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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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eine wildfremde, nein, eine äußerst sympathische und schon irgendwie vertraute Person am Boden, und er saß in Unterhosen vor ihr, saß in dieser fremden Küche unter dem Bild des Dahingeschiedenen …
    »Es ist mir schon sehr peinlich, daß ich dir derartig viel Mühe …«
    »Was heißt denn Mühe? Schließlich ist der Hund schuld. Und das ist unser Hund.«
    »Ja, richtig … Nein … das heißt …« Er durfte sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, auf keinen Fall durfte er das, viel, so unendlich viel stand auf dem Spiel. »Die Idee, Giulietta. Ich will, ja, ich muß sicher sein, daß du das begreifst – die Idee besteht darin, den Leuten mal ein ganz anderes Italien vorzuführen, das wirkliche, das echte Italien. Ich meine, ich muß ja zugeben, der Einfall ist etwas aus der Not geboren, wir haben das Koch-Problem nicht lösen können.«
    Da stand sie auf. »Fertig«, sagte sie. Und dann: »Das Koch-Problem?«
    »Wir haben keinen gefunden, keinen Koch, Giulietta. Die haben vielleicht Preise verlangt, völlig wahnsinnige!«
    »Stimmt, Pazzi … Ich kenne keinen Koch, der das nicht ist: pazzo.« Sie tippte sich gegen die Schläfe.
    »Na, siehst du? Aber jetzt, jetzt kommen die Leute. Ich kann sie doch nicht verhungern lassen. Und deshalb hab' ich gedacht …«
    Sie ging um den Tisch herum, kam zurück, hatte eine andere Flasche in der Hand.
    »Du noch Schnaps, ich trinke einen Wein.«
    »Ich will keinen Schnaps mehr, ich muß einen klaren Kopf behalten in einer solchen Situation, das kannst du dir doch vorstellen, Giulietta.«
    »Der nützt auch nichts.« Und damit hatte sie recht. Sie schenkte sich ein, brachte auch ihm ein Glas. »Und jetzt willst du alle Leute auf den Borgo bringen? Damit die nicht verhungern? Das ist aber auch pazzo.«
    »Ich will sie ja nicht auf den Borgo bringen, damit sie nicht verhungern, Giulietta. Ganz im Gegenteil … Ich will sie gewissermaßen einstimmen auf das, was sie erwartet. Ich will ihnen ein ganz und gar einzigartiges und unvergeßliches Ferienerlebnis verschaffen, so wie das früher bei meinen … aber das würde hier zu weit führen. Eine Begegnung nicht nur mit der Landschaft, eine Begegnung mit der ganzen Kultur und den Menschen. Und ich weiß nicht, wo das besser stattfinden könnte als hier, in dieser herrlichen Küche. Ist das denn so schwer zu verstehen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich jedenfalls verstehe es nicht. Du hast unten das Riesenhotel.«
    »Aber ich brauche doch Zeit. Ich muß eine Notlösung finden. Morgen nämlich …«
    Aber sie hörte gar nicht mehr hin. Sie hatte wie immer die Hände in den Taschen, lächelte, schüttelte langsam den Kopf: »Du bist noch viel verrückter als die Köche … Aber gut. Zahlst du im voraus?«
    »Aber selbstverständlich, Giulietta.«
    »Und was wollen die essen, diese ›testi quadrati‹?«
    »Wie bitte?«
    Sie lachte. »So sagen wir: Quadratköpfe. Und den größten hast du.« Nun lächelte sie nicht mehr, nun fing sie an zu lachen, ihr lautes, herrliches Giulietta-Lachen. »Gut, ich füttere sie dir alle ab. Bene, wieso nicht? Du zahlst im voraus. Die sollen essen, bis ihnen der Bauch platzt. Aber sag mal, was sagt Christa dazu?«
    »Die weiß es noch nicht.«
    »Hab' ich mir gedacht.« Sie griff nach ihrem Glas, nahm noch einen winzigen Schluck und blinzelte ihn an: »Du bist ein kleiner Mann, wie hast du nur eine so große Tochter gemacht? Und eine so schöne … Deine Frau, die war sehr schön, nicht wahr?«
    Er fühlte, wie er rot wurde. Er spürte sogar die Ohren brennen. Und dieses Lächeln, mit dem sie ihn betrachtete, gefiel ihm nicht so recht.
    Aber es gab nur eine einzige Antwort auf diese Frage: »Ja, sie war sehr schön. Und sehr lieb.«
    »Meiner war auch schön«, sagte sie. »Aber lieb? Nein, lieb war er nicht …«
    ***
    Karl Plaschek hatte die Hände auf dem Fensterbrett.
    Dazu mußte er etwas höher greifen als gewohnt, von einem Balkonblick konnte keine Rede mehr sein, denn die Plascheks waren längst von der ›Orangerie‹ ins Haupthaus umgezogen, und auch dort nicht in eins der Gästezimmer, sondern in die Hausmeisterwohnung. Und die lag im Halb-Souterrain.
    Na und?
    Man mußte clever sein. Und was bedeutete das schon anderes, als aus den Verhältnissen den Nutzen zu ziehen, den sie boten. Denn Nehmen ist nun mal seliger …
    »Siehste den Bus?« rief seine Tochter ihm zu.
    Karl nickte nur.
    Die Verhältnisse? Na, das war einfach: Was wäre der Schmidle ohne den Plaschek, der Theo

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