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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Erleichterung. »Ja! Das bin ich. Ich hörte, sein Name war Guthrie, aber Sie haben vermutlich Recht, es war Gus. Der arme Mann. Wussten Sie, dass er sich erhängt hat?«
    Bailey war nicht einmal mehr einen halben Meter von der Tür entfernt. Im Bruchteil einer Sekunde stand Rodney vor ihr, packte ihren Hals und versuchte, sie zu würgen. »Gus Venters war ein böser Mensch! Böse, sag ich, und er hat es verdient zu sterben! Er hat’s verdient!«
    Er drückte sie gegen ein Fenster, und Bailey klammerte sich an den Rahmen, damit ihr Kopf nicht durch das Glas knallte. Gleichzeitig versuchte sie, Rodneys Hände zu lösen.
    Plötzlich öffnete sich das Fenster nach außen, und Bailey fiel hintenüber - in die Arme eines jungen Mannes. Er stöhnte auf und taumelte ein paar Schritte zurück. Bailey sah in die gleichen blauen Augen, die sie schon auf mehreren Fotografien gesehen hatte: Rodney Yates. Eine Zeitreise?, überlegte sie. Bin ich durch ein Fenster in die Fünfzigerjahre gefallen?
    Doch in der nächsten Sekunde setzte der junge Mann sie auf die Füße, packte ihre Hand und fing an zu rennen. »Sie haben die Schlüssel?«, brüllte er über seine Schulter hinweg.
    Sie brauchte einen Augenblick, bevor sie begriff, was er meinte. Dann sah sie ihren Toyota am Fuß des Hügels, hinter sich konnte sie Rodneys wütendes Rufen hören. Gerade als sie den Wagen erreichten, vernahm sie einen Gewehrknall, gefolgt vom Aufheulen eines Motors.
    »Machen wir, dass wir hier wegkommen, Lady!«, schrie der junge Mann, während er auf den Fahrersitz hechtete. »Wo zum Teufel sind die Schlüssel?«
    Bailey war immer noch ganz benommen von den Geschehnissen der letzten Minuten. Was hatte den lüsternen alten Rodney so verwandelt? Ihr Hals schmerzte so sehr, dass sie glaubte, sie könnte nicht mehr schlucken. »Auf dem Boden«, gelang es ihr zu wispern.
    Er wechselte auf den Beifahrersitz, steckte den Kopf unter das Armaturenbrett, und in Sekundenschnelle hielt er die Schlüssel in der Hand. Als sie sich nach dem Geräusch eines Automotors umdrehte, sah Bailey einen riesigen, schwarzen Lieferwagen mit gewaltigen Reifen auf sie zukommen. Sie dachte gar nicht erst nach, sie reagierte nur. Sie riss dem jungen Mann die Schlüssel aus der Hand, sprang auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
    Rodney hatte seinen Lieferwagen den Hügel hinuntergefahren und war im Begriff, den einzigen Bailey bekannten Weg aus den Bergen heraus zu blockieren. Als sie den Wagen direkt auf sich zukommen sah, war ihr klar, dass es nur eine Richtung gab: geradeaus. Wenn sie sich die Zeit nahm, zu wenden und zu versuchen, einen anderen Weg die Berge hinunter zu finden, würde er ihr blitzartig folgen. Sie legte den Gang ein und trat das Gaspedal durch.
    »Nein!«, schrie der junge Mann. »Fahren Sie den Berg runter. Da drüben! Diese Richtung! Raus hier! Wenn er verrückt spielt, tötet er, was ihm in die Quere kommt. Er fragt erst später.«
    Bailey warf einen Blick auf den schmalen Pfad zwischen den Bäumen, auf den der junge Mann zeigte. Um dorthin zu gelangen, würde sie anhalten und wenden müssen. Rodney konnte sie leicht von hinten rammen. Sie fuhr weiter geradewegs auf den Lieferwagen zu und gewann mit jeder Sekunde an Tempo. Einer von ihnen musste ausweichen, sonst würden sie frontal Zusammenstoßen.
    »Drehen Sie ab! Drehen Sie ab! Drehen Sie ab!«, schrie der Junge immer wieder.
    Doch Bailey drehte nicht ab. Rodney tat es. In letzter Sekunde riss er das Steuer seines Lieferwagens nach rechts und verfehlte sie nur um Zentimeter.
    »Sie sind wahnsinnig, wissen Sie das?«, schrie der junge Mann sie an.
    Bailey verlangsamte ihr Tempo und schaltete den Rückwärtsgang ein, während der Wagen noch in Bewegung war. »Nein. Ich habe nur einen Großteil meines Lebens mit einem Mann verbracht, der etwas von Hardball verstand.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Sind Sie angeschnallt?«
    Der junge Mann schnappte sich seinen Gurt und schnallte sich an.
    »Wir fahren jetzt nach unten«, kündigte Bailey an. Sie schaute nach vorn und sah, dass Rodney immer noch mit dem Wenden beschäftigt war. Ihr war klar, dass er zurückkommen würde, und dieses Mal würde er nicht mehr ausweichen, selbst wenn es ihn sein Leben kostete. Du kannst den Überraschungseffekt nur einmal geltend machen, hatte Jimmy ihr gesagt. Danach musst du Verstand und Geschicklichkeit einsetzen.
    »Okay«, sagte sie laut. »Zeit für den Verstand.«
    »Mit wem reden Sie?«
    Bailey

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