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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Stimme war vor Aufregung ganz angespannt. Mit unerwarteter Feinfühligkeit schloss er seine Hände um ihre und half ihr, die Schnurzu spielen. „Man muss ihn ein wenig locken und dann … da. Er ist am Haken.“
    „Wirklich? Oh!“ Der Fisch wehrte sich und sprang panisch durchs Wasser.
    Ross zeigte ihr, wie man die Schnur einholte, und fing den Fisch dann mit dem Kescher. „Eine echte Schönheit!“ Er hielt das Netz in die Höhe.
    Sie hatte eine Regenbogenforelle gefangen. Dick und glänzend und wie ein schimmerndes U lag sie in dem Netz. Ross nahm sie vorsichtig in die Hand und löste den Haken aus ihrer Lippe. „Ohne Widerhaken“, erklärte er. „Diese Art Haken richtet keinen Schaden an. Wollen Sie Ihrem Fisch Hallo sagen?“
    Sie nahm die Forelle und versuchte, unter dem kalten, glitschigen Gefühl nicht zusammenzuzucken. „Hallo Fisch.“
    Ross machte ein Foto mit seinem Handy. Claire blinzelte im Blitzlicht; sie mochte es nicht, fotografiert zu werden.
    „Und jetzt?“, fragte sie.
    „Jetzt lassen wir sie wieder frei.“
    „Ich bin froh, dass Sie das sagen. Nachdem wir uns von Angesicht zu Angesicht kennengelernt haben, hätte ich sie nämlich nicht mehr essen können.“
    Er beugte sich vor und ließ die Forelle ins klare Wasser gleiten. „Wir sehen uns“, rief er ihr hinterher. Dann richtete er sich auf und drehte sich zu Claire um.
    „Das ist also Fliegenfischen.“
    „Ja, das ist Fliegenfischen. Fangen und freilassen.“ Er lächelte immer noch, aber das traurige Aufblitzen in seinen Augen war unübersehbar.
    „Erzählen Sie mir vom Angeln mit George“, bat sie ihn.
    „Das war unser Ding, wissen Sie? Schon vor dem Tod meines Vaters standen Granddad und ich uns sehr nah.“ Er band eine neue Fliege fest. „Wie lautet Ihre Expertenmeinung dazu, Schwester Turner? Wird es das leichter oder schwerer machen?“
    Sie war sich nicht sicher, was sie darauf sagen sollte. Ross befand sich nach zwei Jahren im Krieg noch in der Dekomprimierungsphase. Er hatte seinen Vater verloren und musste sich jetzt damit auseinandersetzen, auch noch seinen Großvater zu verlieren. Und inmitten all dessen hatte George die verrückte Vorstellung, dass sie und Ross … Nein.
    „Wollen Sie es noch einmal versuchen?“, fragte er.
    „Was?“
    Er hielt ihr die Angel hin.
    „Oh. Sicher.“ Claire war froh, ihre Hände beschäftigen zu können. „Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist jede Familie anders. Menschen, die sich nahestehen, haben nicht das Problem, irgendwelche ungelösten Themen zwischen sich zu haben, denn sie haben ihre Verbindung ein Leben lang gepflegt und gehegt. In dem Sinne ist es also einfacher. Man konzentriert sich aufeinander, anstatt über Fehler der Vergangenheit zu grübeln.“
    „Und in anderem Sinne?“
    Sie fand ihren Rhythmus und warf die Schnur. Dieses Mal landete sie im Wasser, aber nicht annähernd an der Stelle, die sie anvisiert hatte. „In anderem Sinne ist es das Schlimmste auf der Welt, jemanden, den man mit ganzem Herzen liebt, zu verlieren.“
    „Das ist es“, stimmte er zu. Drei Wörter nur, und doch vibrierte seine Stimme vor Traurigkeit.
    „Ihr Großvater hat mir erzählt, was mit Ihrem Vater passiert ist“, bemerkte sie leise. „Das tut mir leid. Sie müssen ihn sehr vermissen.“
    „Mit meinem ganzen Herzen. Ich schätze, so bin ich nun einmal.“
    Die Art, wie er das sagte, verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie hoffte, ihre Faszination war nicht allzu offensichtlich. Väter und Söhne, dachte sie. Familie.
    Sie drehte sich ein wenig zur Seite. „Meine Zielgenauigkeit ist fürchterlich“, wechselte sie das Thema. „Verraten Sie mir,was ich verbessern muss.“
    „Nun.“ Er stellte sich wieder hinter sie. „Es fängt alles mit Ihrer Haltung an. Bleiben Sie entspannt.“ Er schlang seine Arme um sie. Mit unglaublicher Geduld und einer Intimität, die sie nicht erwartet hätte, führte er sie durch die Bewegungen. Der Vorwand war sehr dünn, und das wussten sie beide.
    Doch es war ihr egal. Das Werfen war nicht wichtig. Das Einzige, worauf sie sich konzentrieren konnte, war das Gefühl, von hinten umarmt zu werden, sogar unter dem Vorwand, ihr zu zeigen, wie sie die Rute richtig auswarf. Sie genoss es, wie er seinen Körper an ihren drückte, badete in der Wärme seines Atems an ihrem Hals, der leisen Stimme an ihrem Ohr. Er fühlte sich so gut an. Er roch so gut. Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, sich umzudrehen und ihn einfach auf den Mund zu

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