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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Wahnsinn. Ich spreche jetzt nicht vom Konzept, das ist vielleicht in Ordnung, warum auch nicht, jetzt rede ich von der finanziellen Basis.«
    »Und damit von deinem Vater, stimmt's?«
    »Hm. Ja. Von wem sonst?«
    »Bene. – Und wieso?«
    »Wieso? Du hast ihn doch inzwischen kennengelernt? Theo lebt immer mit dem Kopf über den Wolken, und, was noch schlimmer ist, mit seinen Preisvorstellungen in den sechziger Jahren. Das war nämlich seine große Zeit, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Er hat einen Kredit aufgenommen, Michele.«
    »War doch vernünftig.«
    »Vernünftig, vernünftig. Eine völlig läppische Summe. Vierzigtausend! Die konnten nie reichen. Damit kam er gerade noch über den Umbau. Und dabei muß ich ihn entschuldigen: Daß in dieser Bruchbude soviel zu reparieren war, wie sollte denn er das wissen? Ich habe ihn zwar gewarnt, aber selbst ich war mir nicht über diese Dimensionen klar.«
    Der weiße Alfa zog an einem roten Omnibus vorbei. Drinnen saßen lauter Kinder. Die aßen Stullen und winkten ihnen zu. Es war ein holländischer Bus. Holländische Kinder auf Autobahnen schienen in einem fort zu mampfen. Christa wenigstens hatte sie nie anders erlebt. Aber daß auch Theo jetzt seine Gäste im Bus mit Stullenpaketen rumschickt! dachte sie und seufzte. Du fährst nach Venedig, um Geld aufzutreiben, und die rollen über die Landstraße nach Verona …
    Was für ein Irrsinn das alles!
    Christa war noch nie in Venedig gewesen. Aber in dieser Situation hatte sie schon gar keine Lust, es zu sehen.
    »Also dir war von Anfang an klar, daß das Geld nicht reichte? Und das Geld kam von einer Bank? Einer Bank in der ›foresta nera‹?«
    ›Foresta nera‹ … Für die Italiener existiert der Schwarzwald als ›foresta nera‹. Es klang, als spräche er von einer Bank im Urwald.
    Ihr Magen zog sich zusammen. »Du! Der Banker ist ein alter Freund von Theo. Heute morgen wollte er ihn wegen eines zweiten Kredits anrufen. Den hätte er womöglich auch bekommen. Aber das war mir dann doch zuviel. Ich hab' ihm kräftig auf die Finger gehauen.«
    »Oh ja! Kann ich mir vorstellen. So was kannst du.«
    »Mach du nur deine Witze. Mir jedenfalls ist dabei endgültig klar geworden, in welche beschissene Lage wir uns gebracht haben. Das ganze Geld im ›Caruso‹ investiert. In eurem ›Caruso‹! – Und als die Gäste kamen, nicht mal mehr die Kohle, um einen Koch zu bezahlen … Schön sehen wir aus!«
    Er fuhr nun doch etwas langsamer.
    »Bene. Das hast du mir jetzt schon oft genug an den Kopf geworfen. Und ich weiß auch, daß du auf der Schule Betriebswirtschaftslehre studiert hast. Ich glaub's dir sogar.« Er zeigte ihr das arrogante D'Alessio-Profil, das sie so haßte. »Aber eines steht doch fest: Du warst hier zur Inspektion. Und als du die Villa gesehen hast, hast du deinem Vater auch noch telefonisch abgeraten, – stimmt's?«
    Sie schwieg.
    »Na, dann frage ich mich doch, wieso ihr nicht abgesprungen seid, als es noch Zeit war? Du bist doch sonst so clever. Also, warum?«
    Jedes Wort war ein Stich ins Herz, jedes Wort ein Kübel Eiswasser.
    »Also?«
    Christa hielt es weiter mit dem Schweigen. Sie preßte die Zähne zusammen. Was sollte sie denn sagen? Etwa: Weil ich blöde Gans mich in dich verknallt habe. Weil's ja nicht nur die verdammten roten Zahlen sind, die mich nicht mehr schlafen lassen, sondern auch der Gedanke an deine Stimme, deine Hände, deinen Gang, dein ganzes verdammtes lässiges und überhebliches Getue. Und was das Schlimmste ist: Weil mir das auch noch imponiert. – Kein Mensch kann sich selbst in den Hintern treten. Geht nicht … Ich hab's trotzdem versucht, geistig gewissermaßen. Ich hab' mich verflucht und mich ausgelacht, es half alles nicht …
    Sie sagte es sich voll Erbitterung und war sich auch klar, daß es nur eine Hälfte der Wahrheit war. Die andere? Die bestand aus der einen, schlichten Erkenntnis, die da lautete: NACH KIRCHBERG BRINGEN MICH KEINE ZEHN PFERDE ZURÜCK!
    Mief, Klinik-Intrigen, mieses Wetter. Über allem schwebend noch Jochen Brenneckes hämisches Grinsen. – Nein, das mußte nicht sein! Wirklich nicht …
    Jochen? In der ewigen Hektik der letzten Wochen war er völlig aus dem Gedächtnis gebröckelt. Jetzt zeigte er sich wieder lebendig: als Alptraum!
    Und nun meldete sich auch noch Michele d'Alessio. Gleichfalls als Alptraum: »Ich hab' noch immer keine Antwort. Also, warum? Wieso bist du nicht abgesprungen?«
    »Laß mich in Frieden.«
    »Wieso?

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