Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
murmelte Sidney. „Sie ist nicht …“ Er wollte den Fehler des Jungen über ihre Beziehung korrigieren, stockte jedoch. Die Gattin. Es war ein altmodisches Wort und irgendwie ansprechend. Es spielte kaum eine Rolle, ob ein Junge in einer Grenzstadt glaubte, Blanche würde zu ihm gehören. „Danke“, sagte er abwesend, stopfte das Wechselgeld in seine Tasche und ging zu ihr.
„Gutes Timing“, erklärte sie ihm, als sie ihm entgegenkam. Sie trafen sich in der Mitte der Straße.
„Etwas gefunden?“
„Blumen.“ Sie lächelte und vergaß die gnadenlose Sonne. Wenn sie tief genug einatmete, konnte sie die Blumen über dem Staub riechen. „Blumen, wo sie eigentlich nicht hingehörten. Ich glaube, es ist …“ Der Rest der Worte blieb ihr in der Kehle stecken, als er die Hand ausstreckte und ihr Haar berührte.
Er berührte sie sonst nie, nicht einmal auf eine völlig beiläufige Weise. Es sei denn, sie liebten sich, und dann geschah es niebeiläufig. Es gab nie ein leichtes Aneinanderstreichen von Händen, nie einen sanften Druck. Nichts. Bis jetzt, mitten auf der Straße zwischen einem verdorrten Garten und einer schmutzigen Tankstelle.
„Du bist so schön. Manchmal überwältigt es mich.“
Was konnte sie sagen? Er sprach nie sanfte Worte aus. Jetzt waren sie wie eine zärtliche Berührung. Seine Augen waren so dunkel, als er die Finger an ihre Wange legte. Sie hatte keine Ahnung, was er sah, während er sie betrachtete, was er fühlte. Sie hätte niemals gefragt. Vielleicht gab er ihr zum ersten Mal die Gelegenheit, aber sie konnte nicht sprechen, konnte ihn nur anstarren.
Er hätte ihr vielleicht gesagt, dass er Ehrlichkeit sah, Freundlichkeit, Stärke. Er hätte ihr vielleicht gesagt, dass er Verlangen verspürte, das weit über die Grenzen hinausging, die er zwischen sich und dem Rest der Welt errichtet hatte. Hätte Blanche ihn gefragt, hätte er ihr vielleicht gesagt, dass sie in seinem Leben eine Veränderung bewirkte, die er nun nicht mehr aufhalten konnte.
Zum ersten Mal beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie mit untypischer Zärtlichkeit. Der Moment erforderte es, obwohl er nicht sicher war, warum. Die Sonne war heiß und sengend, die Straße staubig, und der Geruch von Benzin war durchdringend. Aber der Moment erforderte Zärtlichkeit von ihm. Er gab sie und war überrascht, dass er es in sich hatte, etwas anzubieten.
„Ich fahre“, murmelte er, als er seine Hand in die ihre schob. „Es ist ein weiter Weg nach Dallas.“
Seine Gefühle hatten sich verändert. Nicht für die Stadt, in die sie fuhren, sondern für die Frau neben ihm. Dallas hatte sich verändert, seit er hier gelebt hatte, aber Sidney wusste aus Erfahrung, dass die Stadt sich ständig zu verändern schien. Obwohl er nur kurz hier gelebt hatte, war scheinbar täglich ein neues Gebäude über Nacht gewachsen. Hotels, Bürogebäude schossen hoch, woimmer sie Platz fanden, und es schien unerschöpflich viel Platz in Dallas zu geben. Die Architektur neigte sich dem Futuristischen zu Glas, Spiralen, Spitztürmen. Aber man brauchte nie lange zu suchen, um diese einzigartige Atmosphäre des Südwestens zu finden. Männer trugen Cowboyhüte genauso lässig wie dreiteilige Anzüge.
Sie hatten sich auf ein Innenstadthotel geeinigt, weil man von dort aus zu Fuß die Dunkelkammer erreichen konnte, die sie für zwei Tage gemietet hatten. Während der eine mit der Kamera unterwegs war, stand dem Anderen die Ausrüstung zum Entwickeln und Vergrößern zur Verfügung. Dann wollten sie sich abwechseln.
Blanche blickte beinahe ehrfürchtig an dem Hotel hoch, vor dem sie vorfuhren. Fließendes Warmwasser, Daunenkissen. Room Service. Sie stieg aus und begann, ihren Anteil an Gepäck und Ausrüstung auszuladen.
„Ich kann es kaum erwarten“, sagte sie, während sie noch einen Koffer ins Freie hob und Schweiß über ihren Rücken laufen fühlte. „Ich werde in der Badewanne versinken. Ich werde vielleicht sogar darin schlafen.“
Sidney holte sein Stativ aus dem Wagen, dann das ihre. „Willst du deine eigene?“
„Meine eigene?“ Sie schlang den Riemen der ersten Kameratasche über ihre Schulter.
„Wanne.“
Sie blickte auf und begegnete seinem ruhigen, fragenden Blick. Er nahm wohl kaum an, dass sie ein Hotelzimmer miteinander teilten, wie sie den Campingbus geteilt hatten. Sie mochten ein Liebespaar sein, aber das Fehlen von Bindung zwischen ihnen war noch immer sehr, sehr deutlich. Ja, sie waren übereingekommen, dass
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