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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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beschäftigt, mit ›rebirthing‹ und ›pränataler Erfahrung‹, mit der Wiedererstehung vergangenen Lebens?
    Mit Andacht nahm Reinhold auf, was sich ihm bot. Und wagte kaum zu atmen. Und betete, daß jetzt nicht irgendein Kulturbanause in die Stille brechen würde, einer dieser Vandalen, die den engen Durchlaß zum Haus 23 mit unsäglichen Kritzeleien vollgeschmiert und selbst noch den Tonbandautomaten, bei dem man per Knopfdruck die Geschichte der Julia abrufen konnte, lädiert hatten.
    Irma-Julia wandte den Kopf. Ach, so unendlich anmutig! Und wie sie mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der Stirne schiebt … Und dieser verirrte Sonnenstrahl, der ihren weißen Arm aufschimmern läßt …
    Irma-Julia öffnete den Mund.
    »Reinhold!« rief sie. So richtig melodisch klang das. »Reinhold, na, wo steggste denn?«
    Reinhold Sottka trat aus dem Schatten.
    »Ah, da biste? Nu, so was? Un' ich dacht noch, der driggt sich einfach. Nu gomme schon. – Ne, bleib nur. Ich hab sowieso 'nen ganz galten Hindern …«
    Nun ja, dachte Reinhold Sottka und dachte es auf sächsisch: Nu ja …
    »Bloß wech. Iß ja wie im Museum … Die Julia, oder wer sonst noch, gann mich mal. 'n Eis war' mir lieber!«
    Nu ja …
    ***
    Nur der liebe Gott konnte wissen, wo die alle herkamen. Und wie die Stadt sie überhaupt aufnehmen sollte, ohne daß sie übereinanderfielen und sich gegenseitig blaue Flecken schlugen? Touristen. Nichts als Touris?! Die wimmelten nicht mehr, die schienen vom Himmel zu fallen oder aus dem Boden zu sprießen.
    In Venedig hatte Christa Schmidle ihre eigenen Probleme …
    Noch immer saß sie in Micheles weißem Alfa. Der hatte den langen Damm, welcher Venedig mit dem Festland verbindet, überquert.
    Drüben am Eingang des großen Parkhauses fuchtelte er herum, um sich, trotz des Schildes ›besetzt‹, noch einen Stellplatz zu ergattern.
    Wenn sie könnte, würde sie die Karre einfach umdrehen und davonbrausen. Doch sie konnte nicht: Michele hatte den Schlüssel mitgenommen.
    Dies war gemein. Er ließ ihr keinen Ausweg. Er bestand darauf, sie dieser extravaganten italienischen Tante von Fiorella Orlona ans Messer zu liefern!
    »Hör doch auf«, hatte er gesagt. »Die Fiorella wird sich schon vernünftig zeigen. Das kannst du mir glauben.«
    Als ob das eine Sache von Vernunft und Glauben wäre!
    Eines jedenfalls stand fest: Ehe sie sich unter die Geld-Fuchtel einer hochnäsigen D'Alessio-Verwandten bringen ließ, und sie kannte sie schließlich, diese arroganten Weiber der besseren italienischen Gesellschaft, ehe sie nach der Pfeife einer solchen Tante tanzte, würde sie den Krempel lieber ganz hinschmeißen.
    Christa kramte im Handschuhfach.
    Sie fand ein Kleenex und tupfte damit die Augen trocken. Was sich da an Feuchtigkeit sammelte, war nicht allein Protest einer gereizten Bindehaut, sondern auch Tränen. Richtige. Echte.
    Als ob die nicht schon für sich genommen reichten, kam auch noch Michele zurück.
    »He, he! – Was ist denn?«
    Christa zog nur die Schultern hoch.
    »Sind deine blöden Linsen. Schon wieder. Tu sie doch raus. Kauf dir endlich eine Brille, sag' ich doch immer.«
    Christa schwieg.
    »He, piccola! Hab' 'nen Parkplatz gefunden. Steig mal aus. Wart da … Bin gleich zurück.«
    Ihre Seele war aufgescheuert, ihr Selbstbewußtsein wie flachgeklatscht, nicht mehr als ein zusammengebrochenes Kartenhaus …
    Er kam schon wieder, winkte aus der Ferne, schaufelte einen Weg durch kinderreiche Familien und blonde, rotverbrannte Köpfe und strahlte: »Alles unter Kontrolle. Jetzt gehen wir erst mal essen! Gleich da drüben ist ›La Zucca‹. Vielleicht nicht das Allerfeinste, aber eine vernünftige Karte haben sie schon.«
    »Ich will nicht essen.«
    »Nein? – Von Fiorella auf leeren Magen würde ich aber abraten.«
    Ewig dieses Grinsen. Zog sie einfach mit. Die pure italienische Macho-Gewalt. Und mit Gewalt wurde sie auch auf einen Terrassenstuhl gedrückt, schon tauchte der Kellner auf, brachte Karten, Christa jedoch blickte starr auf Kopftücher und weitere Gondoliere-Hüte, während Michele irgendwelche Menüvorschläge herunterbetete.
    Da tauchte er schon wieder auf, dieser geölte Lackaffe von Kellner.
    »Erst die Signora. Vielleicht verrät sie uns, was sie gerne haben möchte?«
    »Espresso«, sagte Christa. »Und ein Glas Wasser.«
    In Micheles Gesicht verzog sich kein Muskel.
    »Espresso und ein Glas Wasser. Sie haben's doch gehört? – Ich hingegen …« Er zögerte

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