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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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neu.«
    »Ich fahr' doch auf alle ab«, grinste Michele d'Alessio. »Hab 1 ich dir das noch nicht gesagt? Hab ich, ich erinnere mich genau. Und jetzt sag' ich dir noch etwas: Ich hab' auch eine prima Idee für den Rest des Abends …«
    Seine Hand kam über die Theke, um sie in die Nase zu kneifen. Die Hand kam nicht weit: Christa schlug sie mit der Faust herab …
    ***
    Wo Spinnen friedlich ihre Netze strickten, Mauerasseln, Holzwürmer und Tausendfüßler sich ungestört der Aufzucht der Nachkommen widmeten, da herrschte nun eine völlig andere Lebendigkeit. Und sie ließ das alte Gemäuer beben.
    Schritte auf allen Gängen, in allen Stockwerken! Rufe und Gespräche. Fensterläden, die klapperten, Wasserleitungen, die rauschten. Und nun auch noch eine verzückte Frauenstimme: »Haach – ist das vielleicht 'n Blick! Also wirklich, traumhaft die Aussicht, Karli. Himmlisch einfach …«
    Ja, traumhaft. Himmlisch vielleicht auch. Aber das würde man noch sehen …
    Ein neues Blatt riß Theo vom Block, zerknüllte es und warf es zu den anderen Knäueln.
    Mit dem Zeichnen ist es wie mit allem: Man muß erst mal reinkommen. Und die Einladung zu dem ›einzigartigen kulinarisch-kulturellen Genuß‹ auf dem ›Mirtillo-Hof‹ sollte ja nicht verraten, daß sie aus purer Not und Improvisationszwang entstanden war. Nein, fröhlich sollte sie wirken. So richtig nett und appetitlich.
    Also nochmals …
    Lukullus, der alte Schlawiner, Römer natürlich und Patron aller Genießer. Einen Bauch kriegt er. Einen runden Po. Und darüber hängen wir den Zipfel einer Toga! Ja, das wird's! Und ein rundes Gesicht. Beinahe ein bißchen wie deines … Und einen Lorbeerkranz bekommt er auch noch gleich geliefert.
    Na, bitte!
    Mit genüßlich vorgestreckter Zungenspitze vollbrachte Theos Stift die letzte Korrektur. So! Und Lukullus kommt oben in die rechte Ecke. Den Text hatte er auch schon.
    »Verehrte Gäste, liebe Mitmenschen, Freunde … Nicht nur die Seele gilt es auf die Ferien-Heimat einzustimmen, sondern auch den Magen. Deshalb erlaubt sich die Direktion des Hotels ›Caruso‹ vorzuschlagen …«
    Und so weiter.
    Christa fand das starken Tobak. Aber wenn er ständig auf Christa hörte, würde er noch heute durch den Stadtpark joggen. Außerdem: Als sie die Speisekarte sah, war sie doch beeindruckt. Auch auf die Speisekarte mußte Lukullus!
    Zehn Minuten später war Theo fertig und stand vor dem Spiegel. Der war von beeindruckenden Maßen wie der ganze Raum. Und auf dem Rahmen prangten geschnitzte Nußbaum-Röschen. An der Tür draußen aber stand in Messing geschnitten: PRIVAT.
    Auch an der nächsten Tür stand das. Das Zimmer war bedeutend schmaler. Christa wohnte darin.
    Italienische Fußballstars und spanische Stierkämpfer bekreuzigen sich, ehe sie die Arena betreten. Als sich Theo so im neuen, dunkelgrauen Sommeranzug betrachtete, war ihm auch danach. Da lag nun sein alter Safari-Anzug, Kampfgefährte in so vielen gefährlichen Situationen, als unansehnlicher Haufen im Schrank. Er aber band sich die Designer-Krawatte, die ihm Christa beim Herrenausstatter in Collano ausgesucht hatte.
    »Am Gardasee gibt's keine Nashörner, Papa. Find dich damit ab.«
    Hatte er. Aber trotzdem, sich jetzt als Hoteldirektor zum ersten Mal der ganzen Meute zu stellen? – Ein Nashorn, eine Herde Nashörner wäre ihm lieber.
    Mit beiden Handflächen drückte er noch einmal den graubraunen, ausgedünnten Haarkranz an den runden Schädel. Die Brust reckte sich. Lukullus kam ins Kuvert, Theo Schmidle schritt zur Halle.
    Niemand, der ihm auf seinem Weg begegnet wäre. Alle hatten ja so viel zu tun: Koffer mußten ausgeräumt, Kleider aufgehängt, Hemden geschichtet, Matratzen geprüft, Wäschebeutel entleert werden. Die Duschen prasselten. Haartrockner summten. Und alles zusammen ergab das unverwechselbare Gewebe von Geräuschen, das ein Hotel nun einmal auszeichnet.
    Etwas wie Liebe durchfloß Theo Schmidle bei der Vorstellung von all dem fremden Leben, das sich nun hinter den Türen des Hotels ›Villa Caruso‹ entfaltete. Mit ihm in Kontakt zu treten, war die Aufgabe, die er zu lösen hatte …
    Sehr weit kam er nicht damit.
    Das Leben in der Halle bestand aus zwei einsamen Figuren, beides Männer. Irgendwie fühlte Theo sich irritiert.
    Halb von der Treppenbiegung verborgen, verharrte sein Schritt.
    Was sagte der eine da?
    »Ihr Hals«, erklang ein angenehmer Bariton: »Ihr Hals ist ein Kunstwerk, mein Fräulein. Ach ja – wie war

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