Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Nase gespalten. Man konnte das Zahnfleisch sehen. Und er hatte weit abstehende Ohren. Ist das der Junge, nach dem Sie suchen?«
    »McCallum?«, wiederholte Bailey.
    »Ja. Franks Junge. Sie haben doch von Frank gehört, oder?«
    »Ja«, bestätigte Bailey leise. »Einer der Goldenen Sechs. Der, der in den Mord-Selbstmord verwickelt war.«
    »Ja, das ist er, Frank. Luke war Franks Junge. Er hat die Stadt verlassen, als Frank tot war. Nie wieder was von ihm gehört - nicht, dass es irgendwen interessiert hätte. Er hatte 'nen richtigen Tick. Hat sich mit jedem angelegt. Ein echt rebellisches Kind.«
    Bailey war sich ohne jeden Zweifel darüber im Klaren, dass Lucas McCallum und Jimmy Manville ein und dieselbe Person waren. Obwohl ihr Verstand ihr etwas ganz anderes diktierte, stellte sie fest, dass ihre Füße sich zum Haus zurückbewegten.
    »So ist’s recht«, sagte Rodney, »Sie kommen wieder her und ich erzähl Ihnen alles über Frank. Er war ein wunderbarer Mann.«
    »Lucas«, stellte Bailey klar, als sie die Stufen erreichte. »Erzählen Sie mir von Lucas.«
    »Ja, klar, was Sie wollen«, versprach Rodney und breitete die Arme aus, um sie zum Eintreten aufzufordern. »Sie kommen wieder hier rein, und ich erzähle Ihnen, was immer Sie wissen wollen.«
    Dieses Mal musste Bailey sich auf das erhöhte Ende des Sofas setzen. Als sie versuchte, Halt zu finden, hatte sie immerzu den Film Titanic vor Augen und die Menschen, die sich an der Reling festklammerten, während das Schiff unterging. In ihrem Fall war es das Meer, das sie erwartete, für Bailey war es Rodney. Sie war sich nicht sicher, was schlimmer war.
    Sie musste sich Rodneys Version der gesamten glorreichen Geschichte anhören, wie die sechs göttlichen Jungen eine ganze Schule gerettet hatten. In dem Bemühen, nicht auf Rodneys Schoß zu rutschen, klammerte sich Bailey während der ganzen Zeit an die Sofalehne und tat ihr Bestes, um ihn auf das Thema Lucas zu bringen.
    Vermutlich war es nur etwa eine Dreiviertelstunde, die sie warten musste, doch es kam ihr vor wie Stunden. »Was ist mit Lucas?«, fragte sie zum zwanzigsten Mal.
    Verärgert über die erneute Störung, zog Rodney die Stirn in Falten. »Er war nicht von Bedeutung, und er war auch gar nicht dabei, als das Eigentliche, das Wichtige passierte. Frank ist erst später weggegangen und kam wieder mit diesem ... diesem ...« Rodney machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Was ist mit Lukes Mutter?«
    »Hab ich nie getroffen. Wollt’s auch nicht. Wenn sie ein Gesicht wie das von dem Jungen hatte, dann hat sie Frank wahrscheinlich unter Drogen gesetzt, damit er mit ihr ins Bett ging, und hat ihm dann vorgegaukelt, es wär sein Kind. Frank war immer ein großzügiger Kerl. Gab einem alles, was er hatte. Er hat den Jungen womöglich nur aus Freundlichkeit mitgenommen. So war Frank.«
    »Der heilige Frank«, murmelte Bailey, und Rodney sah sie scharf an.
    »Wie kommt’s, dass Sie mir so viele Fragen über diesen Jungen stellen? Kennen Sie ihn? Lebt er noch?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Bailey. Es gefiel ihr nicht, wie Rodney sie ansah.
    »Dieser Junge war hässlicher als die Spangier und sogar gemeiner. Schreiben Sie ein Buch für ihn?«
    »Nein«, antwortete Bailey, »natürlich nicht.« Die Art, wie er sie jetzt ansah, machte sie allmählich auf andere Weise nervös.
    Rodney musterte sie lange, so als versuche er zu ergründen, ob er ihr glauben sollte oder nicht. »Wie kommt’s dann, dass Sie was über diesen hässlichen Jungen erfahren wollen und nicht über uns Helden?«
    »Ich, eh ... ich ...«
    Sein Blick wurde von Sekunde zu Sekunde schärfer. Sie musste sich etwas einfallen lassen.
    Sie holte tief Luft. »Ich möchte ein Geschäft für Eingemachtes eröffnen, und man sagte mir, der Mann, dem früher meine Farm gehörte, hätte auch viel eingekocht. Da wollte ich mehr über ihn erfahren. Wir - ich meine, ich habe im Internet nachgeforscht, aber da stand nichts darüber, wer der frühere Besitzer war.«
    Er sah sie so finster an, dass ihre Nackenhaare sich sträubten. So unauffällig sie konnte, erhob sie sich vom Sofa und bewegte sich langsam rückwärts auf die Tür zu. »Das ist alles. Ich wollte nur etwas mehr über die Farm wissen, die ich gekauft habe. Wissen Sie, da steht dieser große Maulbeerbaum, und ...»
    Rodney riss die Augen auf. »Maulbeerbaum?«, wiederholte er leise. »Erbarmen, Herr! Sind Sie die Witwe, die in Gus’ altem Haus lebt?«
    Sofort verspürte Bailey

Weitere Kostenlose Bücher