen. Ob Vandalen, Goten, ob Kelten oder Alemannen – man mußte sie über sich ergehen lassen. Und die Augen offenhalten. Schließlich, das sieht ja wohl jeder ein: Wer in der Kälte wohnt, sucht die Wärme, wer immer fleißig oder sogar kriegerisch sein will, hat auch mal Anrecht auf Entspannung. Vor allem aber, wem viel Geld gegeben ist, der soll's auch wieder loswerden …
    War Collano dafür nicht der ideale Ort? Glich es, zwischen seinen Hügeln, ans Seeufer geschmiegt, nicht dem verwunschenen Städtchen im Zaubergarten, und war seine Schönheit und Stille nicht so verführerisch, daß sogar ein Mann wie der unvergeßliche Caruso es dreimal besuchte, um sich von seinen Auftritten in der Mailänder Scala zu erholen?
    Schon aus diesem Grund, davon war man in Collano überzeugt, war ›die Villa‹ das beste aller Hotels, mehr noch, war ein Symbol der Stadt.
    Daß sie drei Jahre das Wort ›geschlossen‹ am Parktor ertragen mußten, weil sich die D'Alessios nicht einigen konnten, wer

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