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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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eine Aussage.
    Und dann sagte er noch etwas: »Das ist vorbei, schon lange vorbei.«
    »Und es war eine schreckliche Tragödie, was?«
    Er riß seinen Kopf buchstäblich herum. Er beugte sich über sie, so nah, daß seine blauen Augen vor ihr verschwammen und sie seinen Atem spürte.
    »Jetzt hör mir mal zu: Blond oder schwarz – ignorante Mädchen gibt's leider überall, sture oder spröde oder einfach dämliche …«
    »Danke.«
    »Was weiß ich. Aber so eine wie du, das ist neu.«
    »In deiner Sammlung?«
    »Richtig. So was ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Da versuche ich dir jetzt eine geschlagene halbe Stunde beizubringen, daß wir euch helfen wollen …«
    »Deine Tante? Und wieso sollte sie das?«
    »Wir! Die D'Alessios. Und zwar deshalb, weil die D'Alessios entweder zu verkalkt oder clever genug sind, auf ihren Anwalt zu hören. Der aber hat längst gemerkt, was läuft.«
    »Und was läuft?«
    »Na, was schon? Daß ihr die Geschichte aus eigener Kraft gar nicht durchziehen könnt. Aber daß es auch in der ganzen Gegend niemand gibt, der sich mit so viel Begeisterung einsetzen würde, die Villa wieder …«
    »Die Bruchbude von Villa meinst du?« Nun setzte sich auch Christa auf.
    »Von mir aus. Aber mit dem Temperament deines Vaters und deiner Sturheit kann was draus werden. Aber du, du glaubst noch immer, ich wollte euch … euch …«
    »Reinlegen.«
    Nicht Christa stichelte weiter, die Schlange Christa konnte nicht genug bekommen und hatte ihm den letzten Stoß versetzt.
    Das heißt, nicht ganz …
    Den letzten lieferte der dämliche Ausflugsdampfer, der da hinter ihnen auftauchte. Er hatte zuvor schon getutet, doch sie waren wohl zu beschäftigt damit, sich Beleidigungen an den Kopf zu werfen, als daß sie darauf geachtet hätten.
    Nun kam er, rauschte auf zehn Meter Abstand vorbei, warf eine gewaltige Heckwelle herüber, Michele war aufgesprungen, wollte sich festhalten, kippte mit dem Rücken gegen die Cockpit-Verkleidung des Bootes und fiel, Arme und Beine wie ein Frosch ausgebreitet, rücklings ins Wasser.
    Na ja, schwimmen konnte er ja wohl …
    Zuerst lachte Christa noch, lachte laut und herzhaft. Hatte ja auch wirklich zu komisch ausgesehen.
    Als aber nichts geschah, rein gar nichts, als dieses Teufelsding von ›Città di Milano‹ einfach nur weiterrauschte und ihr ein paar Blödköpfe von Passagieren auch noch zuwinkten, rutschte sie doch zur Steuerbordseite.
    Christa schob den Kopf darüber – und das Herz blieb ihr stehen.
    Zuerst hatte sie nur Wellen mit Schaumkronen gesehen, dann, ja, dann sah sie eine runde schwarze Wölbung: Micheles Badehose! Die Rückseite …
    Die Umrisse seines Körpers aber zeichneten sich unter dem Wasser ab. Gar nicht mehr braun schien er nun, nein, so schrecklich weiß …
    Michele! Sie dachte, flüsterte es.
    Und dann schrie sie: »Michele!«
    Nun waren ihr auch Bluse und Jeans völlig egal. Sollte sie sich noch damit aufhalten, sie auszuziehen, während er dort ertrank? Wenn er nicht schon ertrunken war …
    Sie sah sein Gesicht: ein undeutlicher, heller Fleck, das Haar hing ihm über die Stirn, Haar wie Seetang, die Arme pendelten nach unten.
    Oh, lieber Himmel – hilf doch! Hilf mir …
    Welches Glück, daß sie damals beim Freischwimmerkurs auch gleich noch Wiederbelebung gelernt hatte. Wie ging das nur …? Arm fassen, umdrehen, ja, und jetzt aufpassen, daß er nicht klammert, denn häufig geschieht es doch, daß ein Ertrinkender in der Todespanik den Retter mit in die Tiefe zieht …
    Und das wäre ja nun das allerletzte, von einem d'Alessio in die Tiefe gezogen zu werden.
    »Michele! – Hörst du mich, Michele?«
    Den Mund hatte er offen, aber antworten tat er nicht.
    Mit der einen Hand paddelnd, die andere unter seinem Nacken, strebte Christa dem Boot zu. Es ging langsam, aber es ging.
    Und hier, was da blitzte, war schon die Badeleiter …
    Sie hielt sich daran fest, ihn ließ sie dabei nicht los: »Komm, Michele, versuch's doch, bitte … lieber Michele …« Wie kriegst du den nur hoch? Die rechte Hand hatte er jetzt an der Leiter, vielleicht war es nur ein Reflex der ersterbenden Nerven, aber halten tat sie.
    »Michele, komm … versucht doch!«
    Er versuchte nichts.
    »Lieber Michele, bitte …«
    Da er nichts versuchte, versuchte sie zu zerren, und da half er nun doch ein wenig, so ja – ihr Rücken schmerzte, das Herz pumpte, jetzt kriegte sie schon selbst kaum Luft, aber sie hatte ihn oben. Da lag er nun, auf

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