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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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gehört. Aber wissen Sie, Herr Schmidle, im Grunde bin ich Vegetarier. Ich führe nämlich ein Institut für naturnahe Lebensweise. Aber manchmal frage ich mich, was das alles soll.«
    »Wie bitte?«
    »Ist es Ihnen nicht auch schon so gegangen?«
    »Nun …«
    »Man rackert sich ab und rackert sich ab. Und die Jahre rennen vorüber. Und dann steht man vor dem Problem: Warum das alles? Für wen eigentlich? Ehe ich hierher kam, ist mir so ein junger Mann mit dem Fahrrad ins Auto reingefahren. Vielleicht habe ich ihn auch nicht gesehen. Na ja, dem ist gar nichts passiert. Aber um ein Haar, um ein Haar, Herr Schmidle! Der hätte es nun hinter sich … Sehen Sie, vor zwei Jahren war ich mal auf den Galapagos-Inseln. Nur Lava und Leguane. Aber manchmal denke ich: Du hättest dort bleiben sollen …«
    Reinhold Sottka drehte sich um.
    Hinaus in den blühenden Garten ging er nicht. Er steuerte die Treppe an. Und die ächzte unter dem Schritt seiner Bergstiefel …
    Allein in der Halle, sahen Theo und Christa sich an. Und waren beide voll schlechter Vorahnungen …
    Mit spitzen Fingern zog sie den lachenden Lukullus aus dem Kuvert, rümpfte die Nase und legte das Blatt schweigend zum Fotokopierer.
    Theo seufzte. Unhörbar und innerlich. – Wird schon alles werden!
    Auch Christa seufzte. Sehr vernehmlich … Und beim Seufzen fiel ihr die kleine Schmuckkachel ein, die irgend jemand, den sie nicht kannte, an die Wand ihres Klinik-Büros in Kirchberg aufgehängt hatte: »Wen Gott liebt, schenkt er ein einfältig Herz«, stand da drauf.
    Sie hatte den Spruch immer für ziemlich idiotisch gehalten. Jetzt erkannte sie: Auf Theo traf er zu. – Aber irgendein Schutzengel würde sich schon melden. Das war immer so gewesen. Und Theo hatte schließlich ganze Regimenter von ihnen.
    Sie ließ seinen Lukullus durch den Kopierer laufen und schrieb die Einladungen und Speisekarten …
    ***
    Wer einen Platz im Ferienhotel bucht, bucht die Neugierde auf seine Mitbewohner gleich mit.
    Also seien wir getrost neugierig und werfen zum Beispiel einen Blick in das Zimmer 37-Anbau. Wen haben wir da? Ingo und Hella Ranitzer aus Bad Wörishofen. Beide Mittelalter. Hella im Deux-Pieces, das sie für den ersten Terrassenauftritt vorgesehen hat. Das Deux-Pieces zwickte fürchterlich. Na schön, würde es wohl was Flattriges werden. Der Herr Stadtverordnete wiederum in modisch knielangen Unterhosen. Die zwickten nicht.
    »Was hast du denn da, Ingo?«
    »Hat gerade das Mädchen gebracht. Weiß ich eigentlich auch nicht. Scheint 'ne Einladung oder so was. Und 'ne Speisekarte ist auch dabei.«
    »Wieso Einladung?«
    »Frag' ich mich doch auch.«
    Ingo las vor und kam zu dem Schluß: »Schon 'n Ding, – das mit den ›Mitmenschen‹. Findeste nicht?«
    »Hm. – Und noch 'n Bauernhof …?«
    »Ein Bauernhof als Aufmerksamkeit der Hotelleitung, schreiben die tatsächlich. Muß man sich mal vorstellen. Mit Blick auf den Gardasee, Musik und einheimischen Gerichten.«
    »Bloß kein Knoblauch!«
    »Knoblauch ist gesund.«
    »Sagst du immer. Wenn ich dran denke, daß ich nach Knoblauch …«
    »Kannst du ja gar nicht vermeiden. Aber wir sind im Ausland. Den Knoblauch-Tick haben ja schließlich nur wir Deutschen.«
    »Ja, macht's dir nichts aus, wenn ich zum Beispiel …«
    »Aber Hellachen! Ich lieb' dich doch.«
    »Und was gibt's zu essen?«
    »Alles italienisch. Versteh' kein Wort. Könnten ja schließlich noch 'n Lexikon mitliefern. Also, ich weiß nicht …«
    Hella dachte an das Deux-Pieces. Bei so 'nem Essen auf 'nem Bauernhof, wer kann da schon abnehmen? Aber andererseits: Ingo hat anfangs immer Kontaktschwierigkeiten. Und deshalb wäre es vielleicht ganz gut, wenn wir mit ein paar Leuten ins Gespräch kämen. Sonst hab' ich den ganzen Urlaub nichts als Vorträge über den Wörishofer Bebauungsplan. Und außerdem … Leise, auf Zehenspitzen, wie ein Einbrecher näherte sich Hella Ranitzer eine Erinnerung: Südfrankreich. Provence … Vollmond über Platanenbäumen. Auch ein Bauernhof … Getrunken hatten sie, gegessen, und wie. Und der Junge, der sie anlachte, dieser französische Student aus Perpignan, schien nur aus weißen Zähnen und dunklen, zärtlichen Augen zu bestehen … Lange vor Ingo war das. So lange, daß es eigentlich gar nicht mehr wahr war – und nun, nun doch wieder so bedrängend nahe.
    »Also, wenn du mich fragst, Ingo: Ich finde so 'nen Abend eine ganz, ganz süße Idee.«
    Damit war der Fall entschieden.
    Das

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