Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
seinem Scotch. „Dave war als Erster am Wagen, in dem eine Bombe versteckt war.“
„Wie schrecklich.“ Sie rückte näher zu ihm.
„Er war dreiundzwanzig. Hatte ein Foto von dem Mädchen bei sich, das er heiraten wollte.“
„Es tut mir Leid.“ Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter, schlang den Arm um ihn. „Es tut mir so Leid.“
Er wappnete sich gegen die Flut von Mitgefühl. Er war nicht dafür bereit. „Ich versuchte, Sung Lee zu finden. Sie war fort, ihr Apartment war leer. Es stellte sich heraus, dass ich ihr Auftrag gewesen war. Die Gruppe, für die sie arbeitete, hatte Informationen durchsickern lassen, damit ich nachlässig wurde und ihr vertraute. Sie wollten eine Erklärung abgeben, indem sieeinen wichtigen amerikanischen Reporter in die Luft jagten. Sie haben mich verfehlt. Ein Assistent auf seinem ersten Überseeauftrag erzeugte nicht genug Aufsehen durch seinen Tod. Der Junge starb für nichts.“
„Du gibst dir die Schuld. Das darfst du nicht.“
„Er war noch ein Kind. Ich hätte auf ihn aufpassen müssen.“
„Wie?“ Sie drehte sich so, dass sie einander ansehen konnten. Seine Augen waren dunkel, kalte Wut und Frustration spiegelten sich in ihnen. Sie würde nie den Ausdruck seiner Augen in diesem Moment vergessen. „Wie?“ wiederholte sie. „Wärst du nicht stehen geblieben, um diese Fotos zu machen, wärst du mit ihm zusammen in den Wagen gestiegen. Er wäre trotzdem tot.“
„Ja.“ Plötzlich müde, strich Sidney sich mit den Händen über das Gesicht. Die Spannung war abgeflaut, nicht jedoch die Bitterkeit. Vielleicht war er der Bitterkeit überdrüssig.
„Sidney …“
Diesmal hatte sie seine Hand in der ihren gefangen. „Du hast getan, was du tun musstest.“
Er wollte nicht, dass sie ihn reinwusch, aber sie spülte seine Schuld weg. Er hatte so viel gesehen – zu viel – von der dunklen Seite der menschlichen Natur. Sie bot ihm das Licht. Es lockte ihn, und es erschreckte ihn.
„Ich werde die Dinge nie so sehen wie du“, murmelte er. Nach kurzem Zögern verschlang er seine Finger mit den ihren. „Ich werde nie so tolerant sein.“
Verwirrt runzelte sie die Stirn, während sie einander ansahen. „Nein, das wirst du wirklich nicht sein. Ich glaube auch nicht, dass du es sein musst.“
„Ich habe keine Geduld und nur sehr wenig Mitgefühl.“
Sah er sich denn seine eigenen Fotos nicht an? Sah er in ihnen nicht die sorgfältig abgeschirmten Gefühle? Aber sie sagte nichts, sondern ließ ihn behaupten, was immer er für nötig fand.
„Ich habe aufgehört, an Vertrautheit zu glauben, an echte Vertrautheitund Beständigkeit zwischen zwei Menschen. Schon vor langer Zeit. Aber ich glaube an Ehrlichkeit.“
Sie hätte sich vor ihm zurückziehen sollen. Etwas in seiner Stimme warnte sie, aber sie blieb, wo sie war. Ihre Körper waren einander nahe. Sie fühlte seinen stetigen Herzschlag, während der ihre zu rasen begann. „Ich glaube, dass Beständigkeit bei manchen Menschen funktioniert.“ War das ihre Stimme, fragte sie sich. So ruhig, so praktisch. „Ich habe nur aufgehört, für mich selbst danach zu suchen.“
Hatte er das nicht hören wollen? Sidney blickte auf ihre miteinander verschlungenen Hände hinunter und fragte sich, wieso ihre Worte ihn nicht befriedigten. „Dann ist es also klar, dass keiner von uns irgendwelche Versprechungen will oder braucht.“
Blanche öffnete den Mund und staunte, dass sie widersprechen wollte. Sie schluckte. „Keine Versprechungen“, brachte sie hervor. Sie musste nachdenken, brauchte Abstand, um das zu schaffen. Sie lächelte bewusst. „Ich glaube, wir beide könnten Schlaf brauchen.“
Er verstärkte den Griff an ihrer Hand, als sie sich von ihm lösen wollte. Ehrlichkeit, hatte er gesagt. Obwohl ihm die Worte nicht leicht fielen, hatte er gesagt, was er meinte. Er sah sie eine Weile an. Das Mondlicht übergoss ihr Gesicht und warf einen Schatten auf ihre Augen. Ihre Hand in seiner war ruhig. Ihr Puls war es nicht.
„Ich brauche dich, Blanche.“
Es gab so viele Dinge, die er hätte sagen können, und auf alle hätte sie eine Antwort gehabt. Begehren … nein, Begehren war nicht genug. Das hatte sie ihm schon erklärt. Forderungen konnte man zurückweisen oder abtun.
Brauchen. Brauchen war tiefer, wärmer, stärker. Brauchen war genug.
Er bewegte sich nicht. Er wartete. Während sie ihn ansah, erkannte Blanche, dass er es ihr überließ, ob sie den nächsten Schritt auf ihn zu oder von ihm weg
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