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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Frau weiß sich in jeder Lage zu helfen, sie war bisher in allen Situationen und Krisen der Fels, auf den man sich verlassen konnte. Giulietta wird, muß wieder einmal ran! – Was aber sind die Voraussetzungen? Analysiere genau: Die kommen morgen an, sechsundzwanzig, vielleicht sogar achtundzwanzig Köpfe, eigentlich schon eher Mäuler – die sechzehn, die über Linate einfliegen, werden vielleicht schon im Flugzeug abgefüttert, aber Hunger werden sie trotzdem bald wieder haben, daher am besten zunächst ein Brunch im Hotel, hübsch angerichtet, Käse, etwas Schinken, viel Salat, Salat ist ja so billig. Den besorgen Christa und Rosi.
    Abends dann, wenn's dramatisch wird, besorg' ich mir von Batirelli den Bus. Dann aber – wieso kam ich nicht früher darauf – rauf zu Giulietta! Was will der Mensch von heute? Silberbesteck, Kristall und edles Geschirr? O nein, das Schlichte ist gefragt, sich frei fühlen in einfacher Umgebung, naturnah die Welt zu erleben, die Dinge dort zu genießen, wo sie entstehen – auf einem Bauernhof!
    Und was da alles entsteht, oben auf dem ›Borgo Mirtillo‹!
    Die besten Weine. Der Lagarino, den Giulietta geliefert hatte, unvergleichlich war er. Dazu der Käse, ihr Gorgonzola dolce, der Gemsschinken, den ihr der Bruder – oder war das schon wieder irgendein Vetter – oben aus den Bergen des Trentino anlieferte. Was noch? Brot natürlich, selbstgebacken, ein ›Risi-Pisi‹ mit Erbsen, eine ›minestrone‹ vielleicht – und dies alles in dieser einzigartigen Küche, an diesem gigantischen Tisch aus purer Kastanie!
    Staunen werden die, sich wohl fühlen, was heißt wohl fühlen – ausflippen!
    Und alles präsentiert als Aufmerksamkeit des Hauses: der Begrüßungsabend auf dem ›Borgo Mirtillo‹. Keine Notlösung, nein – ein einziges, unverwechselbares und unvergeßliches Erlebnis, ein Familienfest.
    Übermorgen dann, übermorgen sieht man weiter.
    Jetzt aber …
    Theo rannte, rannte den Plattenweg hinab, nahm die Abkürzung zum Parkplatz und bestieg seinen alten, kampferprobten Volvo.
    Nochmals zurück zu diesem Trauerverein in die Küche und Bescheid sagen? Nein.
    Auf zum ›Borgo Mirtillo‹!
    ***
    Ideen, zumal gute Ideen, haben ihre eigene Schubkraft, und wenn noch ein so starkes Element wie Theo Schmidles Begeisterungsfähigkeit hinzukommt, entwickelt sich ein brisantes Gemisch.
    Der alte, verbeulte Volvo aus Kirchberg unter der Schwäbischen Alb donnerte durch die Gassen von Collano, hoch auf einen Hügel über dem See. Die Ausfahrt? Das war doch dieser Schotterweg nach einer Rechtskurve? Hier – beinahe wäre er nun daran vorbeigefahren, dabei stand's doch groß zu lesen: ›Borgo Mirtillo‹. Sogar einen Pfeil gab es.
    Steine prasselten, der Volvo schaukelte, Gartenzäune gab's ja nicht, auch keine Gartenzwerge oder die Warnschilder ›Privat‹, ›Eintritt verboten‹. Solche Dinge sind Erfindungen des Nordens, doch dafür gab es die weichen, fließenden Hügel, sanfte, im Dunst verhangene Kurven von Wäldern und Rebbergen.
    Und ein Tor gab's auch. Das stand mitten auf der freien Fläche und bestand aus hochgetürmten Quadersteinen. Weiter unten sah man schon die Dächer. Da waren Stallungen, Terrassen, und ein Dach hob sich ganz besonders ab, das des Haupthauses des ›Borgo Mirtillo‹: Knallrot war's. Marco, das wußte Theo, hatte dieses Dach erst letztes Jahr neu gedeckt, damals, nachdem ein Sturm, der vom Osten, vom Monte Baldo herunterblies, ihm übel mitgespielt hatte.
    In einer Staubwolke und nach einer letzten verwegenen Kurve brachte Theo den Volvo zum Stehen.
    Na, jetzt werden wir ja sehen.
    So eilig hatte es Theo, daß er sogar vergaß, die Türe zu schließen. Er rannte los, einen gewundenen Weg hinab, die Abkürzung zur ›casa grande‹, rannte, ohne richtig hinzusehen, den Kopf voll kühner, neuer Vorstellungen: Mit Giulietta würde er zurechtkommen, keine Frage, zwischen ihnen hatte das doch eigentlich schon von Anfang an geklappt, als sie rasant für ihn die Personalprobleme erledigt hatte.
    Wenn dir bloß die Zeit nicht so auf den Nägeln brennen würde. Zwölf Stunden, mehr steht dir nicht zur Verfügung. Und dabei muß noch jede Menge organisiert werden, Tischtücher brauchten sie hier oben, sicher auch Geschirr, wer wußte schon, was sie auf ihrem Hof zur Verfügung hatte und welche Probleme noch entstehen konnten, wenn so eine Gruppe Nordländer plötzlich auf dem ›Borgo Mirtillo‹ einbrach?
    Ein Problem jedenfalls hatte Theo

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