Sommer unter dem Maulbeerbaum
gut.«
»Bailey, hören Sie ...« Das Handy gab ein Signal von sich. »O nein, der Akku ist leer. Hören Sie, Bailey - was ist, wenn irgendwo eine Einverständniserklärung Ihrer Mutter existiert? Was ist, wenn Sie und James nun doch legal verheiratet waren? Was ist, wenn Atlanta und Ray nicht seine Blutsverwandten sind? Das würde bedeuten, all die Milliarden gehören Ihnen und nicht den beiden. Und was ist, wenn die Person, der bekannt ist, dass Sie rechtmäßig verheiratet waren, mit dieser Information herausgerückt ist? Vielleicht ist es das, was Atlanta und Ray jetzt aufgeschreckt hat.«
»Aber Jimmys Testament ...«
»Das Testament besagt, das Geld geht an seine Geschwister. Wenn man vor einem Gericht nachweisen kann, dass sie gar nicht mit ihm verwandt waren ... Bailey, haben Sie, seit Sie dort unten sind, irgendetwas zu Gesicht bekommen, das Atlanta und Ray mit James in Verbindung bringt?«
Bailey wollte ihm nichts über das Foto in Matts Schuhkarton sagen. Sie wollte da nicht in etwas verwickelt werden. Es war besser, Atlanta und Ray und selbst Jimmy hinter sich zu lassen.
»Sie haben etwas gehört, nicht wahr?«, sagte Phillip. »Was ist es?«
Sie seufzte. Nicht mal am Telefon kam sie mit einer Lüge davon. »Gar nichts. Ich habe nur ein Foto von ein paar Kindern gesehen, und ich glaube, es könnten Atlanta und Ray gewesen sein.«
»O Gott!«, stöhnte Phillip. »Bailey, Sie wissen gar nicht, wie wichtig das ist. Sie müssen unbedingt alles über sie herausfinden, was Sie können. Wenn ich beweisen kann, dass sie mit James nicht blutsverwandt sind, könnte ich vielleicht diesem Wahnsinn ein Ende bereiten. Und wenn Ihnen irgendjemand einfällt, der wissen könnte, ob Sie verheiratet waren oder nicht ...«
»Ich will das ganze Geld nicht!« Baileys Stimme wurde zu einem schrillen Schrei. Sie konnte bereits die Blitzlichter spüren und hören, wie die Reporter sie fragten, was sie bei allem und jedem empfand.
»Es geht hier doch nicht nur um Siel «, schrie Phillip ins Telefon. »Diese beiden sind dabei, alle Firmen von James zu schließen und zu verkaufen. Davon sind Tausende, vielleicht sogar Millionen von Menschen betroffen. Können Sie nicht irgendetwas in Erfahrung bringen?« Das Handy piepte erneut. »Versprechen Sie mir, dass Sie herausfinden, was Sie können. Schwören Sie es. Es ist sehr, sehr wichtig.«
»Also schön«, sagte Bailey widerstrebend. »Ich werde ...« Sie hielt inne. Das Telefon in ihrer Hand war verstummt. »Ich werde tun, was ich kann«, ergänzte sie, dann verzog sie das Gesicht.
Sie legte den Hörer auf. Bei einem leisen Klopfen an ihre Tür blickte sie hoch. »Ja?« Es war Matt.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. »Ich hab das Telefon gehört.«
»Ja«, antwortete sie, doch Phillip hatte sie aufgewühlt. In der letzten Zeit hatte sie beinahe schon vergessen, dass sie je James Manvilles dicke Frau gewesen war. Es war schon etliche Tage her, seit »Was Jimmy sagte« und »Was Jimmy tat« ihr im Kopf herumgespukt war. Sie war sehr besorgt gewesen, dass Arleen oder Carol etwas herausrutschen könnte, doch die beiden waren es gewöhnt, Geheimnisse für sich zu behalten. Eines Nachmittags hatte Carol gesagt: »Glaubst du vielleicht, sie sollen erfahren, dass mein Mann für Milliardäre arbeitet?« Die Art, wie sie das sagte, brachte Bailey zum Lachen. Das Wort »Milliardär« klang bei ihr, als wäre es eine ansteckende Krankheit.
»Es war nichts«, sagte Bailey zu Matt, wich aber seinem Blick aus. »Nur ein alter Freund. Er war beim Feiern. Es ist sein Geburtstag.«
Als Matt sich nicht vom Fleck rührte, war ihr klar, dass er ihre Lüge durchschaut hatte.
»Ja«, entgegnete er kühl. »Oder vielleicht auch falsch verbunden.« Er gab Bailey keine Gelegenheit, noch etwas zu erwidern, bevor er die Tür zumachte. Sie hörte, wie er die Treppe zum Dachboden hinaufstieg. Er ging nicht zurück ins Bett, sondern nach oben zum Arbeiten.
Bailey versuchte, wieder einzuschlafen, doch Phillips Anruf hatte sie zu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht. Warum hat er sich nicht nach Carol erkundigt?, überlegte sie. Oder nach seinen Töchtern? Er wusste doch sicher, dass seine gesamte Familie bei Bailey in Virginia war. Oder etwa nicht?
Eine Stunde später stand Bailey auf, zog sich an und ging in die Küche. Bis Alex auf war, hatte sie bereits einen fünfzehn Zentimeter hohen Stapel Crepes mit vier verschiedenen Saucen gemacht. Matt kam an den Tisch, aß, sagte aber kaum etwas.
Selbst
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