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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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bösen Hahn.“ Sie zeigte auf einen bunten Vogel, dessen Augen wie schwarze Perlen glänzten und aus dessen Schwanz bunte Federn wuchsen. „Er ist gemein. Ganz fürchterlich gemein.“
    „Was hat ein Hahn überhaupt hier drin zu suchen?“, fragte George. „Er legt doch ganz sicher keine Eier.“
    „Meine Güte, wisst ihr denn gar nichts?“ Jane schüttelte den Kopf. „Ein Hahn im Hühnerstall beschützt die Hühner vor Raubtieren. Außerdem braucht man ihn, um die Hühnerschar am Laufen zu halten. Ohne Hahn keine Küken. Wie auch immer, der Hahn pickt nach einem, weil er denkt, wir Menschen würden seinen Hühnern etwas tun.“ Sie verdrehte die Augen.
    „Das ist dumm“, stellte George fest.
    „Es sind Hühner“, erwiderte Jane. „Die sollen dumm sein.“
    „Der Hahn sieht aber gar nicht so gefährlich aus. Er ist einfach nur ein Vogel“, fühlte George sich bemüßigt zu sagen.
    „Aber ein Vogel mit einem spitzen Schnabel.“ Sie legte ihre Hand auf den Riegel des Gatters und nahm sichtbar all ihren Mut zusammen. In dem Moment fing George an, sie zu mögen.
    „Brauchst du Hilfe?“
    „Nein, ich werde geteert und gefedert, wenn euch was zustößt.“ Sie schlüpfte durch das Tor und ging zu den Kästen, in denen sich die Nester befanden. „Husch“, rief sie dem Hahn zu und wedelte mit den Armen in seine Richtung. „Fort mit dir!“
    Der Hahn senkte den Kopf und stürzte mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf sie zu. Seinen scharfen Schnabel reckteer wie ein Messer. Sie schlug mit dem Korb nach ihm aus. „Geh weg, du gemeines Vieh!“
    George stand vor dem Zaun und sah unentschlossen zu. Charles hingegen zögerte nicht lange. Trotz der Proteste von seinem Bruder und von Jane verscheuchte er den Hahn, indem er wild mit den Armen ruderte und seltsame Geräusche von sich gab. Jane beeilte sich. Sie steckte ihre Hand in jedes Nest und holte die Eier heraus. Innerhalb weniger Minuten war sie mit ihrem gefüllten Korb wieder sicher außerhalb des Geheges.
    Charles’ Gesicht war vor Aufregung ganz rot. „Wow, das war mal was!“, rief er und lief weiter neben dem Hahn auf der anderen Seite des Zauns auf und ab. „Das war echt super.“
    Jane schlug ihre Augen nieder wie eine scheue Prinzessin. „Das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass er mir nicht in die Beine gehackt hat.“
    „Zu zweit ist das ein Kinderspiel“, verkündete Charles. „Ich komme dir jetzt jeden Tag helfen.“
    George fühlte sich während dieser Unterhaltung seltsam fehl am Platz. „Du kannst nicht einfach alles fallen lassen und hierherkommen, um Farmarbeiten zu erledigen“, sagte er zu seinem Bruder.
    „Natürlich kann ich das! Vielleicht gefällt mir das Arbeiten auf einer Farm ja.“
    George schaute mit mürrischer Miene auf den Korb in Janes Hand. „Die Eier sind nicht gut“, sagte er. „Die sind ja ganz dreckig.“
    „Unsinn! Das sind frische Eier. Frischer geht es nicht.“
    „An ihnen klebt aber Stroh und … und …“ Ihm fiel kein höfliches Wort ein, es zu beschreiben.
    „Mist“, stellte sie sachlich fest. „Das bedeutet nur, dass die Eier so frisch sind, wie es nur geht.“
    Charles kicherte.
    „Das ist eklig.“ George betrachtete die Eier mit großem Widerwillen.
    „Was hast du heute zum Frühstück gegessen?“, wollte Jane wissen.
    „Ein Käseomelette.“
    „Ha! Das ist aus Eiern gemacht worden, die ich gestern gesammelt habe, genau wie diese. Ich wette, es hat köstlich geschmeckt.“ Sie marschierte wieder voran auf dem Pfad, auf dem sie gekommen waren. „Kommt mit, ihr könnt mir helfen, sie im Fluss zu waschen.“
    Sie watete direkt ins Wasser und ging in die Knie, um den Drahtkorb in das tiefe, schnell fließende Wasser zu stellen.
    „Ich helfe dir“, bot Charles eifrig an. Er wollte auf einen im Fluss liegenden Stein springen.
    „Ist schon gut, ich kann …“
    Sie erhielt keine Gelegenheit mehr, ihren Satz zu Ende zu sprechen, denn Charles verfehlte den Stein und fiel ins Wasser. Er spuckte und versuchte, wild um sich schlagend gegen die Strömung anzukämpfen.
    George überlegte, was er tun könnte. Sollte er hineinspringen und seinen Bruder retten oder …
    „Ich hab dich!“ Jane packte Charles am Kragen seines Hemdes und zog ihn zu sich heran. Er rutschte aus, und gemeinsam landeten sie mit einem dicken Platscher im Fluss, wobei Jane aufpasste, den Korb fest und über Wasser zu halten. Lachend tauchten sie auf und wateten zum Ufer. Ihre Kleidung klebte ihnen am Körper und die

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