Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
Vom Netzwerk:
zurückzufahren, am besten wahrscheinlich überhaupt nicht.
    Roberto hatte Sorgen. Drückende Sorgen: Verdammt noch mal, was jetzt?! fragte er sich gerade. Soll ich vielleicht Gurken schälen? Selbst Salatgurken hatte ihm Giulietta, diese Verrückte, miteingepackt. Tomaten, Zwiebel. Von der Salami und den Sandwiches gar nicht zu reden. Und auch nicht von den Flaschen …
    »Die bringst du mir abgefüttert zurück! Auch abends!« hatte sie kommandiert. »Auf jeden Fall. Hast du mich gehört?«
    Und wie? – Gut, das Picknick in der Arena ging reibungslos über die Bühne. War ja auch kein Wunder nach anderthalb Stunden Fahrt. Aber ein zweites Picknick – das wollten sie nicht.
    Er hatte es vorgeschlagen, er hatte die Flaschen ausgepackt, herumgezeigt, noch in Verona auf dem Parkplatz. Er hatte diesem ›Professore‹ mit der dicken Brille, der ja ganz gut italienisch konnte, lang und breit die Vorzüge eines Abendessens im Bus erklärt: Man wird friedlich, die Magennerven rebellieren nicht, man kann, bequem zurückgelehnt, im Sitz ein kleines Schläfchen … und so weiter und so weiter. Und der ›Professore‹ hatte es auch ganz brav durch den Lautsprecher gegeben.
    Aber die wollten nicht. Die wollten nach Hause. Die wollten in ihr Hotel, sich schön duschen, vielleicht noch ein kleines Bad im See – und dann in ihren Speisesaal!
    Das hatten sie ihm beigebracht. Mit Händen und Füßen.
    Roberto Zafirelli hatte sie verstanden. Wie auch nicht? Würde er nach so einer Besichtigungs-Tour auf sein ordentliches, warmes Essen verzichten? Würde er zweimal picknicken? Und im Bus?! Bei allen Heiligen und der Jungfrau zusammengenommen, nie! Nie im Leben!
    Na also. Dazu noch waren die Tomaten matschig, die Sandwiches weich wie Lappen und das Eis hatte sich doch in dieser verdammten Plastikbox auch schon längst in lauwarmes Wasser verwandelt. Was blieb also übrig? Konnte er etwas ändern? Er hätte Giulietta gerne den Gefallen getan, bene, er war soweit gegangen, daß er sich sogar überlegte, ob er nicht vielleicht in der Nähe einer dieser großen Fernfahrerkneipen eine Panne vortäuschen sollte? Mit einer Gruppe von achtzehn ausgehungerten Touristen konnte man da zu jeder Tageszeit kommen, und ein paar Prozent für ihn wären dann auch noch fällig geworden …
    Roberto überlegte es sich auch jetzt wieder. Und machte damit vielleicht einen entscheidenden Fehler.
    Villafranca lag hinter ihnen. Es ging aufwärts … Wieso hörte sich denn der Motor so komisch an? Das war doch ein Hügelchen? – Und die Temperaturanzeige? Was war denn mit der los? Die spielte verrückt!
    Roberto Zafirelli kuppelte aus. Aber nicht schnell genug. Und den Motor schaltete er auch nicht ab.
    Der ›Lago Express‹ rollte noch ein paar Schritte weiter bergan. Das Warnlicht flimmerte.
    Wenn's das allein gewesen wäre …
    Robertos Puls setzte aus. Mit ungläubigen, aufgerissenen Augen starrte er auf die grauweiße Rauchwolke, die aus der Motorhaube quoll.
    »Was stinkt denn da so?« rief der ›Professore‹.
    Und ob's stank. – Kabelbrand! Das war Roberto Zafirelli sofort klar. So was riecht man … Oh, Santa Maria!
    Der rechte Fuß rammte die Bremse, die linke Hand riß den Feuerlöscher aus der Halterung, schon hatte er auch die Haube entriegelt – und jetzt raus.
    Die im Bus sangen nicht länger. Sie schrien. Am lautesten der Versicherungsvertreter Otto Bolte aus Bad Honnef. »Feuer!« schrie Bolte: »Um Himmelswillen, Feuer! Leni! Spring!«
    »Un momento!« brüllte Roberto. »Alles ganz harmlos! Haben wir gleich.«
    Doch das brüllte er auf italienisch. Und so verstand ihn niemand. Und von wegen harmlos! Der ganze Vorderteil des Busses war bereits in stechende und beißende Qualmwolken gehüllt! Roberto schoß Schaum darauf, es brannte und qualmte weiter.
    Was hieß denn hier ›un momento‹? Das Ding flog ja wohl gleich in die Luft!
    »Raus!«
    Aber es war ein bißchen hoch zum Springen. Auf der rechten Bus-Seite gähnte der Straßengraben. Leni Bolte sprang als erste und verstauchte sich prompt den Knöchel.
    »Mein Fuß! Oh, mein Fuß … Hilf mir doch, Otto! Hilf! – Hülfe!!«
    Uwe Plaschek hatte eine zitternde, ältere Blondine aus dem Bus gehoben. So was schaffte er spielend. Aber die Frau blieb an ihm hängen und schluchzte ständig: »Meine armen Kinder … meine armen Kinder …«
    Offensichtlich war sie überzeugt, daß sie nun in den Flammen eines explodierenden Busses umkommen müsse.
    Reinhold Sottka, von

Weitere Kostenlose Bücher