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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Haare am Kopf.
    „Wir haben zwei Eier zerbrochen“, sagte sie.
    „Das tut mir leid.“
    „Ist schon okay. Du konntest es ja nicht wissen.“ Obwohl sie tropfnass waren, grinsten sie übers ganze Gesicht.
    „Ich muss zurück.“ Sie wrang ihre Haare aus. „Heute ist der letzte Tag mit meinem Bruder.“
    Sie begleiteten sie bis zur Grundstücksgrenze. Die Nachmittagssonne brannte herab, was Janes Meinung nach ein Glück war, weil ihre Kleidung und Haare so schnell trockneten. „Wir sehen uns“, sagte sie zum Abschied.
    Charles und George schauten ihr noch eine Weile hinterher. Sie betrat den Garten durch eine kleine Pforte und stellte ihren Korb auf den Boden. Dann rannte sie zu Stuart, einem großen, schlanken jungen Mann mit einem breiten Lächeln und militärisch kurz geschnittenen Haaren.
    Er hob sie hoch und wirbelte sie herum. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und lachte aus vollem Hals, während sie sich mit ihren Beinen an seiner Taille festklammerte. Der Rest der Familie versammelte sich und beobachtete sie lächelnd.
    „Hey“, rief Stuart. „Du bist ja ganz nass! Und du riechst wie der Bach. Und wie Sonnenschein! Ich werde dich so vermissen, mein Sonnenschein.“
    Das hier ist etwas, worüber Mr McClatchy in seiner Zeitung berichten sollte, dachte George. Eine Familie wie diese, die kein tolles Haus und keine teuren Sachen hatte. Sie hatten aber einander und waren durch eine Liebe verbunden, die sogar ein Fremder sehen konnte.
    McClatchy würde vermutlich sagen, eine Geschichte über eine normale Familie mache keine Auflage. Auch wenn genau diese Art von Geschichte John Steinbeck berühmt gemacht hatte.
    „Ich vermisse Vater“, sagte Charles auf dem Weg zurück ins Camp.
    George legte seinen Arm um die hageren Schultern seines kleinen Bruders.
    Als sie zu ihrem Haus zurückkehrten, sprudelte Charles nur so über mit Erzählungen von ihrem heutigen Abenteuer. Doch wie George geahnt hatte, war ihre Mutter nicht sonderlich erfreut darüber. Sie schalt ihn, weil seine Schuhe nass geworden waren, und sagte: „Ihr seid hier, um euch mit den anderen Gästen anzufreunden, nicht mit den Arbeiterkindern.“
    „Macht das einen Unterschied?“, fragte Charles.
    „Natürlich macht das einen Unterschied.“
    „Warum?“
    „Weil die anderen Gäste wie ihr sind. Sie sind die Sorte Menschen,von der ihr euer ganzes Leben umgeben sein werdet.“
    „Was, wenn ich nicht mit Menschen wie mir zusammen sein will?“, wollte Charles wissen.
    George kicherte. „Jetzt weißt du, wie es mir geht, wenn ich die ganze Zeit mit dir zusammen sein muss.“
    „Blödmann“, sagte Charles.

9. KAPITEL
    T ief in der Wildnis stellten die Kinder ihre eigenen Regeln auf. Sie spielten alte Legenden oder Märchen nach oder was George am Abend vorher auch immer in sein Notizbuch geschrieben hatte.
    Jane, die ein wenig älter war als Charles und ein wenig jünger als George, stellte sich als perfekte Spielgefährtin für die beiden Jungen heraus. Sie erklärte sich zur königlichen Prinzessin und alles, was sie überblicken konnte, zu ihrem Herrschaftsgebiet. Charles pflegte seine übliche Obsession mit Superman. George erzählte ihnen die Geschichten der drei Musketiere – Athos, Porthos und Aramis – und wie sie stets als unzertrennliche Einheit gekämpft und einander vor Schaden beschützt hatten. Er brachte ihnen bei, „Einer für alle und alle für einen“ auf Französisch zu sagen, „un pour tous, tous pour un“. Bald waren Die drei Musketiere ihr liebstes Spiel.
    Trotz der Missbilligung durch Georges Mutter wurden die drei schnell Freunde. Die Gordons schätzten die Freundschaft genauso wenig wie die Bellamys. Sie glaubten auch, dass Gäste und Angestellte sich nicht vermischen sollten, aber Mrs Gordon war normalerweise zu beschäftigt damit, den Betrieb am Laufen zu halten, um allzu viele Regeln durchzusetzen.
    Am liebsten wanderten sie auf den Gipfel des Watch Hill. Von dort oben konnte man den ganzen Willow Lake sehen und die kurvige Uferstraße, die sich am Rand des Sees entlangschlängelte. Aus dieser Perspektive ähnelte Camp Kioga einem Miniaturfort aus der Kolonialzeit. Spruce Island, das bewaldete Atoll inmitten des Sees, erhob sich wie eine geheimnisvolle grüne, verzauberte Insel.
    George litt seit ein paar Wochen immer wieder unter Kopfschmerzen, aber er sagte seiner Mutter nichts davon, weil er keine Lust hatte, in der Hütte bleiben zu müssen. Heute bohrte sich der Schmerz wie ein Messer in seinen Kopf.

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