Sommer unter dem Maulbeerbaum
als Alex bemerkte: »Gut, dass Ihnen der Appetit abhanden gekommen ist, alter Knabe. Männer in Ihrem Alter setzen leicht Fett an«, gab Matt keine Antwort.
»Was ist los mit ihm?«, erkundigte sich Alex, als Matt zur Arbeit gegangen war.
»Nur ... Erwachsenenkram«, erwiderte sie und klang dabei, als sei Alex fünf Jahre alt.
»Aha, Sex«, kombinierte er und lächelte sie an. »Du hast Recht. Mit einem solchen Vater kann ich ja keine Ahnung von Sex haben.«
»Es geht nicht um Sex«, stellte Bailey mit viel Sarkasmus in der Stimme klar. »Nicht zwischen mir und Matthew Longacre. Das kann ich dir versichern.«
»Ja?«, meinte Alex, nahm sich einen weiteren Crepe und gab Ricottakäse und Sauce darauf. »Was ist los? Bringt’s der alte Matt nicht? Denn das wäre der einzige Grund: dass er nicht kann.«
»Wovon sprichst du nur?«
»Lust, Mrs B. Gute alte Lust. Von der Sorte, die Kriege auslöst. Dieser Mann ist so heiß auf dich, dass er bald platzt.«
»Du spinnst und wirst außerdem zu spät kommen. Hör auf zu essen und geh!«
»Wenn du mir nicht glaubst, solltest du zu ihm raufgehen und deine Hand auf ...«
»Raus jetzt! Verschwinde! Und gib dir Mühe, nicht so zu werden wie dein Vater.«
Er schnappte sich seine Schulbücher und rannte zur Tür, genau in dem Augenblick, als sie den Schulbus vor dem Haus halten hörte. »Ich bin viel zu schön, um jemals so zu enden wie er«, rief Alex und grinste, als Bailey anfing zu lachen.
20. KAPITEL
Der Werbespot war ein großer Erfolg. Alle hatten sich in Baileys Haus versammelt, um ihn sich anzuschauen, und sie musste zugeben, dass die Männer gute Verlierer waren. Sie hatten inzwischen eingesehen, dass die Frauen ihre Firma gründen würden, egal, was sie dagegen unternahmen.
»Das alles hat mich so aufgekratzt, dass Rick und ich im Moment den besten Sex unseres Lebens haben«, vertraute Patsy Bailey an. »Er will, dass ich zwei Firmen gründe. Wie steht’s mit dir und Matt?«
»Drei«, sagte Bailey hastig und lächelte, als Patsy anfing zu kichern.
Bailey hatte draußen zu essen hingestellt, doch keine der Frauen konnte etwas zu sich nehmen, während sie darauf warteten, dass der Spot gesendet wurde, so nervös waren sie. Für einen Moment trat Bailey ein paar Schritte zurück und beobachtete alle. Mutter Teresa hatte einmal gesagt, was die Menschen tiefer verletze als Armut oder Krankheit, sei das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Als sie jetzt die Menschen betrachtete, die sich unter ihrem Maulbeerbaum versammelt hatten, war sie sicher, dass Mutter Teresa Recht hatte. Alle hier anwesenden Frauen, sie selbst eingeschlossen, hatten sich in den letzten Wochen verändert, und das lag daran, dass sie jetzt spürten, sie hatten ein Lebensziel.
Die stärkste Veränderung hatte sich in Arleen vollzogen. In all den Jahren, in denen sie um Jimmy herumgelungert war, hatte Bailey sie nie ausstehen können. Sie war ein Parasit. Doch Arleen hatte sich als großer Gewinn für sie alle entpuppt, und in den vergangenen Wochen hatte sie sogar zugenommen, da sie immer wieder von Baileys Kreationen kostete. Sie lehnte die Hälfte der Entwürfe, die Carla vorschlug, mit der Begründung ab, sie sähen aus, als seien sie für »Wohnwagengesindel« gedacht. »Vorsicht«, hatte Bailey sie ermahnt, »deine Herkunft macht sich bemerkbar.« Am Ende hatten sie es Arleen zu verdanken, dass sie mit einem schlichten Label dastanden, das zum Ausdruck brachte, dass die Produkte exklusiv und elegant waren, aber trotzdem erschwinglich.
Carol hatte einen guten Einfluss auf Violet ausgeübt. Diese hatte zwanzig Pfund abgenommen, seit Tagen schon hatte Bailey sie nicht mehr mit einem Joint in der Hand gesehen.
»Es ist so weit«, sagte Carol, und alle blieben für den Bruchteil einer Sekunde völlig reglos, bevor sie auf Baileys Hintertür zurannten. Alex und Patsys Zwillinge klemmten sich gegenseitig in der Tür ein - mit Carla in der Mitte.
»Benehmt euch!«, rief Patsy und versetzte ihren Söhnen einen Klaps mit einem zusammengerollten Katalog.
Lachend traten die Jungen zurück und ließen Carla vorgehen.
Bailey setzte sich neben Matt aufs Sofa, und alle hielten den Atem an, als das Footballspiel für eine Werbepause unterbrochen wurde. Ohne nachzudenken, nahm Bailey Matts Hand und hielt sie fest.
In dem Spot saßen eine Frau und ihre beiden Kinder (Carol, ihre jüngste Tochter sowie Carla) in ihrem
Wohnzimmer und sahen fern. Im Zimmer herrschte ein heilloses Chaos, alle drei
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