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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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pflückte ein paar weiße Blumen. Es war ein seltsam schönes Bild, der alte Mann, der im goldenen Licht der frühen Abendsonne Blumen pflückte. Die Sonnenstrahlen verliehen seinem Haar einen ganz besonderen Schimmer. Einen Moment lang hatte Ross das Bild seines Großvaters zu einer anderen Zeit vor Augen – jünger und kräftiger, wie er durch den Jardin des Tuileries in Paris schlenderte, beim Anblick des Schildes mit der Aufschrift Il est interdit de cueillir des fleurs grinste und sich eine Nelke pflückte.
    „Ohne eine Blume im Knopfloch ist ein Gentleman niemals vollständig angezogen“, erklärte George, als er wieder in das Golfkart einstieg. „Man weiß nie, wem man begegnen wird, also ist man am besten auf alles vorbereitet.“
    Ross zog den Blütenstiel durch das Knopfloch an Georges Jackett. Er lächelte, auch wenn er am liebsten weinend zusammengebrochen wäre. Heilige Scheiße, dachte er. Heilige Scheiße, Granddad, verlass mich nicht!
    Er verbarg seine Trauer und seine Angst und sagte: „Den Rat gibst du mir schon seit Jahren. Aber bis jetzt hat er sich noch nicht bezahlt gemacht.“
    „Kein Grund, es nicht weiter zu versuchen.“ George streckte die Hand aus, um Ross eine Blume anzustecken, so wie er es immer getan hatte, als Ross noch ein ungelenker Junge gewesen war. Seine Hand zitterte, und Ross musste ihm helfen, das Knopfloch zu finden.
    „Geht es dir gut?“
    „Abgesehen von dem Gehirntumor geht es mir blendend.“ In seiner Stimme klang ein gewisser ironischer Unterton mit. „Eines meiner Medikamente ist für das Zittern verantwortlich. Also mach dir deswegen keine Sorgen.“
    Klar, dachte Ross, ich mach mir einfach keine Sorgen.
    George lehnte sich auf seinem Sitz zurück. „Claire mag es, Blumen zu pflücken“, sagte er. „Heute Morgen hat sie ein paar in ein Saftglas auf dem Frühstückstisch gestellt. Irgendetwas sagt mir, dass ihr beide sehr gut miteinander zurechtkommen werdet.“
    Ross’ Blick glitt zu dem Summer, den George am Handgelenk trug. „Granddad …“
    „Nein, hör mir zu. Ich will nicht übertrieben dramatisch sein, aber wenn etwas gesagt werden muss, werde ich es sagen.“
    „Wie unterscheidet sich das von der Art, wie du bisher mit mir gesprochen hast?“, fragte Ross.
    „Ich werde ganz ehrlich zu dir sein, Ross: Dir ist es nichtbestimmt, allein zu sein! Du bist dafür gemacht, jemand Besonderen zu finden.“
    „Dann dräng mir nicht irgendwelche Fremden auf.“
    „Sie wird nicht lange fremd sein, wenn du dir einen offenen Geist und ein offenes Herz bewahrst. Du könntest dich sogar verlieben. Das hast du noch nie getan, und ich denke, es würde dir gefallen.“
    Ross warf seinen Kopf in den Nacken und lachte. Es fühlte sich gut an, zu lachen. Es fühlte sich sogar beinahe normal an. „Sicher, Granddad! Ich mach mich gleich an die Arbeit.“
    „Ich mache keine Witze.“
    „Nun, ich weiß deinen Gedanken zu schätzen, aber …“
    „Das ist eines der Dinge auf meiner Liste“, sagte George.
    Ross sah ihn an. „Langsam entwickle ich eine gewisse Abneigung gegen deine Liste.“
    „Sie ist wichtig. Ich muss sichergehen, dass ich nichts unerledigt lasse, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.“
    „Meinetwegen, aber es ist deine Liste. Ich habe darauf nichts zu suchen“, entgegnete Ross.
    „Ich würde gerne noch sehen, wie du dich in dem Leben einrichtest, das du verdient hast. Das würde mir großen Frieden bringen.“
    Sein Großvater konnte ein manipulierender alter Kerl sein, wenn er wollte. „Ich arbeite daran“, sagte Ross. „Behalte nur im Kopf, dass falls und wenn ich jemanden finde, es sich höchstwahrscheinlich nicht um eine Krankenschwester handelt, die du durch eine Stellenanzeige engagiert hast.“
    Ross stellte den Golfwagen neben dem Hauptgebäude ab und ging mit seinem Großvater zusammen hinein. Seine eigene Zukunft war ihm im Moment relativ egal. Das Einzige, was wichtig war, war, seinen Großvater zur Einsicht zu bringen. So gesehen konnte das Treffen mit dem Bruder vielleicht noch ganz nützlich sein. Je eher die beiden Männer das Kriegsbeil begruben, desto schneller konnte Ross anfangen, George davon zu überzeugen, in die Stadt zurückzukehren und sichins Krankenhaus einweisen zu lassen. Vielleicht, dachte er, wird sein Bruder helfen, George zu überzeugen, um sein Leben zu kämpfen.
    Er erhaschte einen Blick auf sie beide in den Glastüren des Speisesaals und war selbst überrascht von seinem Anblick in Zivilkleidung.

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