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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Riesenarschloch.“
    Sie wollte, dass das stimmte, damit sie aufhören konnte, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. „Diesen Teil hat Ihr Großvater ausgelassen.“
    „Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich habe mich durch meine Zeit am College gefeiert und durch ein paar Jobs, die mir nicht sonderlich gefallen haben. Eher aus einer Laune heraus habe ich mich gemeldet, und wie sich herausstellte, war das genau das Richtige für mich.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er sah müde aus. „Der Auslandseinsatz hat mich allerdings zermürbt. Ich war zwei Jahre dort. Ich dachte, ich kehre in die Staaten zurück und arbeite als ziviler Rettungspilot. Doch im Moment liegt das alles erst einmal auf Eis.“
    „Es muss schwer sein, zurückzukommen und das hier vorzufinden.“
    Er ging ein paar Mal an der Verandabrüstung auf und ab und blieb dann kurz vor Claire stehen. „Hören Sie, das Letzte, was ich brauche, ist mir von irgendeiner New-Age-Krankenschwester irgendwelche Plattitüden anzuhören! Ich sage Ihnen, was schwer ist: Aus dem Krieg nach Hause zu kommen und zu hören, dass mein Großvater stirbt – das ist schwer. Herauszufinden, dass er jegliche Hoffnung auf Besserung aufgegeben hat – das ist auch schwer. Oh, und festzustellen, dass das alles an einem seltsamen Ort und umgeben von Fremden vor sich geht – das ist verdammt schwer.“
    Sie bemerkte die Art, wie seine Hände sich um das Verandageländer krallten. Auch wenn sie ihm die Wahrheit nicht sagen konnte, war sie mit den Folgen eines Traumas nur zu vertraut. An einem Tag war sie eine Highschoolschülerin gewesen, am nächsten eine Flüchtige. Auch wenn es nicht ganz das Gleiche war wie einen Krieg zu überleben, erkannte sie die Stressanzeichen bei Ross.
    Er schaute sie durchdringend an, und ein Teil von ihr wünschte sich, er würde das einsame Mädchen sehen, das sich in ihrem Inneren verbarg.
    Sie wünschte sich auch, seine Abneigung würde sie stärker abstoßen. Doch das tat sie nicht, weil sie seine Wut als das erkannte, was sie war: ein Schutzschild gegen die Angst, jemanden zu verlieren, den er liebte. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Das hätte ich gleich von Anfang an sagen sollen. Es tut mir so leid. George ist ein viel zu netter Mensch, als dass er das verdient hätte.“
    „Nun, wenigstens darin sind wir einer Meinung.“ Er drehte sich um und schaute auf den See hinaus, der wie ein Spiegel aus Tinte in der Dunkelheit lag, auf den das Mondlicht eine schimmernde Scheibe warf. „Verdammt, ist das ruhig hier! Ein wenig wie bei nächtlichen Operationen, nur dass nicht auf uns geschossen wird.“
    Sie versuchte, sich ihn in Uniform vorzustellen. Sie hatte so ihre Probleme mit Männern in Uniform, aber aus irgendeinem Grund fühlte sie sich in Ross Bellamys Gegenwart nicht unwohl. „Nächtliche Operationen?“
    „Nächtliche Pflichtübungen“, erklärte er. „Man muss lernen, alles auch im Dunkeln tun zu können. Denn da passieren im Krieg die schlimmsten Dinge.“
    „Gibt es auch beste Dinge an einem Krieg?“
    „Die nennt man Langeweile. In meinem Tätigkeitsfeld gab es nur zwei Zustände: Langeweile oder voller Adrenalinrausch. Dazwischen gab es nichts.“
    Sie überlegte, welche Erinnerungen er wohl mit sich herumtrug. „Das ist eine ziemliche Veränderung für Sie. Wenn Sie mal jemanden brauchen, mit dem Sie reden können …“
    „Was, sind Sie etwa auch Psychologin? Meine Güte, Lady, Sie waren ja ein echtes Schnäppchen!“
    „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es in Middletown ein Veteranenzentrum gibt.“
    „Mist! Tut mir leid. Ich weiß, Sie versuchen nur, zu helfen. Im Moment geht es mir gut. Während der Demobilisierung hat man uns Informationen über das Posttraumatische Stresssyndrom gegeben. Das Letzte, was ich will, ist einen Zusammenbruch zu haben, während ich mich um meinen Großvater kümmere.“
    „Dann sind wir schon bei zwei Dingen einer Meinung.“
    „Nein, sind wir nicht. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass er wieder gesund wird. Sie hingegen scheinen ganz zufrieden damit, ihn mitten im Nirgendwo immer kränker werden zu lassen.“
    „Ich lasse ihn gar nichts“, bemerkte sie. „Er ist aus freien Stücken hier, und das, was mit ihm passiert, kann weder aufgehalten noch verbessert werden.“
    „Sie behaupten doch, Krankenschwester zu sein“, gab Ross zurück. „Ist es dann nicht Ihre Aufgabe, Menschen zu helfen?“
    „Ich bin Krankenschwester, und ja, das ist meine Aufgabe.“
    „Wo kommt

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