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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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nächste Zimmer.
    Die Nummer 26, gleichfalls Anbau … Laßt uns die Tür wieder schließen. In einem Korbstuhl am Fenster saß dort ein Mann in Bundhosen und nackten Füßen und blickte durch eine stille Zypressenschlucht hinauf nach Norden, wo sich grauschimmernd die Berge aus dem Seedunst erhoben. Nein, sehr heiter wirkte er nicht, der Reinhold Sottka aus Karlsruhe …
    Aber die ›Orangerie‹ … Da lag sie nun im Sonnenglanz des Nachmittags. Und wenn auch weit und breit keine Orangen zu sehen waren, so wuchsen doch an den grünen Latten der Spaliere bereits kleine Birnen.
    Weißgestrichen waren die mächtigen Korbmöbel. Frisches Weiß auf uraltem Weidengeflecht. Und darin bequeme, gelbe Kissen, original Belle Epoque. Irgendwie galt dies auch für die Dame im seidenen Hängekleid. Auch sie stammte aus einer anderen Zeit. Und doch handelte Hedwig Pauli gerade nach dem durchaus modernen, von ihr geschäftlich oft erprobten Rezept: Angriff ist die beste Verteidigung. Hedwig Pauli hatte es mit Dr. Schürmann, der ihr gerade wieder mit seinen dämlichen Diät-Vorschrift-Vorwürfen gekommen war.
    »Konsequent? Was heißt denn hier konsequent? Ich habe schließlich diese blöde Hafer-Pampe hinuntergewürgt.«
    »Aber dann wollten Sie doch tatsächlich …«
    »Zwischen Wollen und Tun klaffen bei mir Welten, Schürmännchen. Die klafften schon immer. Seit ich überhaupt denken kann. Leider. Außerdem, was bin ich froh, wenn die Dame Plaschek in der Küche endlich den Löffel weglegt. Da werd' ich gerade noch ihren Kuchen essen.«
    »Den haben Sie deshalb nicht gegessen, weil ich ihn Ihnen weggenommen habe.«
    »Bei mir zählen Tatsachen! Einen Apfel habe ich genommen. Mit einem Horror-Wurm drin! Und überhaupt, konsequent? – Sind Sie vielleicht konsequent? So wie Sie die ganze Zeit auf dem Balkon rumlümmeln?«
    »Jetzt Moment mal, was heißt …«
    »Stimmt. Das Wort ist nicht korrekt. Ich kann 's auch anders ausdrücken: sich zur Schau stellen.«
    »Ich?«
    »Nun tut er auch noch beleidigt …« Hedwig Pauli lachte ihr Hedwig-Pauli-Lachen. Fast dröhnend war es zu nennen, heiter war es nicht. »Und warum läßt ein Dr. Schürmann auf dem Balkon die Muskeln spielen? Weil ihn unten vom Pool eine Tussi aus dem Liegestuhl anmacht.«
    »TUSSI? – ANMACHT? – Wo haben Sie denn diese Ausdrücke her?«
    »Von meiner Großnichte«, erklärte Hedwig Pauli. »Und wenn Sie mich fragen, für diesen Fall finde ich ›Tussi‹ sehr angebracht. Das ist die nämlich auch: das Fräulein Rottenkamp.«
    »Den Namen kennen Sie auch schon?« Es reichte ihm langsam. Zornig wurde er auch. Dr. Schürmann fand es an der Zeit, sie zu stoppen, und das tat er.
    »Na, jedenfalls eine Superfigur hat sie. Und einen traumhaften … Das können Sie ja wohl nicht bestreiten. Schließlich, wer kann es sich hier schon leisten, im Tanga rumzurennen? – Niemand.«
    »Na, wenn das für Sie entscheidend ist.« Hedwig Pauli knurrte und verschwand in ihrem Zimmer.
    ***
    Sind wir zu Ende?
    Nun, da ist noch das Zimmer 14, gleich hinter dem Rosengarten.
    Ein bißchen schattig vielleicht, im Sommer jedoch angenehm kühl. Und wenn man still ist und ein wenig lauscht, ist sogar das leise Wassermurmeln des Vogelbeckens zu hören.
    Es war still. Ganz still. Kein Mensch in Zimmer 14.
    Und es roch nicht nach Rosen, es roch verbrannt. Ein Duft, den der große, bronzene Aschenbecher verströmte. Darin lagen die verkokelten Reste eines Farbfotos. Die rechte Ecke davon war noch erhalten. Einen Cafehaus-Tisch sah man darauf und einen Männerarm, der ein Glas Bier hielt.
    Gleich vor dem Fenster von Zimmer 14, im Tee-Pavillon, saß ein Mädchen. Ihre Gedanken beschäftigten sich gerade mit dem Mann, zu dem der Arm gehörte. Hübsch war das Mädchen nun wirklich, mit all dem rotblonden Haar, das am Hinterkopf von einer schwarzen Samtschleife zusammengehalten wurde. Doch leider: In den rehbraunen Augen glänzten Tränen.
    Irma Kröppe wischte sie mit den Fingerknöcheln ab, damit sie nicht auf den Schreibblock tropften.
    Auch das Schreiben schien Schwierigkeiten zu machen.
    Die Hand zitterte …
    Ein Mädchen mit Samtband im Goldhaar, das zwischen Rosen und Zypressen einen Brief, vielleicht auch ein Gedicht verfaßt, dazu noch in einem alten mosaikgeschmückten Jugendstil-Pavillon, ein Anblick, der ans Herz rührt. Jetzt spricht sie auch noch mit sich selbst.
    »Verdammter Drecksack«, sagt Irma Kröppe. »Lügner. Lump. Du dämlicher Wessi.«
    Sie nahm Block

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