Sommer, Sonne, Ferienglück
den Fotokopierer gegeben. Was man hat, hat man – zunächst mal auf der Karte …
Und wenn es gerade nicht vorrätig war, konnte Carlo dies den Gästen ja mitteilen. Und die Saucen, an sich kein Problem, ließ sich ja alles auf Vorrat kochen und tieffrieren, denn die ursprüngliche Idee, mit einem rationalen Buffetbetrieb die Gäste kostensparend abzufüttern, nun, da die ›Villa‹ wieder zu ihrem alten Glanz erwacht war, im Gästeraum handgestickte Tischdecken, Kristallgläser und das alte Silberbesteck warteten, nun, angesichts dieser Pracht erschien sie Theo doch etwas abgeschmackt, um nicht zu sagen: popelig.
Ein einwandfreies Konzept stand da auf Papier! Nur: Wer setzte es in die Tat um? Wer kochte?
Zum ersten Mal, seit er mit dem ›Caruso‹-Projekt die Sterne vom Himmel holte, fühlte Theo sich von seinem Glück im Stich gelassen.
Hier half auch die Improvisationskunst nicht weiter …
»Aber da warn doch 'ne janze Reihe von Typen?«, verlangte Karl Plaschek zu wissen.
»Das schon.«
»Wat heißt denn schon?« Karl nahm einen tiefen Schluck Bier. Er nahm ihn aus der Flasche.
»Schon heißt«, klärte Christa ihn auf, »daß die hier alle einen Hau haben. Jetzt hat auch noch die Hochsaison angefangen, und da kommt sich jeder dämliche Koch vor wie der Papst. Unter vier-, fünftausend Mark wollte keiner auch nur 'nen Löffel anrühren.«
»Für fünftausend Eier – na, da werd ick noch Koch am Jardasee! Die spinnen. Die haben wohl den Klabautermann jesehen. Ja, da könnte ja de Rosi kochen, hat ja bisher ooch jeklappt.«
Und wie es geklappt hatte – zumindest für Karl Plaschek. Statt sich vornehm als Gast aufzuführen gleich Hand anzulegen, so richtig mittenmang den Itakern zeigen, was Sache ist, brachte seine Vorteile: Von Zimmer- oder Pensionspreisen sprach längst niemand mehr. Was war denn der Theo ohne ihn? Daß dazu auch noch in den letzten Tagen die Rosi für die Fourage sorgte, brachte weitere Punkte: Wer an der Quelle sitzt, braucht sich um nischt zu kümmern. Hatte sich nicht selbst diese olle Millionärin, die Frau Pauli, der Rosi zuvor noch ihren Eins-A-Fleischsalat brachte, überglücklich und dankbar gezeigt?
»Die Rosi macht 'n prima Gulasch«, verkündete er.
Theo nickte, obwohl es ihm kalt über den Rücken lief.
»Und det Kassler mit Kraut erst! Und für 'n Nachtisch so 'ne schöne Jrütze.«
Jrütze, dachte Theo verstört, was ist denn jetzt wieder Jrütze? Und gleich kommt er mit dem Erbseneintopf … Rosi Plaschek als Köchin in der ›Villa Caruso‹? Nein, bei aller Nachsicht, sie paßte nun wirklich nicht in den Rahmen, eine Alptraum-Vorstellung war das!
Nun starrten sie alle. – Sag was, bedeuteten die Blicke. Du bist dran! Damit hatten sie auch noch recht, denn schließlich, seine Improvisationskunst hatte bisher noch immer den richtigen Weg gefunden.
Theo aber fühlte sich hoffnungslos überfordert …
Ein Küchenchef läßt sich nicht aus den Rippen schneiden, schon gar nicht ein Küchenchef-Zauberer, der kreative ›Maestro‹, auf den die ›Villa Caruso‹ Anspruch hatte.
All diese weißen Küchenkacheln – auf ihn wirkten sie wie ein Schlachtraum. Töpfe und Kessel, sie grinsten ihn an.
Er erhob sich.
»Ich komme gleich wieder. Ich geh' mir mal die Beine vertreten.«
Doch Theo ging nicht, er floh aus der Küche.
Und draußen, nun, dieser Frieden! Das Licht, die Blätter, als hätte jemand sie liebevoll gelackt, Rosmarin, seine Hortensien, auch die Rosenstöcke blühten, gelb, rosafarben und purpur, der Sprinkler lief und verteilte sein blitzendes Wasserkarussell, still, so still und blau lag der Pool.
Wunderschön. Die Pumpe würde schon noch in Ordnung kommen.
Aber gewiß doch. – Und hinter den großen Blättern des Feigenbaums schimmerte es orange und weiß in der Sonne …
Theo sah einen Strohhut auf dem Balkon der Orangerie. Der gehörte wohl Madame? – Ja, da lag die alte Dame doch tatsächlich im Liegestuhl und winkte ihm zu.
Ein so vollkommenes, so heiteres Bild! Wie perfekt könnte alles sein, wenn nicht … Himmelarsch! – Wieder einmal, Nase und Augen zum Himmel gewandt, war Theo gestolpert. Poolkacheln lagen da rum. Und ein ganzes Paket gleich. Die hätten sie ja wohl besser einzementiert, bevor sie das Wasser einließen.
Und während er sich noch die Zehen rieb, überfiel Theo der rettende Einfall. Er war einfach und dazu noch praktikabel, wie alle großen Ideen.
Marcos Kusine …
Giulietta!
Eins steht fest: Die
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